Der Schock ist groß, als die Leiche von Jurek Bukol (Sigi Polap) entdeckt wird. Kurz vor Karneval wird der Motivwagenbauer tot in seiner Werkstatt gefunden, ein Feuer hat ihn getötet und dabei auch den Wagen zerstört, an dem er gearbeitet hat. Aber wer könnte es auf ihn abgesehen haben? Kriminalkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und seine Cottbuser Kollegin Alexandra Luschke (Gisa Flake) übernehmen den Fall, stehen aber vor einem Rätsel. Weder Jureks Ex-Frau Petra (Julika Jenkins) noch seine beiden Kinder Dawid (Niklas Bruhn) und Krystina (Pia-Micaela Barucki) haben eine Erklärung. Alexandras Chef Markus Oelßner (Andreas Döhler) wiederum scheint nicht viel daran gelegen zu sein, den Fall zu lösen. Der Tote war schließlich ein Querulant, der immer nur Ärger gemacht hat. Und offensichtlich einmal zu viel …
Karneval ohne Blödel-Humor
Der Krimiherbst hat bislang nur wenige sehenswerte Titel hervorgebracht. Selbst die eingesessenen Serien und Reihen schwächeln, da muss man schon oft lange suchen, bis man tatsächlich etwas findet, das es sich anzuschauen zu lohnt. So auch der Polizeiruf 110: Sowohl die Kindesentführung Du gehörst mir wie die plumpen Scherze in Little Boxes rund um überzeichnete politische Korrektheit enttäuschten und machten nicht unbedingt Lust darauf, noch weiter dranzubleiben. Mit Cottbus Kopflos geht es jetzt aber glücklicherweise endlich mal wieder aufwärts. Der 408. Teil der ARD-Krimireihe verrennt sich nicht in zu viele Themen, versucht nicht groß, etwas Neues auf die Beine zu stellen, sondern will einfach nur ein ganz klassischer Whodunnit sein. Und als solcher funktioniert der Film tatsächlich.
Das thematische Umfeld lässt dabei eigentlich einen Blödel-Krimi erwarten. Der bayerische Tatort: Königinnen schwankte beispielsweise zwischen deftigem Humor und einer traditionellen Mördersuche. Hier ist das etwas anders. Zwar gibt es lustige Kostüme, wenn etwa Luschke sich für einen Auftritt vorbereitet. Aber obwohl sich diese Feierlichkeiten viel für ausgelassenen Spaß einsetzen, bleibt der in Polizeiruf 110: Cottbus Kopflos aus. Es ist nicht einmal so, dass der sonst oft eingesetzte Kontrast zwischen dem gern mal etwas extravaganteren Ross und der eher hemdsärmeligen Umgebung groß zu humoristischen Zwecken genützt wird. Ganz ohne geht es zwar nicht, etwa bei einer überflüssigen Szene rund um einen Krapfen. Aber das bleibt sehr überschaubar.
Wendungsreicher Krimi
Stattdessen setzt das Drehbuchduo Mike Bäuml und Axel Hildebrand auf eine Mischung aus Familiendrama und Behördenkritik. So wird in Cottbus viel gemauschelt, an allen Ecken und Enden. Als einfacher Bürger kommt man dagegen nicht an, wie das Beispiel Bukol zeigt. Das hat dann ein bisschen von einem Verschwörungsthriller, wenn alle unter einer Decke stecken. Nur dass die Leute hier irgendwie nie so richtig kompetent wirken, eher etwas dummdreist. Dass manche in Polizeiruf 110: Cottbus Kopflos etwas zu verbergen haben, ist kein Geheimnis. Der Film stößt einen geradezu darauf, wer da alles was ausgefressen hat. Man wartet dann nur darauf, dass das alles aufgeklärt wird und diese Figuren ihre gerechte Strafe erhalten.
Und doch ist der Krimi wendungsreicher, als es zunächst den Anschein hat. Man meint früh, bereits alles zu wissen, nur um dann festzustellen, dass die Geschichte doch anders ist. Das mit der Glaubwürdigkeit ist hier so eine Sache, die Auflösung kommt schon etwas aus dem Nichts und ist recht kompliziert ausgefallen. Dennoch: Wer gern rätselt, findet mit Polizeiruf 110: Cottbus Kopflos einen der besseren Genrevertreter der letzten Zeit. Außerdem macht es Spaß, André Kaczmarcyk und Gisa Flake zusammen zu sehen. Die Figuren haben ihre Eigenheiten, ohne dass man sich irgendwelcher plumpen Abgründe oder Schicksalsschläge bedient, mit denen Filme heute so oft Tiefgang vortäuschen. Da wird einfach nur ganz unaufgeregt ermittelt.
OT: „Polizeiruf 110: Cottbus Kopflos“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Christoph Schnee
Drehbuch: Mike Bäuml, Axel Hildebrand
Musik: Sebastian Pille
Kamera: Christoph Krauss
Besetzung: André Kaczmarczyk, Gisa Flake, Frank Leo Schröder, Klaudiusz Kaufmann, Robert Gonera, Tomek Nowicki, Johanna Falckner, Andreas Döhler, Pia-Micaela Barucki, Niklas Bruhn
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