Family Portrait
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Family Portrait

Family Portrait
„Family Portrait“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollte Katy (Deragh Campbell) doch nur eine Sache erledigen – endlich das traditionelle Foto mit der ganzen Familie schießen, damit sie und ihr Freund Olek (Chris Galust) noch rechtzeitig an den Flughafen kommen. Auch für Barbara (Silvana Jakich) gibt es an diesem Morgen nichts Wichtigeres, als das Foto zu organisieren Doch irgendwie scheint an diesem schönen Sommertag alles ein wenig anders zu sein. Plötzlich ist Barbara verschwunden und Katy ist so ziemlich der einzige Mensch, den das interessiert. Der Rest der Familie kümmert sich nicht. Langsam, aber sicher bricht der schöne Tag mit der Familie für Katy in sich zusammen. Erst nach und nach scheint sich zu entfalten, dass für sie wohl mehr dahinterstecken könnte als ein bloßes Familienfoto.

Zwischen Idylle und Unbehagen

Der Film Family Portrait – das sei schon einmal vorweg genommen – besticht vor allem durch seine besondere Stimmung. Es ist ein warmer Sommertag, alle scheinen gute Laune zu haben und großartige Sorgen gibt es nicht. Doch irgendwie ist der Frieden nicht von Dauer. Gesprächsfetzen hier, kleine Hinweise da – das Gefühl einer ewig bleibenden Idylle kommt nicht auf. Trotz guter Stimmung bei seinen Figuren sorgt der Film alleine schon durch ein auditives Grundrauschen für Unbehagen. Und so pendelt sich der Film und seine besondere Stimmung langsam, aber sicher irgendwo zwischen völliger Unbeschwertheit und anstehender Unruhe ein. Eine sehenswerte und besondere Mischung.

Fragen über Fragen

Diese emotionale Fallhöhe trägt den Film dabei komplett. Irgendwas scheint im Argen zu sein. Sei es eine anstehende Pandemie oder das Verschwinden der Mutter. Beim Schauen tauchen schnell zahlreiche Fragen vor dem inneren Auge auf. Wo ist die Mutter hin? Ist sie wirklich verschwunden? Warum interessiert sich keiner so richtig dafür? Warum ist Katy das Foto so wichtig? Alles Fragen, die zu einer großen Gesamtfrage führen: Passiert das, was man zu sehen bekommt, tatsächlich oder ist das alles bloß eine Allegorie? Lösungsansätze und Erklärungen bietet der Film nur Häppchenweise. Wer eine in sich geschlossene Geschichte erwartet, ist fehl am Platz.

Family Portrait erzählt durch seine Bilder und Dialoge, die trotz ihrer Oberflächlichkeit viele Einblicke in die Figuren geben. Auch das ist ein großer Pluspunkt. Charaktereigenschaften manifestieren sich hier nicht durch Erzählungen oder signifikante Sätze, sondern ganz nebenbei durch vermeintlich Unerhebliches, wie einen beiläufigen Blick. Wenn Katy bei der Suche nach ihrer Mutter zu ihrer Familie läuft, haftet die Kamera nicht auf ihr, sondern auf den Personen auf die sie zugeht. Alleine der Blick ihrer Schwester Annabelle (Rachel Alig), in dem Moment, als sie Katy erblickt, suggeriert, dass an der gesamten Situation etwas nicht stimmen kann. Warum sonst sollten Figuren die Protagonistin bei ihrer Suche so misstrauisch beäugen.

Starre Kamera – viel zu sehen

Generell weiß auch die Kameraarbeit zu gefallen. Wer dynamische Kameraeinstellungen und -fahrten erwartet, wird zwar wohl eher enttäuscht, doch die gewählten Bildausschnitte erzählen meist mehr, als zu erwarten wäre. Starre Einstellungen haften bei Dialogen oft nicht auf den sprechenden Personen, sondern auf Körperpartien der Zuhörenden. Das bietet tollen Interpretationsspielraum. In vielen Bildern gibt es also auf den zweiten Blick eine Menge zu entdecken. Auch sorgen vereinzelte Plansequenzen immer wieder für willkommene Abwechslung in einem auf den ersten Blick ereignisarmen Film. Hinter starren Einstellungen und wenigen Dialogen entfaltet sich so nach und nach eine weitaus umfangreichere Geschichte.

Credits

OT: „Family Portrait“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Lucy Kerr
Drehbuch: Lucy Kerr
Kamera: Lidia Nikonova
Besetzung: Deragh Campbell, Chris Galust, Rachel Alig, Katie Folger, Robert Salas

Trailer

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Family Portrait
fazit
Mit einer Laufzeit von 70 Minuten recht kurzweilig kommt „Family Portrait“ daher. Der Film besticht vor allem durch seine besondere Stimmung und tolle Erzählweise frei nach dem Motto weniger ist mehr. So kann er fast gänzlich über seine ereignisarme Geschichte hinwegtäuschen.
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