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© Jean-Claude Lother/Nord-Ouest Productions

Merry Christmas

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„Merry Christmas“ // Deutschland-Start: 24. November 2005 (Kino) // 20. November 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als im Sommer 1914 der Krieg ausbricht, müssen weltweit Millionen von Männern ihre Heimat verlassen und an die Front gehen. Beispielsweise trifft dies den deutschen Tenor Nikolaus Sprink (Benno Fürmann), der seine Karriere an der Berliner Oper und seine Partnerin Anna Sörensen (Diane Kruger) zurücklassen muss. Auch Leutnant Audebert (Guillaume Canet) musste sich schweren Herzens von seiner Frau verabschieden, die schwanger in Frankreich zurückbleibt. Der anglikanische Priester Palmer (Gary Lewis) hat sich hingegen freiwillig gemeldet, um Jonathan (Steven Robertson), seinen jungen Gehilfen in der Kirche, zu begleiten. Sie alle werden sich an der Front begegnen. Doch das nahende Weihnachten wird sie den Krieg vergessen lassen …

Ein Stück Menschlichkeit im Krieg

Filme über Kriege gibt es natürlich nicht zu knapp. Bis heute erscheinen beispielsweise jedes Jahr zahlreiche Werke, die sich mit Einzelaspekten oder Schicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg befassen. Dabei gibt es grob zwei Arten von Filmen. Die einen betonen die Heldentaten, gerne auch mit nationalistischen Untertönen. Die anderen befassen sich mit dem Schrecken solcher Kriege, richten sich damit allgemein gegen Kriege. Grundsätzlich könnte man auch Merry Christmas unter solchen Antikriegsfilmen verbuchen. Die Geschichte ist jedoch kaum miteinander zu vergleichen. So geht es in der europäischen Coproduktion nicht um Kämpfe und was das für die Soldaten bedeutet. Der Film spielt an der Front, will aber nicht den Krieg zeigen.

Stattdessen nahm sich Regisseur und Drehbuchautor Christian Carion (Im Taxi mit Madeleine, My Son) einen wahren Vorfall als Vorlage, der sich an Weihnachten 1914 zugetragen hat. Beim sogenannten Weihnachtsfrieden verbrüderten sich seinerzeit britische und deutsche Soldaten und ließen, ohne dass dies autorisiert wurde, einige Tage die Waffen schweigen. Um eine direkte Verfilmung der Ereignisse handelt es sich dabei nicht. Zwar gab es auch damals einen deutschen Tenor, dessen Gesang die Herzen des Feindes berührte. Merry Christmas ist aber weniger daran interessiert, das alles dokumentarisch aufzuarbeiten. Vielmehr gibt es eine Reihe von Einzelschicksalen, die stellvertretend für die vielen Männer stehen, die in diesem Winter inmitten des Horrors ein Stück Menschlichkeit wiederfinden durften.

Fokus auf das Indiviuum

Die Geschichte ist ohne Zweifel sehr bewegend und gerade in Zeiten willkommen, wo sich die Menschen unversöhnlich gegenüberstehen und man gezwungen ist, Partei zu ergreifen. Der Film betont das Gemeinsame statt der trennenden Punkte. Allerdings hat er ein Problem: Er ist mehr oder weniger völlig auf den Moment der Aussöhnung ausgerichtet. Das allein reicht aber nicht aus, um einen ganzen Film zu füllen. Dessen war sich Carion auch bewusst, weshalb er sich viel mit den Figuren beschäftigt. Wer sind diese Menschen? Wo kommen sie her? Merry Christmas betont schon vor der Versöhnung, wie wichtig das Individuum ist, das auf den Schlachtfeldern verheizt wird. Auf diese Weise schafft er einen Zugang, macht das alles persönlicher. Nur haben diese Figuren keinen direkten Einfluss auf das, was geschieht. Sie sind einfach nur zufällig da.

Das muss einen nicht zwangsläufig stören. Wer einfach nur mal wieder einen Film sehen möchte, der an das Menschliche erinnert, ist hier an einer guten Adresse. Zumal Carion überwiegend auf Kitsch verzichtet und lieber den Charakteren und der Geschichte vertraut. Merry Christmas profitiert dabei auch von der prominenten Besetzung auf beiden Seiten: Neben den oben genannten Schauspielern gehören unter anderem Daniel Brühl, Dany Boon und Ian Richardson dem Ensemble an. Wo andere Kriegstitel gern mal die Nationalität beim Casten missachten – aktuell Alles Licht, das wir nicht sehen, wo alle relevanten französischen Figuren von US-amerikanischen oder britischen Leuten gespielt werden –, ist das hier tatsächlich international. Wer kann, sollte sich das Drama auch im Original anschauen, wo die Charaktere ihre Landessprache sprechen durften.

Credits

OT: „Joyeux Noël“
Land: Frankreich, Deutschland, UK
Jahr: 2005
Regie: Christian Carion
Drehbuch: Christian Carion
Musik: Philippe Rombi
Kamera: Walther Van den Enden
Besetzung: Diane Kruger, Guillaume Canet, Daniel Brühl, Benno Fürmann, Gary Lewis, Dany Boon, Alex Ferns, Steven Robertson, Robin Laing, Ian Richardson

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2006 Bester fremdsprachiger Film Nominiert
BAFTA 2006 Bester fremdsprachiger Film Nominiert
César 2006 Bester Film Nominiert
Bester Nebendarsteller Dany Boon Nominiert
Bestes Original-Drebuch Christian Carion Nominiert
Beste Musik Philippe Rombi Nominiert
Bestes Szenenbild Jean-Michel Simonet Nominiert
Beste Kostüme Alison Forbes-Meyler Nominiert
Europäischer Filmpreis 2006 Bester Film Nominiert
Golden Globes 2006 Bester fremdsprachiger Film Nominiert

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Merry Christmas
fazit
„Merry Christmas“ erinnert an den Weihnachtsfrieden 1914, als britische und deutsche Soldaten mehrere Tage lang das Kämpfen einstellten. „Merry Christmas“ nimmt diesen Moment und einige exemplarisch herausgegriffene Figuren auf den verschiedenen Seiten, um das Gemeinsame zu betonen. Das ist schön und bewegend, auch wenn der Film sich etwas schwer damit tut, diesen Moment zu einer kompletten Geschichte auszuarbeiten.
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