Der Schock ist groß, als der Polizist Ray Tiernan (Frank Smith) in der Wohnung seiner Ex-Frau Vivian (Ciara O’Callaghan) erschossen aufgefunden wird – und diese die Tatwaffe in der Hand hält. Da Vivian sehr unbeliebt bei den Kollegen und Kolleginnen ist, hält sich der Drang in Grenzen, nach alternativen Erklärungen zu suchen. Für Harry Wild (Jane Seymour) bedeutet dies, dass sie die Sache selbst in die Hand nehmen muss, war Ray doch der Chef ihres Sohns Charlie (Kevin Ryan). Und so macht sie sich erneut an die Arbeit, gemeinsam mit Fergus Reid (Rohan Need) die wahren Hintergründe des Mordes herauszufinden. Denn auch wenn sie eigentlich aus dem Bereich der Literatur kommt, haben die beiden doch Routine beim Aufklären von Verbrechen …
Rückkehr des ungewöhnliches Duos
Als vor anderthalb Jahre die erste Staffel von Harry Wild: Mörderjagd in Dublin im ZDF ausgestrahlt wurde, war dies eine positive Überraschung. Klar, Krimis gibt es wie Sand am Meer. Manchmal hat man den Eindruck, dass die öffentlich-rechtlichen Sender gar nichts anderes mehr produzieren. Müssen dann auch noch unbedingt Titel aus dem Ausland importiert werden? Die irische Produktion hebt sich von den vielen anderen Kollegen und Kolleginnen aber durch die ungewöhnliche Figurenkonstellation ab. Eine steife Literaturprofessorin und ein Straßendieb gemeinsam auf Verbrecherjagd? Auf diese Idee muss man erst einmal kommen, David Logan hatte sich für die Serie schon richtig etwas einfallen lassen.
Bei der zweiten Staffel hinterlässt das natürlich nicht mehr den Eindruck wie beim Auftakt. So ist das Verhältnis der beiden Figuren gefestigt, die Zusammenarbeit hat sich etabliert. Es gibt nicht mehr die großen Reibungen wie noch zu Beginn. Dann und wann kommt es schon noch zu Szenen, bei denen die großen Kontraste deutlich werden, etwa wenn Harry mal wieder aus irgendwelchen Büchern zitiert. Umgekehrt ist Fergus die Möglichkeit, ein bisschen stärker in die Modernität unterwegs zu sein. Richtige Streitigkeiten entstehen daraus aber nicht mehr. Bei der zweiten Staffel von Harry Wild: Mörderjagd in Dublin entstehen Konflikte allenfalls innerhalb der Familie. So ist Charlie nach wie vor nicht begeistert darüber, dass seine Mutter überall rumschnüffelt.
Originelle Fälle
Neu ist dieses Mal, dass auch Paula Kenny (Samantha Mumba) mitmischt, die Mutter von Fergus. Diese hatte die Familie verlassen, worunter der Jugendliche noch immer sehr leidet. Ein Nebenstrang der neuen sechs Folgen handelt dann auch davon, wie die zurückgekehrte Paula versucht, den Kontakt neu aufzubauen. Anders als aber bei diversen deutschen Krimiserien mit höherem Drama-Anteil – etwa Die Heiland – Wir sind Anwalt oder Jenseits der Spree – hat man hier nicht das Gefühl, dass es dabei um eine reine Pflichterfüllung geht. Die einzelnen Szenen haben tatsächlich eine Bedeutung und wurden nicht einfach nur irgendwie in die Geschichte gepresst in der Hoffnung, dass dies die Figuren etwas nahbarer macht.
Dass Harry Wild: Mörderjagd in Dublin diese Passagen besser löst, ist auch deshalb bemerkenswert, weil die einzelnen Folgen hier kürzer sind als bei den deutschen Serien. Und doch sind die Fälle spannender. Klar, bei einer Laufzeit von nicht einmal 45 Minuten kann man keine Wunderwerke erwarten. Aber die Fälle sind originell und die Ermittlungen folgen nachvollziehbaren Schritten, anstatt einfach die Lösung aus einem Hut zu zaubern. Damit ist auch die zweite Staffel den meisten hiesigen Produktionen überlegen. Die zuweilen auch mit Humor aufgelockerte Krimiserie macht Spaß und lässt einen jedes Mal grübeln, was hinter den zum Teil wirklich rätselhaften Morden steckt. Wer nichts gegen eine eher lockere Interpretation des Genres einzuwenden hat, sollte die Reise nach Irland antreten.
OT: „Harry Wild“
Land: Irland
Jahr: 2023
Regie: Robert Quinn
Drehbuch: David Logan, Jo Spain
Musik: Ray Harman
Kamera: Ciaran Kavanagh
Besetzung: Jane Seymour, Rohan Nedd, Kevin J. Ryan, Amy Huberman, Rose O’Neill, Paul Tylak, Samantha Mumba, Anthony Delaney
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