Rebel – In den Fängen des Terrors
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Rebel – In den Fängen des Terrors

„Rebel – In den Fängen des Terrors“ // Deutschland-Start: 30. November 2023 (Kino) // 8. Februar 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Kamal (Aboubakr Bensaïhi) lebt gemeinsam mit seiner Mutter Leila (Lubna Azabal) und seinem jüngeren Bruder Nassim (Amir El Arbi) in Brüssel. Seine Perspektiven sind wie viele der Familien mit marokkanischen Wurzeln, die in Belgien leben, bescheiden. Dafür hat er musikalisches Talent, das er in seinen Rapvideos auslebt. Als in Syrien der Bürgerkrieg ausbricht, beschließt der junge Mann, endlich etwas Sinnvolles mit seinem Leben anfangen zu wollen. Und so reist er in das Land im Mittleren Osten, um dort als humanitärer Helfer seinen Beitrag zu leisten. Doch dabei gerät Kamal in die Fänge des Islamischen Staates und wird als Kameramann zu einem Werkzeug der Propaganda-Maschine. Währenddessen leidet seine Familie in Belgien unter den Terror-Vorwürfen, die Nassim in die Arme des IS treiben …

Der Weg zum Terror

Was bringt Menschen, die ein bislang unbescholtenes, unauffälliges Leben führten, dazu, sich irgendwelchen radikalen Gruppen anzuschließen, in den Krieg zu ziehen oder Gräueltaten zu verüben? Eine ganze Reihe von Filmen haben diese Fragen in den letzten Jahren gestellt. Vor allem in Frankreich sind Titel produziert worden, in denen es um junge Menschen geht, die sich einer gewalttätigen Form des Islam zuwenden. Ob es nun Der Himmel wird warten, Abschied von der Nacht oder Made in France waren, sie alle handelten davon und zeigten verschiedene Aspekte einer Radikalisierung. Mit Rebel – In den Fängen des Terrors kommt nun ein Werk aus Belgien dazu, das sich ebenfalls diesem Thema verschrieben hat und dieses vor dem Hintergrund des Syrien-Kriegs tut.

Veranschaulicht wird es, wie meistens bei solchen Filmen, anhand von einer Familie, die bei dem Thema auseinanderzubrechen droht. Einiges kommt einem hier dann auch bekannt vor. Andere Aspekte sind hingegen neu. So ist Kamal sicherlich kein religiöser Extremist, der seine Taten durch einen Verweis auf das Paradies oder eine Überlegenheit zu rechtfertigen versucht. Tatsächlich steht am Anfang seiner Terror-Karriere der Wunsch, anderen Menschen zu helfen und dabei seinen eigenen Problemen zu entkommen. Er träumt nicht davon, schwer bewaffnet Ungläubige hinzurichten. Genauer will er überhaupt keine Gewalt, wird in Rebel – In den Fängen des Terrors aber in die Machenschaften hineingezogen und findet keinen Ausweg. Er läuft mit, wird Teil der Maschinerie, um sein eigenes Überleben zu sichern. Ungewollt wird er so zu einem Vorbild für seinen jüngeren Bruder, der von den Hasspredigern zur Gewalt verführt wird, ohne zu ahnen, wie die wahre Situation aussieht.

Eindrucksvoll bis erschütternd

Spannend ist dabei, wie das Regie- und Drehbuchduo Adil El Arbi und Bilall Fallah (Bad Boys for Life) das alles inszeniert. Da gibt es Actionszenen wie in einem regulären Blockbuster. Dazu spielt Musik eine große Rolle, nicht nur weil Kamal von einer Karriere als Rapper träumt. Der Film selbst gleich zudem zuweilen einem Musikvideo. Vor allem aber thematisiert Rebel – In den Fängen des Terrors Inszenierung, indem der Protagonist zu einem Chronisten des IS wird. Dabei geht es nicht, wie man es vielleicht erwarten könnte, um das bloße Festhalten dessen, was geschieht. Vielmehr wird viel Arbeit investiert, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen, mit dem man dann für sich wirbt. Dass dabei kräftig gelogen wird, überrascht nicht. Man muss nur dafür sorgen, dass die anderen es nicht merken, sei es durch Suggestion oder Druck.

Das macht alles Rebel – In den Fängen des Terrors zu einem eindrucksvollen, streckenweise erschütternden Beitrag zu dem Thema. Das Thrillerdrama, welches 2022 in Cannes Premiere feierte, geht zwischendurch durch Mark und Bein. Dabei wird versucht, die Balance zu halten aus den eher plakativen Passagen, in denen der Terror visualisiert wird, und den intimieren, bei dem es um den Kampf der Familie geht. Gerade der verzweifelte Kampf der Mutter, ihre Söhne von all dem fernzuhalten, darf einem da schon zu Herzen gehen. Ebenso, wie der Jüngste auf der Suche nach Halt den Falschen zuhört. Überhaupt gelingt es den Filmemachern, die Figuren so weit zu veranschaulichen, dass man deren Verhalten nachvollziehen kann, selbst dann wenn sie sich völlig verrennen. Eine wirkliche Antwort auf all die Fragen, die das Thema aufwirft, haben El Arbi und Fallah nicht. Aber zumindest gewähren sie einem einen anderen Blick auf diese Radikalisierung, der weder verurteilen noch gutheißen soll.

Credits

OT: „Rebel“
Land: Belgien, Luxembourg, Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah
Drehbuch: Adil El Arbi, Bilall Fallah, Kevin Meul, Jan van Dyck
Musik: Hannes De Maeyer
Kamera: Robrecht Heyvaert
Besetzung: Aboubakr Bensaihi, Lubna Azabal, Tara Abboud, Younes Bouab, Amir El Arbi

Bilder

Trailer

Filmfeste

Cannes 2022

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Rebel – In den Fängen des Terrors
fazit
Wie kommt man dazu, sich den islamistischen Terroristen anzuschließen? „Rebel – In den Fängen des Terrors“ veranschaulicht dies an dem Beispiel zweier Brüder, die auf verschiedene Weise in diese Maschinerie hineingezogen werden. Das ist spannend, gerade auch als Blick auf die perfiden Manipulationen, und sucht das Menschliche inmitten der Unmenschlichkeit.
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