
Katrin Herz (Inka Friedrich) liebt ihre Arbeit als Landärztin, lebt quasi dafür, für ihre Patienten und Patientinnen da zu sein. Doch inzwischen ist sie am Ende ihre Kräfte, sie braucht dringend Unterstützung. Da trifft es sich doch ganz gut, als eines Tages Holly Sass (Karoline Teska) vor ihr steht. Eigentlich ist sie aus einem anderen Grund ins beschauliche Tangermünde gekommen. So will sie herausfinden, wer ihre Mutter gewesen ist, die sie als Kind ausgesetzt hat. Und eben diese Frau muss in dem Ort gelebt haben. Warum aber nicht diese Mission mit einer ärztlichen Tätigkeit verbinden? Während sie gemeinsam mit dem Praxisgehilfen Dean Stöckritz (Christian Gerling) nach Spuren sucht, muss sie sich mit Anne Cielinski (Birge Schade) herumärgern, die unter einer chronischen Arthrose leidet. Doch da ist auch ihr Vermieter Gregor Seefried (Max Woelky), der ihr den Aufenthalt versüßt …
Biete Hilfe, suche Mama
Auch wenn man beim Herzkino nicht ganz auf die Dauerbrenner wie Rosamunde Pilcher verzichten mag, ist das ZDF doch darum bemüht, bei der Sonntagabend-Programmschiene ein bisschen mehr Abwechslung zu bringen. So wurden in den letzten beiden Jahren diverse neue Filme und Reihen gebracht. Da war Hotel Barcelona über ein familiengeführtes Luxushotel, das in eine Krise rutscht. Familie Anders erzählt von einer etwas anderen Familienkonstellation. Dr. Nice stellt einen aus der Stadt stammenden Arzt in den Mittelpunkt, der in der Provinz eine Praxis eröffnet. Und auch bei der neuen Reihe Mit Herz und Holly, die mit Diagnose Neustart debütiert, will man die Fans von Arztserien bedienen.
Tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen Nice und Molly. Beide stammen aus der Großstadt, fangen dann aber in der Provinz in einer Praxis an. Beide haben auch familiäre Bande. Während Nice sich seiner Tochter annähert, die er nie kennengelernt hat, sucht Molly ihre Mutter, die sie nie kennengelernt hat. An bescheuerten Patienten und Patientinnen mangelt es ebenfalls nicht. Gleichzeitig gibt es aber auch große Unterschiede. So ist die Protagonistin in Mit Herz und Holly: Diagnose Neustart kein selbstverliebtes Großmaul, das voller Verachtung für das ländliche Leben auftritt. Im Gegenteil, sie will diesen Menschen tatsächlich helfen und tut alles, was sie kann. Sie ist der typische Gutmensch, bei dem Herz und Sachverstand zusammenkommen.
Ein bisschen langweilig
Das ist nett. Es ist aber auch ein bisschen langweilig. Wo es bei der Inhouse-Konkurrenz immer wieder humorvolle Szenen gab, bei denen es zwischen den starrköpfigen Menschen ordentlich krachte, da verzichtet man hier auf jede Form der Komik. Das heißt nicht, dass es gar keine Konflikte gibt. Diese sind aber dramatischer, näher an dem, was man von Herzkino so kennt. Allein in der ersten Folge gibt es die verschwundene Mutter, eine weitere Mutter, die im Koma liegt, sowie eine Abtreibung, von der niemand etwas wusste. Mit Herz und Holly: Diagnose Neustart hat es da nicht ganz so mit dem Alltag. Vergleichbar zu Frühling, das sich als Dorfalltag zu verkaufen versucht, dabei aber völlig übertrieben ist, hätte man das hier auch ein bisschen lebensnaher gestalten können.
Richtig drüber aufregen muss man sich nicht, da sind andere Filme am Sonntagabend deutlich schlimmer. Es fehlt aber auch etwas, das einen dazu verleiten würde, unbedingt beim nächsten Mal wieder einzuschalten, wenn mit Muttergefühle der zweite Teil ansteht. Gerade Holly ist ein bisschen fad, da fehlen bislang die Ecken und Kanten. Dafür hat Mit Herz und Holly: Diagnose Neustart ein paar nette Aufnahmen von der Provinz, wenn wir durch das Dorf schlendern. Das Ensemble erledigt seine Aufgaben ganz ordentlich. Wem das reicht und die typische Herzkino-Mischung aus Idyll und Drama mag, kann es hiermit versuchen.
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