Edward mit den Scherenhänden Edward Scissorhands
© Twentieth Century Fox

Edward mit den Scherenhänden

Edward mit den Scherenhänden Edward Scissorhands
„Edward mit den Scherenhänden“ // Deutschland-Start: 18. April 1991 (Kino) // 15. Juli 2011 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich war Peg Bogg (Dianne Wiest) als Vertreterin unterwegs, um Kosmetik-Produkte zu verkaufen, als sie an das Tor des großen Schlosses klopft. Doch von dem Besitzer ist weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen trifft sie dort Edward (Johnny Depp), einen schüchternen künstlichen Menschen. Dessen Erfinder (Vincent Price) war kurz vor der Fertigstellung gestorben, weswegen der junge Mann statt der vorgesehenen Hände nur Scheren hat. Voller Mitleid für das zurückgelassene Wesen beschließt Peg, Edward mit nach Hause zu nehmen, wo er bei ihr, Ehemann Bill (Alan Arkin) und den beiden Kindern Kim (Winona Ryder) und Kevin (Robert Oliveri) leben soll. Schnell fügt sich der Neue in das Familienleben ein und wird auch in der Nachbarschaft begeistert aufgenommen. Schwierig wird es jedoch, als Edward und Peg Gefühle füreinander entwickeln …

Auf den Spuren alter Märchen

Nachdem Tim Burton zuvor bereits mehrere Kurzfilme gedreht hatte, gelang ihm ab Mitte der 1980er der eigentliche Durchbruch. Sowohl sein Langfilmdebüt Pee-Wee’s irre Abenteuer (1985) wie auch der Kultfilm Beetlejuice (1988) waren Erfolge an den Kinokassen. Doch erst mit der Comic-Adaption Batman (1989) katapultierte er sich in die erste Reihe der Hollywood-Regisseure. Groß war daher die Neugierde, was der US-Amerikaner nach seinem Blockbuster vorlegen würde. Anstatt seinen neu gewonnenen Mainstream-Ruhm für weitere Großproduktionen zu nutzen, drehte er jedoch lieber Edward mit den Scherenhänden. Und das bei der Konkurrenz: Obwohl Warner mit dem dunklen Ritter enorm viel Geld eingenommen hatte, war offensichtlich die Skepsis groß, was das Herzensprojekt Burtons anging. Tatsächlich waren die Einspielergebnisse deutlich geringer. Für sich genommen war aber auch das Folgewerk erfolgreich.

Ganz überraschend war das nicht. Schließlich vertraute Burton bei seiner Geschichte auf bewährte Motive, die eine lange Tradition haben. So griffen er und Caroline Thompson (Addams Family), die seine Idee in ein Drehbuch umwandelte, auf ein beliebtes Motiv zurück. Wenn ein künstlich erschaffener Außenseiter das Herz einer jungen Frau gewinnt, dann kommt einem das sehr bekannt vor. Edward mit den Scherenhänden wirkt wie eine Mischung aus Frankenstein, Die Schöne und das Biest und Der Glöckner von Notre-Dame. Das Märchenhafte des Films wird durch die Rahmenhandlung noch weiter verstärkt, in der eine ältere Frau ihrer Enkelin von Edward und seinem Leben unter den Menschen erzählt. Eine Gute-Nacht-Geschichte, wie man sie früher Kindern noch gern vorgelesen hat.

Komisch und sentimental

Wobei Edward mit den Scherenhänden keine reine Kopie alter Märchen ist. Da wäre zum einen der sonderbare Einfall rund um die Extremitäten, die Burton auch auf komische Weise zu nutzen versteht. So gibt es zwischendurch mehrere Szenen, in denen der blasse Fremde ungeahnte Talente demonstriert, mit denen er wahlweise die Frauen oder ihre Gärten verschönert. Diese Kleinstadt-Idylle steht dabei in einem starken Kontrast zu den düsteren bis morbiden Elementen. Gerade die Gegenüberstellung von dem riesigen Schloss, das einem Horror-Film entnommen zu sein scheint – Vincent Price wurde nicht ohne Grund engagiert – und den zurechtgestutzten und künstlichen Bonbon-Häuschen zeigt, dass Edward aus einer ganz anderen Welt stammt. Streckenweise hat das dann auch satirische Momente.

Insgesamt überwiegt aber das Gefühlige, wenn sich Burton hier von seiner sentimentalen Seite zeigt. Ein Herz für Außenseiter hatte er natürlich immer, wie er oftmals in seinen Filmen zeigte. Selten wurde das aber so sehr ausgelebt wie in Edward mit den Scherenhänden. Das ist bis heute sehenswert, wegen der Optik und der komisch-rührenden Geschichte. Und natürlich auch wegen des Ensembles. Johnny Depp, der hier das erste Mal mit Burton zusammenarbeitete, konnte sich von seinem reinen Schönling-Image lösen und überzeugte als entrücktes Kunstwesen, das sich danach sehnt, ein echter Mensch zu sein. Das war damals schon nicht neu, der grobe Ablauf war vorherzusehen. Aber es bleibt ein schönes sowie zweitloses Märchen, das einen mehr als drei Jahrzehnte später noch immer träumen lässt.

Credits

OT: „Edward Scissorhands“
Land: USA
Jahr: 1990
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Caroline Thompson
Musik: Danny Elfman
Kamera: Stefan Czapsky
Besetzung: Johnny Depp, Winona Ryder, Dianne Wiest, Alan Arkin, Robert Oliveri, Anthony Michael Hall, Kathy Baker, Vincent Price

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1991 Bestes Make-up Ve Neill, Stan Winston nominiert
BAFTA 1992 Beste Kostüme Colleen Atwood nominiert
Bestes Make-up Ve Neill nominiert
Bestes Szenenbild Bo Welch Sieg
Beste Spezialeffekte Stan Winston nominiert
Golden Globes 1991 Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) Johnny Depp nominiert

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Edward mit den Scherenhänden
fazit
„Edward mit den Scherenhänden“ ist ein noch immer sehenswertes Märchen über einen künstlichen Menschen, der in einer Kleinstadt-Nachbarschaft landet. Die knallige Optik, der Kontrast aus Idylle und Horror und das Ensemble machen den Film zu einem der schönsten von Tim Burton.
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