Seit der Trennung ihrer Eltern lebt Anna (Grace Van Dien) bei ihrer Mutter Beth (Summer Phoenix). Sie teilen alle Geheimnisse miteinander, doch die Beziehung zu Eric (Kyle Gallner) will Anna lieber für sich behalten. Vor einer Weile haben sich die beiden in einem Onlineforum über Poesie kennengelernt und ihre Liebe zu Emily Dickinson und anderen Dichtern festgestellt. Aus den Chats wurde schnell mehr, Anna traute sich sogar, ihre eigenen Gedichte vorzulesen und auf Erics Feedback zu vertrauen. Beide gestanden sich schließlich ihre Gefühle füreinander, jedoch fühlt sich Anna noch nicht bereit zu einem echten Treffen. Als sie dann 18 wird und Beth mit ihrem neuen Lebensgefährten eine Feier für sie geplant hat, kommt es zu der wahrscheinlich größten Überraschung, denn auf einmal steht Eric vor der Tür. Völlig überrumpelt lädt Anna ihn zu sich ein und verbringt sehr viel Zeit mit ihm, sodass sich beide sicher sind, dass ihre Gefühle füreinander echt sind.
Als sie ihrer Mutter ihren neuen Freund nicht mehr verheimlichen kann, stellt sie Eric ihr vor, doch das Treffen verläuft ganz anders, als Anna dachte. Schließlich muss sich Anna entscheiden zwischen ihrer Liebe zu Eric und der Beziehung zu ihrer Mutter. Jedoch ist Eric nicht der, für den er sich ausgibt und zeigt schon bald sein wahres Gesicht.
Dies kleine Ding mit Federn
In seinem Drama Dies kleine Ding mit Federn, dessen Titel auf ein Gedicht der Dichterin Emily Dickinson anspielt, erzählt Autor Scott Organ eine Geschichte über Liebe und Beziehungen in der Online-Welt und knüpft dabei an Themen wie Cybergrooming an. Gerade weil er die Online-Welt nicht verdammt und sehr nahe bei seinen Figuren und deren Gefühlswelt ist, konnte sich Regisseurin Amy Redford für das Drama begeistern. My Secret Life basiert auf dem Drama Organs. Auf der Bühne mag es möglich sein, eine solche Geschichte zu erzählen (wobei unklar ist, ob es zwischen Film und Theaterstück große Unterschiede gibt), doch das Familien- und Beziehungsdrama geht leider wenig subtil mit seinen Themen um, sodass es bisweilen mit einem Predigerton daherkommt, der auf die Dauer sehr auf die Nerven geht.
In ihrem Gedicht, welches Pate stand für den Titel von Organs Theaterstück, spielt Emily Dickinson auf das Thema Hoffnung an. Sie schreibt über die Ambivalenz von Hoffnung, die Wärme schenken kann, aber auch trügerisch sein kann, jedoch niemals versiegen wird, unabhängig von den äußeren Umständen. Den Figuren in My Secret Life ist eine solche Hoffnung inne, wobei es vor allem die Sehnsucht nach Zweisamkeit, Verständnis und Empathie ist, die sie vereint und dem Zuschauer nahe bringen soll. Auf der Bühne mag dies funktionieren, doch in der Filmadaption gelingt dies nicht durchgehend, was nicht zuletzt an der Art und Weise liegt, wie das Thema Cyber-Grooming eingeführt wird. Man kann einer Figur wie Anna vielleicht noch ihre Naivität verzeihen, doch die Tatsache, dass sie als kluge junge Frau die Alarmsignale nicht bemerkt, die von Eric ausgehen, ist nur eine von vielen Ungereimtheiten, die das Drehbuch ausmachen.
Manipulation der Gefühle
Bei den Nebencharakteren, allen voran Eric selbst, ist es nicht viel anders. Selbst wenn man dessen Vorgeschichte und seine Motive kennt, fühlt man als Zuschauer wenig mit ihm mit, wobei die Inszenierung darauf ausgelegt zu sein scheint, dass dies so sein soll. Stattdessen ist er, wie übrigens auch andere Figuren, eher ein Manipulator, für den man nicht nur keinerlei Sympathie aufbringen kann, sondern der zudem auch noch schlecht geschrieben ist. Dies ist eine generelles Problem des Drehbuchs, was vergessen zu haben scheint, dass es sich um einen Film handelt und nicht mehr um Theaterstück. Gerade in Bezug auf das Thema Grooming wäre hier einiges mehr möglich gewesen, besonders visuell, doch stattdessen wirkt das Ergebnis in vielen Szenen hölzern, leblos und wenig überzeugend. My Secret Life bleibt viel zu eindimensional, was seine Figuren angeht wie auch sein thematisches Fundament, sodass man am Ende des Filmes auch nicht mehr über diese Themen weiß als vorher.
OT: „What Comes Around“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Amy Redford
Drehbuch: Scott Organ
Vorlage: Scott Organ
Musik: Craig Wedren
Kamera: Bobby Bukowski
Besetzung: Grace Van Dien, Summer Phoenix, Jesse Garcia, Kyle Gallner, Indiana Affleck, Reina Hardesty, Sierra Nicole Rose
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