Miss Holocaust Survivor
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Miss Holocaust Survivor

Miss Holocaust Survivor
„Miss Holocaust Survivor“ // Deutschland-Start: 9. November 2023 (Kino) // 22. März 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Zuletzt war der Holocaust wieder ein sehr aktuelles Thema. So weckt der brutale Terrorismus der Hamas alte Traumata bei der israelischen Bevölkerung. Andere wiederum werfen Israel selbst vor, lauter Kriegsverbrechen zu begehen und sich eines Genozids schuldig zu machen. Während diese hitzigen bis hässlichen Diskussionen toben, kommt ein Film in die Kinos, bei dem Menschen im Mittelpunkt stehen, die den Holocaust tatsächlich erlebt haben. Die ihn vor allem überlebt haben. So kommen eine Reihe von Frauen zu Wort, deren Alter von Ende 70 bis Mitte 90 geht und die in Israel eine neue Heimat fanden nach den Schrecken der Nazizeit. Das macht ihre Stimmen umso wichtiger und gehaltvoller. Wobei sicher auch Miss Holocaust Survivor nicht frei von Kontroversen ist.

Inspirierende Lebensgeschichten

Genauer geht es hier – der Titel verrät es bereits – um einen Schönheitswettbewerb für Frauen, der ausschließlich den Überlebenden des Holocausts offensteht. Das wirft natürlich Fragen auf. Zum einen ist eine solche Zuspitzung letztendlich immer auch eine Ausgrenzung, selbst wenn diese positiv gemeint ist. Man kann sich sogar darüber streiten, ob da nicht ein ernstes Thema schlicht missbraucht wird. Schließlich beißen sich die menschenverachtenden Maßnahmen der Nazis und schöne Fassaden, zumal das Konzept des Schönheitswettbewerbs für sich genommen problematisch ist. Solche Vorwürfe sind nicht neu, viele haben sie im Laufe der Zeit bereits geäußert. Miss Holocaust Survivor spricht diese Vorbehalte auch an bzw. lässt Leute zu Wort kommen, die dem jährlichen Ereignis kritisch gegenüberstehen.

Aber es wird eben auch darüber gesprochen, warum man das alles veranstaltet. So ist nicht die Absicht, die Frauen vorzuführen oder ihr Leid zur Schau zu stellen. Vielmehr soll das Überleben und das Leben gefeiert werden. Da kommen Frauen zusammen, denen Schlimmes widerfahren ist, die aber trotz allem weitermachten und noch immer da sind. Das imponiert schon. Kann auch inspirieren: Wenn es diesen Menschen gelingt, nach einer solchen Erfahrung weiterzumachen und ein Leben aufzubauen, dann erscheinen viele der aktuellen Herausforderungen zweitrangig. Miss Holocaust Survivor hat dadurch einem Publikum von heute schon etwas mitzugeben, ohne dabei aber den moralischen Zeigefinger zu heben. Es geht bei dem Dokumentarfilm nicht darum, bestimmte Nachrichten unters Volk zu bringen.

Als Porträt der Frauen sehenswert

Dafür geht es um Geschichten. Der Film von Regisseur Radek Wegrzyn (Die Schule auf dem Zauberberg) handelt nicht allein von dem Wettbewerb. Dieser wird eher zum Ausgangspunkt, um mehr über die Frauen zu sagen, die an diesem teilnehmen. Sie dürfen mehr über sich verraten, über ihre Lebenswege, aber auch was sie von all dem halten. Miss Holocaust Survivor ist deshalb in erster Linie als Porträt dieser Frauen sehenswert, die viel aus ihrem langen Leben zu teilen haben. Diese stehen dabei stellvertretend für das Schicksal vieler, ohne dabei allgemeingültig sein zu wollen. Am Ende steht jede Geschichte für sich, hat einen eigenen Wert und verdient es, gehört zu werden. Ob es dafür nun unbedingt einen Schönheitswettbewerb gebraucht hätte, darüber kann man sich streiten. Nicht aber darüber, dass es ein guter Anlass ist, um sich noch einmal diesem Thema zu widmen.

Credits

OT: „Miss Holocaust Survivor“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Radek Wegrzyn
Drehbuch: Radek Wegrzyn
Musik: Franziska Pohlmann
Kamera: Matthias Bolliger, Ciril Tscheligi

Bilder

Trailer

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fazit
Ein Schönheitswettbewerb für Frauen, die den Holocaust überlebt haben? Das klingt seltsam bis befremdlich. Und doch ist „Miss Holocaust Survivor“ sehenswert aufgrund der vielen Geschichten, welche die Teilnehmerinnen zu erzählen haben und die stellvertretend für die vielen Schicksale stehen.
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