Red Rooms Les chambres rouges
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Red Rooms – Zeugin des Bösen

„Red Rooms – Zeugin des Bösen“ // Deutschland-Start: 7. November 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Er soll drei junge Mädchen gefoltert, getötet und das Ganze zu allem Überfluss auch noch gefilmt und gestreamt haben – Ludovic Chevalier (Maxwell McCabe-Lokos). Der Killer sitzt vor Gericht. Die Öffentlichkeit ist sich sicher, dass er der gesuchte Serienmörder ist. Die geheimnisvolle Kelly-Anne (Juliette Gariépy) ist wie besessen von dem Fall und von Chevalier selbst. Sie besucht jeden Prozesstermin und beobachtet den mutmaßlichen Mörder genau. Auch zu Hause beschäftigt sie sich fast ausschließlich mit dem Fall – immer an der Schwelle zur Illegalität. Nach kurzer Zeit trifft sie auf die junge Clémentine (Laurie Babin), die nahezu fanatisch dafür einsteht, dass Chevalier unschuldig ist. Beide freunden sich an, wobei Kelly-Anne irgendwas zu verbergen scheint.

Die Abgründe des Darknet

Wenn man etwas zu dem Internetphänomen der Red Rooms liest, läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Angeblich soll es sich dabei um im Darknet vorhandene Webseiten handeln, auf denen per Live-Stream Menschen ermordet, gefoltert oder sexuell missbraucht werden. Für hohe Summen Geld können „Schaulustige“ daran teilnehmen. Die tatsächliche Existenz dieser Seiten konnte noch nie richtig belegt werden, tatsächlich würde das Streamen innerhalb des Darknets rein technisch gar nicht möglich sein. Die Gerüchte gehen dabei auf einen echten Fall aus dem Jahr 2012 zurück, bei dem ein Mann sich bei Missbrauch und Mord von Kindern filmen hat lassen und diese anschließend verkauft hatte.

Unbehaglich und nervenzerreißend

Klar ist – falls die Red Rooms tatsächlich existieren, führen sie nicht nur in die Abgründe des Internets, sondern auch in die tiefen Abgründe der Menschheit selbst. In diese Tiefen begibt sich auch nach und nach die Protagonistin selbst. Alleine sitzt sie in ihrer Wohnung und starrt gebannt auf ihre Bildschirme. Die Vorhänge sind zugezogen, das Licht abgedunkelt. Immer dann, wenn Kelly-Anne sich in die Wirren des Darknets begibt, wird es unbehaglich. Eigentlich scheint sie eine erfolgreiche und nette Frau zu sein. Sie modelt, sie hat ein Talent für Glücksspiel und die wohnungslose Clémentine nimmt sie zeitweise bei sich in der Wohnung auf.

Doch sobald Kelly-Anne vor ihrem Computer sitzt, über Chevalier und dessen Taten recherchiert und sich immer tiefer in den Sumpf hineinbegibt, wird deutlich, dass irgendwas mit ihr nicht stimmt. Wie besessen klickt sie sich durchs Netz, als wolle sie persönlich mit dem Mörder in Kontakt treten. Inszenatorisch sind diese Momente atemberaubend. Das Geschehen auf den Bildschirmen passiert so schnell, so gekonnt und so plötzlich. Kelly-Annes Blicke fesseln genau so  sehr an den Film, wie sie selbst an ihren Computer gefesselt zu sein scheint. Ihre Besessenheit baut sich dabei immer weiter auf, wird zunehmend spannender und nervenzerreißender und entlädt sich in einem ruhigen, und gerade deshalb fulminanten Finale.

Populismus und alternative Fakten

Ob Chevalier die drei Mädchen getötet und die Gräueltaten gefilmt hat? – gar nicht so wichtig. Red Rooms zeigt lieber, was die vermeintliche Tat mit den Menschen anstellt. Der Gerichtsprozess nimmt dabei viel Raum ein und ist wie der ganze Film packend inszeniert. Lange intensive Kamerafahrten haften auf Gesichtern, zeigen Reaktionen der Anwälte, Richter und Angehörigen und sind sich auch nicht zu schade, ab und zu den Angeklagten zu zeigen. Ein auditives Grundrauschen verstärkt in diesen Momenten das Unbehagen, dass alle im Saal zu greifen scheint.

Doch nicht alle Personen im Raum sind von Chevaliers Schuld überzeugt. Die Figur der jungen Clémentine steht symbolisch für das Erschaffen und das Glauben alternativer Wahrheiten. So scheinen Fakten heutzutage gar nicht mehr so wichtig, wenn man von seiner eigenen (gewünschten) Ansicht überzeugt ist. Das nimmt hier und da populistische Züge an, ist im Grunde genommen aber gar nicht falsch. Ein Angeklagter gilt eben genau so lange als unschuldig, bis seine Schuld eindeutig bewiesen werden konnte. Im Fall von Chevalier sind die Fakten zwar erdrückend, ein Geständnis fehlt jedoch.

So entspinnt sich in Red Rooms eine packende Konstellation von clever geschriebenen Figuren, die sich in einem unheimlich undurchdringlichen Plot bewegen. Was auf den ersten Blick erzählt wird, ist nur ein Bruchteil dessen, was der Film alles beinhaltet.

Credits

OT: „Les chambres rouges“
Land: Kanada
Jahr: 2023
Regie: Pascal Plante
Drehbuch: Pascal Plante
Musik: Dominique Plante
Kamera: Vincent Biron
Besetzung: Juliette Gariépy, Laurie Babin, Élisabeth Locas, Maxwell McCabe-Lokos, Natalie Tannous, Pierre Chagnon, Guy Thauvette, Charlotte Aubin, Sébastien Beaulac

Bilder

Trailer

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Red Rooms – Zeugin des Bösen
fazit
Drei grausame Morde, die wohl gefilmt worden, ein packender Prozess und eine besessene Schaulustige. „Red Rooms“ bietet einen nervenzerreißenden Thriller, der sich in einem ruhigen, wie gleichzeitig fulminanten Finale entlädt. Eine spannende Reise in die Tiefen menschlicher Abgründe.
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