Mord oder Watt? Ebbe im Herzen

Mit Verbrechen kennt sich Tim Seebach (Oliver Mommsen) bestens aus. Schließlich spielt er in der TV-Serie „Lux“ einen Kommissar und hat so zahlreiche Fälle aufgeklärt. Als er seine Mutter Hedi (Angelika Thomas) in Bremerhaven besucht und diese am Tag drauf tot ist, weiß er deshalb sofort, was zu tun ist. Dachte er zumindest. Tatsächlich stellt sich der vermeintliche Mordfall als bloßer Herzinfarkt heraus. Auch bei einem weiteren Toten sieht alles zunächst ganz sauber aus. Das hält Seebach aber nicht davon ab, weiter zu ermitteln und tatsächlich etwas herauszufinden, womit er Polizeihauptkommissarin Wiebke Tönnessen (Antonia Bill), Leiterin der örtlichen Polizeiwache, in den Wahnsinn treibt. Dafür kommt er Hannah Lübker (Ulrike C. Tscharre) näher, der Exfrau des Toten …

Ein Pseudo-Polizist auf Mörderjagd

Krimifans haben heute wirklich die Qual der Wahl: Gleich drei Titel werden da parallel zur Primetime ausgestrahlt. Da ist Jenseits der Spree: Spurlos, die neueste Folge der beliebten ZDF-Serie. Zur selben Zeit lockt arte mit Die Whistleblowerin, wo russische Hacker ein Berliner Krankenhaus angreifen und zahlreiche Menschenleben in Gefahr bringen. Da möchte auch das Erste nicht außen vor sein und bringt sich mit Mord oder Watt? Ebbe im Herzen in Stellung. Dabei handelt es sich um einen in sich abgeschlossenen Film, dem man aber bereits anmerkt, dass auf Fortsetzungen geschielt wird. Schließlich kann es im Fernsehen nicht genug Krimis geben, zumindest aus Sicht der Sender, die trotz austauschbaren Überangebots ständig Traumquoten damit einfahren.

Immerhin: Das hier geht einen etwas anderen Weg. Zum einen steht hier mal niemand von der Polizei im Mittelpunkt. Zumindest nicht von der echten. Dass sich Fachfremde dazu berufen fühlen, selbst Kriminalfälle zu lösen, ist in dem Genre keine Seltenheit. Gerade erst lief auf arte die französische Serie Polar Park – Eiskalte Morde, bei der ein Krimi-Autor bei Ermittlungen mitmischt und sich damit nicht nur Freunde macht. Bei Mord oder Watt? Ebbe im Herzen ist es genauso. Erneut versucht da jemand, durch fiktionale Stoffe erworbenes Laienwissen in die Tat umzusetzen und einen Mordfall zu lösen. Nur dass hier kein Autor zugange ist, sondern ein Fernsehschauspieler, also jemand, der sich noch nicht einmal Gedanken zu de Geschichten macht. Er versucht sie lediglich, in einem realen Kontext noch einmal zu verwenden.

Humorvolle Begegnungen

Das ist natürlich ein bisschen lächerlich, soll es auch sein. Mord oder Watt? Ebbe im Herzen setzt auf viel Humor, während der Protagonist auf Spurensuche geht. Ganz wichtig ist da der Konflikt zwischen ihm und der echten Polizistin, die keine Lust hat, wenn ein selbstverliebter Amateur sich auf ihre Stufe stellt und so tut, als könnte er das so gut wie sie selbst. Und damit die beiden auch ja regelmäßig aufeinandertreffen, ist die Polizistin Mieterin bei seiner verstorbenen Mutter. Klar ist das konstruiert. Um Glaubwürdigkeit geht es aber auch nicht. Komisch sind zudem die Momente, bei denen es gerade andersherum läuft. So hat der Schauspieler viele Fans in seiner alten Heimat, die ihn anhimmeln. Auf diese Weise kommt schon recht viel Dynamik zusammen.

Insgesamt ist das ganz amüsant. Auch die immer wieder gern gesehenen Bilder von der Nordsee tragen zu dem Reiz des Films bei. Tatsächlich originell ist das Ganze zwar nicht. Da werden schon viele bewährte Elemente einfach zusammengeklaubt und als neu verkauft. Wer aber nicht den Anspruch hat, kann hiermit schon seinen Spaß haben. Tatsächlich ist Mord oder Watt? Ebbe im Herzen von den drei parallel laufenden Konkurrenzveranstaltungen die mit dem höchsten Unterhaltungswert. Daran hat auch das gut aufgelegte Ensemble seinen Anteil. Neben Mommsen als selbstverliebtem Wichtigtuer sticht besonders Hedi Kriegeskotte als neugierige und zugleich biestige Nachbarin hervor.