Joyland
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Joyland

„Joyland“ // Deutschland-Start: 9. November 2023 (Kino) // 10. Mai 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

In den Augen seines Vaters (Salman Peerzada) ist Haider (Ali Junejo) ein Versager. Seit Jahren wird darauf gewartet, dass er endlich mit seiner Frau Mumtaz (Rasti Marooq) männliche Nachkommen zeugt. Aber nichts: Während sein Bruder schon vier Kinder hat, bleibt er selbst bislang ohne Kinder. Zum Einkommen der Familie trägt er auch nichts bei. Sicher, er kümmert sich um den Haushalt. Aber das ist keine Männerarbeit. Er schafft es ja nicht einmal, eine Ziege zu schlachten! Klar ist also, dass sich etwas ändern muss. Tatsächlich findet Haider etwas unerwartet Arbeit als Aushilfstänzer, wo er endlich Geld verdient. Doch damit bringt er alles durcheinander. Während er sich zunehmend in die Trans-Frau Biba (Alina Khan) verliebt, den Star der Show, soll Mumtaz ihre Arbeit als Kosmetikerin aufgeben und selbst den Haushalt übernehmen …

Umjubelt und umstritten

Das Thema Transgeschlechtlichkeit ist eines, das in Deutschland immer wieder für Kontroversen sorgt, da wird hochemotional und mit harten Bandagen gekämpft. Da erscheint es einem irgendwie absurd, dass mit Joyland nun ein pakistanischer Film bei uns herauskommt, in dem eine Trans-Frau im Mittelpunkt steht. Aus einem Land, das nun wirklich nicht dafür bekannt ist, der Bevölkerung viele Freiheiten zu gewähren. Tatsächlich tat man sich in dem asiatischen Land auch schwer. Auf der einen Seite stand eine erfolgreiche Festivaltour, beginnend mit der Premiere in Cannes 2022. Der Film wurde auch von dem Land für die Oscars eingereicht, wo er es auf die Shortlist schaffte – als erste pakistanische Produktion überhaupt. Gezeigt werden sollte er im eigenen Land aber nicht, zumindest anfangs war er verboten.

Dass die pakistanische Führung nicht sonderlich begeistert war, ist verständlich. Nicht nur, dass eine sexuelle Minderheit thematisiert wird. Regisseur und Co-Autor Saim Sadiq holt zum großen Rundumschlag aus und beschreibt, wie die Menschen in einem von zahlreichen Traditionen geprägten Land gefangen sind und letztendlich darunter leiden. Das beginnt schon, bevor wir Biba kennenlernen. So zeigt Joyland eine Familie, in der nichts so funktioniert, wie es sollte. Der eine Sohn hat mehrere Kinder, aber alles nur Töchter. Der andere hat überhaupt keine Kinder. Eine Familie ohne männlichen Nachwuchs? Das ist nichts wert. Der Opa beharrt darauf, dass es Söhne braucht, und erzeugt entsprechend Druck bei seinen eigenen Kindern, dass sie endlich ihren Pflichten nachkommen.

Das Leid der Traditionen

Eng damit verbunden sind die traditionellen Geschlechterbilder, von denen Sadiq erzählt. Die betreffen dabei beide Geschlechter. So leidet Haider darunter, Erwartungen entsprechen zu müssen, denen er gar nicht gerecht werden kann. Aber auch Mumtaz hat hart zu kämpfen. Eigentlich war sie glücklich damit, richtig anpacken zu dürfen. Sie arbeitet gern als Kosmetikerin, übernimmt auch anderweitig Aufgaben, die eigentlich ihr Mann machen müsste. Doch eben das wird ihr untersagt. Joyland kritisiert, dass die Menschen viel glücklicher sein könnten, wenn sie einfach nur ihr Leben führen dürften, wie sie es wünschen. Der Vater steht dabei symbolisch für eben diese Unterdrückung. Aber auch er ist ein Opfer und Gefangener, wenn seine schwindenden Kräfte ihn keinen richtigen Mann mehr sein lassen.

Der Film wechselt auf diese Weise von Figur zu Figur, stellt mal die eine, mal die andere in den Mittelpunkt. Auch wenn die Zahl der Figuren überschaubar ist, die Geschichte sich überwiegend um die Familie und eben Biba dreht, gelingt es Sadiq doch, auf diese Weise ein vielschichtiges Porträt seines Landes zu zeichnen. Zunächst ist dieses auch schön alltäglich gehalten, vieles geschieht in Joyland nonverbal. Später mag es Drama etwas dicker aufgetragen, was so gar nicht nötig gewesen wäre. Davon einmal abgesehen ist der Film aber sehenswert und ein wertvoller Beitrag zu den angesprochenen Themen mit mal rührenden, mal bitteren Momenten.

Credits

OT: „Joyland“
Land: Pakistan
Jahr: 2022
Regie: Saim Sadiq
Drehbuch: Saim Sadiq, Maggie Briggs
Musik: Abdullah Siddiqui
Kamera: Joe Saade
Besetzung: Ali Junejo, Alina Khan, Rasti Farooq, Sarwat Gilani, Sohail Sameer, Salman Peerzada, Sania Saeed

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Film Independent Spirit Awards 2023 Bester internationaler Film Sieg

Filmfeste

Cannes 2022
Toronto International Film Festival 2022
Zurich Film Festival 2022 
Internationales Filmfestival Mannheim Heidelberg 2022
Sundance Film Festival 2023

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Joyland
fazit
„Joyland“ erzählt von einer pakistanischen Familie, die auf vielfältige Weise unter den traditionellen Geschlechterbildern und Erwartungen zu leiden hat, sowie einer Trans-Frau, die als Tänzerin arbeitet. Das Ergebnis ist ein sehenswertes Gesellschaftsporträt, selbst wenn es die ganz dramatischen Zuspitzungen nicht gebraucht hätte.
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