Nachdem uns in diesem Jahr bereits Werke wie Kizazi Moto: Generation Fire oder Pambara – Brauchen wir einen Boss? auf ihre jeweils ganz eigene Art Einblicke in die Ereignisse auf dem afrikanischen Kontinent gewährten, kommt nun mit Expedition Niger – Pures Afrika ein Dokumentarfilm in die Kinos, welcher sich dem Thema auf etwas sachlichere Weise annimmt. Wie es der Titel bereits vorwegnimmt, steht dabei der westafrikanische Binnenstaat im Fokus. Niger zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und wenn es einmal von sich reden macht und internationale Aufmerksamkeit für sich beanspruchen kann, dann oft nicht aus guten Gründen. Erst letzten Juli fand ein weiterer Militärputsch statt, wodurch die Republik zum fünften Mal seit ihrer Unabhängigkeit von Frankreich im Jahre 1960 zu einer Militärdiktatur wurde.
Zahlreiche Gefahren
2020, zum Drehzeitpunkt von Expedition Niger – Pures Afrika also, sah die Lage ein wenig anders aus – wobei die Betonung auf „ein wenig“ liegt. Der letzte erfolgreiche Militärputsch fand zehn Jahre zuvor statt, aber das Land ist alles andere als sicher. Wer als Tourist dennoch sein Glück versuchen wollte, der konnte sich vertrauensvoll an Alexey Kolbov wenden. Expeditionen in über 60 Länder hat der Russe bereits veranstaltet. Niger besuchen zu wollen, erinnert ein wenig an die in Der Vulkan: Rettung von Whakaari rekapitulierten Ereignisse. Dabei geht die größte Gefahr hier nicht von der Natur aus, auch wenn die Folgen von Sandstürmen nicht zu unterschätzen sind. In der Dokumentation selbst wird lediglich die terroristische Gruppierung Boko Haram erwähnt, wobei diese eigentlich noch den geringsten Einfluss hat.
Nichtsdestotrotz ist auch diese dafür verantwortlich, dass westliche Besucher regelmäßig entführt und festgehalten werden. Daher werden die Touristen (und gleichsam Filmemacher Roberto Fischer, der die Doku ähnlich wie Matto Barfuss im Alleingang realisierte) von einem Militärkonvoi begleitet, der mit seiner schweren Bewaffnung für Sicherheit sorgen soll. Die Teilnehmer der Expeditionen kommen auch selbst zu Wort und erklären, wieso sie sich dazu entschieden haben, bei dieser Unternehmung dabei zu sein.
Einblicke abseits der Touristenpfade
Da wir die Touristen begleiten, ist die touristische Perspektive oft maßgeblich für die Dokumentation. Die Bilder sind vielleicht etwas zu sehr auf Hochglanz poliert, vieles hier könnte auch aus einem Imagefilm des Reiseveranstalters stammen. Allerdings ist Expedition Niger – Pures Afrika kein Reisebericht wie etwa Kurs Südwest. Hier werden jede Menge Hintergrundinformation geliefert, über das Land, die Leute und die generellen Umstände. Die Musik lässt die Präsentation bisweilen etwas zu fröhlich wirken, wodurch die fraglos gelungenen Bilder teilweise romantisiert wirken. Abgesehen von der Hitze hat Niger durchaus schöne Gegenden zu bieten, die so wie hier gezeigt durchaus einen Besuch wert wären – trotz Hinweisen im Voiceover geraten die realen Gefahren dabei aber zu oft in Vergessenheit.
Die Touristen selbst stehen allerdings nicht im Mittelpunkt, spielen nach ihren anfänglichen Aussagen kaum noch eine Rolle, kommentieren im weiteren Verlauf nur noch sporadisch das Erlebte. Stattdessen beschäftigt sich die Doku viel mit den Landschaften und den Nomandenvölkern Nigers. Von den Tuareg werden wohl die meisten gefestigten Dokuconnaisseure bereits gehört haben, aber auch in das Leben der Woodabe gewährt Expedition Niger – Pures Afrika interessante Einblicke.
OT: „Expedition Niger: Real Africa“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Roberto Fischer
Drehbuch: Roberto Fischer
Musik: Roberto Fischer
Kamera: Roberto Fischer
Mitwirkende: Roberto Fischer, Alexey Kolbov, Yaou Mahaman
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