Joes Apartment
© Warner Bros.

Joe’s Apartment – Das große Krabbeln

Joes Apartment
„Joe’s Apartment – Das große Krabbeln“ // Deutschland-Start: 21. März 1997 (Video)

Inhalt / Kritik

Die Freude ist groß bei Joe (Jerry O’Connell), als er in New York City ankommt. Endlich auf eigenen Beinen stehen! Doch die Freude macht schnell Ernüchterung Platz. Nicht nur, dass Gewalt und Kriminalität an jeder Straßenecke auf ihn warten. Er tut sich zudem schwer damit, eine richtige Arbeit zu finden, niemand interessiert sich für seinen College-Abschluss. Dabei bräuchte er Geld, richtig viel Geld, um sich eine Wohnung leisten zu können. Durch Zufall und mit Hilfe des Künstlers Walter Shit (Jim Turner) gelangt er doch noch an eine Bleibe. Sie hat nur einen Haken. Genauer Tausende: Die Wohnung wird von unzähligen singenden Kakerlaken bevölkert. Zwar gelingt es Joe, sich mit den Insekten zu arrangieren. Und doch werden sie immer wieder zu einem Problem, sei es bei seinen Jobs oder auch der Romanze mit Lily Dougherty (Megan Ward) …

Kakerlaken gehen baden

Ältere Semester werden sich daran erinnern: Es gab eine Zeit, in der das M in MTV tatsächlich für Musik stand und den ganzen Tag Videos oder Live-Aufnahmen gezeigt wurden. Aber schon in den 1990ern experimentierte man damit, das Branding für fiktionale Stoffe zu nutzen. So entstanden damals eine Reihe sehr spannender Animationsserien wie Aeon Flux (1991) oder The Maxx (1995), die Kultstatus errangen. Der Versuch, die Kinos zu bedienen, war hingegen zunächst von wenig Erfolg gekrönt. So ging der erste Live-Action-Film Joe’s Apartment – Das große Krabbeln ziemlich baden. An den US-amerikanischen Kinokassen wurde die Komödie um einen Mann und seine Kakerlaken zu einem riesigen Flop. Bei den Kritiken kam sie noch schlechter weg, niemand wollte den Film sehen. Warner Bros. wollte im Anschluss mit MTV nichts mehr zu tun haben und verkaufte die Vertriebsrechte wieder zurück an die MTV-Mutter Viacom.

Später hat sich das etwas geändert, manche blicken mit Nostalgie auf das Werk zurück. Tatsächlich ist es auch nicht so schlecht, wie es einen die damaligen Verrisse glauben machen wollten. Da gibt es im Komödienfach, auch heute noch, deutlich Schlimmeres. So ist die zugrundeliegende Idee eigentlich ganz nett, aus der Sicht des Ungeziefers zu erzählen. Neu war die seinerzeit nicht, der japanische Anime-Realfilm-Mix Twilight of the Cockroaches handelte ebenfalls von einem jungen Mann, der sich seine Wohnung mit intelligenten Kakerlaken teilt. Während der Ton dort aber recht ernst war, geht es in Joe’s Apartment – Das große Krabbeln in erster Linie darum, Spaß zu haben und die absurde Situation auszukosten.

Zwischen irre und gewöhnlich

Manchmal klappt das ganz gut. Die häufigen Gesangsnummern haben beispielsweise einen ganz eigenen trashigen Charme. Das gilt auch für die Gestaltung der Krabbelviecher selbst, bei der es einen Mix aus Stop Motion, Puppen und realen Aufnahmen gab. Klar ist das alles nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand, das darf man ein Vierteljahrhundert später nicht erwarten. Zum Teil war daran übrigens die Blue Sky Studios beteiligt, die später mit Ice Age gigantische Erfolge feierten, bevor sie durch Disney übernommen und aufgelöst wurden. Tatsächlich war Joe’s Apartment – Das große Krabbeln quasi der Durchbruch des Animationsstudios, das zuvor im Werbebereich unterwegs war.

Die Geschichte ist dabei natürlich sehr simpel, gleiches gilt für die Witze. Es ist nicht so, dass Regisseur und Drehbuchautor John Payson, der hiermit seinen Kurzfilm von 1992 auf Spielfilmlänge ausdehnte, hier wahnsinnig viel Kreativität zeigen würde. Geschmack darf man eh nicht erwarten. Aber es ist doch immer mal wieder ganz nett, wenn sich Joe’s Apartment – Das große Krabbeln ganz der irren Prämisse hingibt. Ziemlich langweilig ist hingegen der Nebenstrang um die Liebesgeschichte mit Lily. Da wollte man dann doch auf Nummer sicher gehen und wird viel konventioneller, als es nötig gewesen wäre. Zeigte sich der Film anfangs noch bissig, wird es dann arg versöhnlich. Da wäre mehr drin gewesen.

Credits

OT: „Joe’s Apartment“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: John Payson
Drehbuch: John Payson
Musik: Carter Burwell
Kamera: Peter Deming
Besetzung: Jerry O’Connell, Megan Ward, Jim Turner, Robert Vaughn

Trailer

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Joe’s Apartment – Das große Krabbeln
fazit
„Joe’s Apartment – Das große Krabbeln“ war seinerzeit ein großer Flop. Dabei hat die Komödie um einen jungen Mann, der sich mit Tausenden singenden Kakerlaken eine Wohnung teilt, durchaus ihre Momente. Leider wird der Biss und der Spaß am Absurden nicht bis zum Schluss beibehalten, später wird es doch konventionell versöhnlich.
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