Eher fliegen hier UFOs Tv Fernsehen ARD Das Erste Streamen online Mediathek DVD kaufen
© WDR/Olaf Hirschberg

Eher fliegen hier UFOs

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„Eher fliegen hier UFOs“ // Deutschland-Start: 8. November 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Familie Baumanns ist eng mit Niersdorf verwachsen, einem Ort am Niederrhein. Doch die Zeit dort neigt sich ihrem Ende zu. So soll die Braunkohleförderung verstärkt werden, weshalb das Dorf weichen muss – mit all seinen Bewohnern und Bewohnerinnen. Noch stemmt sich die Familie dagegen. Marita Baumanns (Johanna Gastdorf) betreibt auch weiterhin mit ihrem Schwager Klaus (Markus John), dessen Frau Irene (Petra Nadolny) und deren Tochter Natalie (Merle Wasmuth) die ortsansässige, familieneigene Bäckerei. Gemeinsam wollen sie ausharren, solange es eben geht. Dabei geht es nicht allein um die Häuser und die Erinnerungen an die Heimat, was ihnen den Fortgang erschwert. Marita hatte zudem ihrem Mann vor dessen Tod versprochen, dass er in seinem Dorf begraben bleibt. Und dieses Versprechen will sie halten, koste es, was es wolle …

Das Opfer einiger für das Land

Die letzten Jahre waren auch in Deutschland mit zahlreichen Brüchen verbunden. Ob es nun die Corona-Pandemie war, die Einschränkungen in Folge des Ukraine-Kriegs oder auch die Schwierigkeiten, die mit dem notwendigen ökologischen Umbau verbunden sind: Zuweilen hat man das Gefühl, dass kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Dass uns alles genommen wird, was unserem Leben Stabilität gibt. Die Verlustängste sind groß. Eher fliegen hier UFOs handelt von solchen Ängsten, von schmerzhaften Prozessen und dem Verlust des Liebgewonnenen. Während die obigen Beispiele aber alles äußere Faktoren waren, auf die man irgendwie reagieren muss, ist die Not in dem ARD-Drama quasi hausgemacht. Deutschland will an die Kohlevorkommen, dafür müssen dann eben die Menschen weichen.

Daraus hätte man eine grundsätzliche Diskussion machen können, wo Rechte und Pflichte Einzelner aufhören. Sollte man wirklich ganze Dörfer auslöschen zum Wohl des Landes? Wie viel Individualismus ist im Geflecht eines Kollektivs zu vertreten? Eher fliegen hier UFOs will diese Diskussion aber gar nicht führen. Die Entscheidung ist hier mehr oder weniger bereits gefallen. Es geht nicht darum, ob das alles geschieht. Stattdessen interessiert sich Co-Regisseur und Autor Ingo Haeb (Das Zimmermädchen Lynn) dafür, wie die Menschen mit der Situation umgehen. Dafür wählte er sich eine einzelne Familie aus, die stellvertretend für alle Betroffenen diese Kämpfe austrägt. Es tauchen zwar auch andere in dem Film auf. Die verschwinden größtenteils aber wieder schnell.

Leises Langzeit-Drama

Interessant ist, wie das Drama als Langzeitprojekt konzipiert wurde. So begleiten wir hier die Familie Baumanns über mehrere Jahre hinweg. Auf diese Weise sieht das Publikum nicht nur, wie sich der Ort verändert und die Menschen neue Wege einschlagen. Haeb baut zudem auch zeitgeschichtliche Elemente ein, etwa die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg. Das hat prinzipiell nichts mit dem Thema der Umsiedelung zu tun. Es trägt aber zur Atmosphäre bei. Eher fliegen hier UFOs ist ein Film, der sich das Leben ganz gewöhnlicher Leute anschaut und zeigt, was das mit ihnen macht. Dabei wird auf große dramatische Momente verzichtet. Selbst die sehr traurigen Punkte werden schnell und ohne viel Aufregung abgehandelt. Das Leben geht weiter, irgendwie, weil es das eben muss.

Das ist ziemlich unspektakulär und leise, gerade für eine Produktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Aber eben auch sehenswert. So gibt es einiges, worüber man im Anschluss diskutieren kann, darunter das Konzept von Heimat. Spannend ist beispielsweise die Passage, wenn die Alteingesessenen und junge Aktivisten und Aktivistinnen, die aus Umweltgründen gegen die Braunkohleförderung protestieren, aufeinandertreffen. Beide Seiten kämpfen gegen einen gemeinsamen Feind, die eine für eine Zukunft, die andere für ihre Vergangenheit, ohne wirklich einander zu verstehen. Für solche Punkte lohnt sich das Drama. Außerdem ist Eher fliegen hier UFOs gut gespielt. Vor allem die immer wieder verlässliche Johanna Gastdorf (Sophia, der Tod & ich, Like a Loser) trägt dazu bei, dass man sich in das Schicksal der Figuren hineinversetzen kann und ihnen Glück wünscht, ohne zu wissen, was dies letztendlich bedeutet. Selbst wenn die wenigsten Menschen ihr Zuhause auf eine solche Weise aufgeben müssen, wird hier eine universelle Geschichte daraus, die einen mit minimalen Mitteln zu bewegen versteht.

Credits

OT: „Eher fliegen hier UFOs“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Ingo Haeb, Gina Wenzel
Drehbuch: Ingo Haeb
Musik: Jakob Ilja
Kamera: Olaf Hirschberg
Besetzung: Johanna Gastdorf, Merle Wasmuth, Markus John, Petra Nadolny, Jürgen Rissmann, Aurel Manthei, Benjamin Hoeppner, Margit Laue

Bilder

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Eher fliegen hier UFOs
fazit
„Eher fliegen hier UFOs“ begleitet eine Familie, die wie diverse andere auch aus ihrem Dorf umziehen müssen, um der Braunkohleförderung Platz zu machen. Das ist ruhig und nüchtern erzählt, ganz ohne großes Drama. Und doch geht dieser leise Film zu Herzen, wenn die Menschen damit hadern, sich von der gemeinsamen Vergangenheit zu verabschieden, und nicht wirklich wissen, wie es weitergehen soll.
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