Der Schock ist groß bei der Familie, als sich die Teenagerin Yulia (Polina Vataga) vor einen Zug wirft und ihren Verletzungen erliegt. Wie konnte es nur so weit kommen? Was hat sie dazu veranlasst? Ihre Schwester Dana (Anna Potebnya) kann nicht akzeptieren, was da vorgefallen ist, und will der Sache nachgehen. Als sie auf dem Laptop der Verstorbenen nachschaut, stellt sie fest, dass Yulia offensichtlich an einem Internet-Spiel teilgenommen hat, welches den Teilnehmenden immer drastischere Aufgaben stellt – bis hin zum Tod. Dana will sich damit nicht zufriedengeben und beschließt daher, selbst an diesem Spiel teilzunehmen und auf diese Weise herauszufinden, wer hinter all dem steckt …
Ein reales Phänomen als Tempo-Thriller
Einige Jahre ist es her, dass die sogenannte Blue Whale Challenge zuerst Russland infizierte, bevor diese auch in Europa bekannt wurde. Bei diesem Internet-Phänomen wurden die Menschen davon überzeugt, sich irgendwelchen Herausforderungen zu stellen, die mit der Zeit immer drastischer wurden und bis zum Tod führen konnten. Inzwischen ist es ruhiger um die Geschichte geworden, was es etwas eigenartig macht, dass Jahre später mit following – Challenge des Todes doch noch ein Film bei uns erscheint, der sich mit dem Thema befasst. Andererseits sind die Mechanismen hinter diesem „Spiel“ so universell, dass diese auch losgelöst von dem konkreten Kontext funktionieren und man daraus eine allgemeine Warnung hätte machen können.
So richtig viel Interesse hatte man hier aber nicht daran, etwas tatsächlich Relevantes aus dem Thema zu machen. Stattdessen will Regisseurin und Co-Autorin Anna Zaytseva in erster Linie unterhalten und machte aus dem Stoff daher einen Thriller. Tiefgang hat der eher weniger, dafür ein hohes Tempo. Wo es bei dem zugrundeliegenden Spiel normalerweise größere Pausen gibt und die Teilnehmenden auf diese Weise immer tiefer hineingezogen werden, da ist bei following – Challenge des Todes Geschwindigkeit angesagt. Ständig passiert etwas, der Film gibt einem keine Möglichkeit, einmal zur Ruhe zu kommen und etwas zu verarbeiten. Hektisch rennt Dana umher, minütlich entdeckt sie etwas Neues oder wird von den Hintermännern genötigt. Zwischendurch darf es dann auch mal richtig gefährlich werden.
Anstrengend und ärgerlich
Diese Rastlosigkeit ist eng mit der visuellen Inszenierung verknüpft. Ähnlich zu Searching und Missing wird das Geschehen durch irgendwelche Bildschirme erzählt. Mal sehen wir die Protagonistin durch einen Laptop, auch das Handy kommt zum Einsatz. Vor ein paar Jahren war eine solche Optik noch neu und reizvoll. Inzwischen kam das aber bereits so oft zum Einsatz, dass man schon einen guten Grund haben sollte, so etwas zu machen. Bei following – Challenge des Todes funktioniert das nur mäßig. Natürlich dreht sich die Geschichte um das Internet, was den gelegentlichen Blick naheliegend macht. Insgesamt ist das aber schon eher forciert, da gibt die Form den Inhalt vor und nicht umgekehrt. Aber Glaubwürdigkeit war hier ohnehin keine Priorität, man muss bei dem Film nicht alles nachvollziehen können.
Das größere Problem ist dabei, dass der Thriller einfach nicht übermäßig interessant ist. Die Perfidität des Internet-Spiels wird hier einem hysterischen Hochgeschwindigkeits-Dauerfeuer geopfert, das mehr ermüdet, als dass es wirklich packen würde. Hinzu kommt, dass man sich an einer Wendung versucht, die so absehbar ist, dass man bis zum Schluss darauf hofft, das Drehbuchteam hätte sich etwas weniger Naheliegendes ausgedacht. Ist aber nicht so, die erzählerischen Ambitionen sind schon sehr niedrig. Dann und wann gibt es auch mal effektivere Momente, etwa beim Anblick der grausigen Maske, mit der Mr. X herumläuft. Das reicht aber nicht aus, um tatsächliche Spannung zu erzeugen. following – Challenge des Todes ist gleichzeitig öde und ärgerlich, wenn eine reale Tragödie und Gefahr auf heuchlerische Weise ausgenutzt wird.
OT: „#khochuvyhru“
IT: „#Blue_Whale“
Land: Russland
Jahr: 2021
Regie: Anna Zaytseva
Drehbuch: Evgeniya Bogomyakova, Anna Zaytseva, Olga Klemesheva
Musik: Sergey Moiseenko
Kamera: Egor Vetokhin
Besetzung: Anna Potebnya, Timofey Eletskiy, Diana Shulmina
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