Für Fans von Science-Fiction-Serien ist Ronald D. Moore ein alter und immer wieder gern gesehener Bekannter. Seine Karriere begann er als Drehbuchautor bei Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Er schrieb unter anderem das von der Kritik und den Fans gelobte Finale der Serie, bevor er zu Star Trek: Deep Space Nine wechselte und die Ausrichtung dieser Serie entscheidend prägte. Später entwickelte er die Neuauflage von Battlestar Galactica und die auf Diana Gabaldons Büchern basierende Serie Outlander, die mittlerweile sieben Staffeln umfasst. 2019 startete auf Apple TV+ seine neueste Serie For All Mankind, die er zusammen mit Matt Wolpert und Ben Nedivi ins Leben ruf. Gemeinsam mit Maril Davis sind die drei auch als ausführende Produzenten der Serie tätig. Auch Davis begann ihre Karriere im Star Trek-Universum der Neunziger Jahre und hat mit Moore als dessen Produktionspartnerin unter anderem bei Battlestar Galactica und Outlander zusammengearbeitet. Zum Start der vierten Staffel von For All Mankind am 10. November 2023 hatten wir die Gelegenheit, Moore und Davis ein paar Fragen zu stellen.
For All Mankind wird immer wieder als eine Art Prequel zu Star Trek bezeichnet, weil die Serie zeigt, wie die Menschheit nicht nur in den Weltraum aufbricht, sondern auch in eine bessere Zukunft, in der immer mehr Nationen zusammenarbeiten und die Erde zusammenwächst. Allerdings zeigt sich gerade in der vierten Staffel, dass nicht auf einmal alle Konflikte verschwinden, nur weil wir zum Beispiel den Mars besiedeln. Wie seht ihr diese Entwicklung denn? Glaubt ihr, die Menschheit wird weiter zusammenwachsen und große Konflikte allmählich hinter sich lassen?
Moore: Ich denke, dass wir selbst im optimistischsten Szenario ganz einfach immer noch Menschen sein werden. Wir werden immer noch Makel haben sowie Konflikte miteinander. Aber man hofft natürlich, dass die allgemeine Richtung, in die die wir uns entwickeln, eine positivere ist. Dass es also inklusiver wird, dass wir uns mehr umeinander kümmern und dass es ganz einfach optimistischer wird. Obwohl wir noch Probleme haben und miteinander in Konflikt stehen werden, ist zu hoffen, dass das Morgen besser sein wird als das Heute. Genau ist das noch immer die Leitlinie der Serie, dass sie sich auf diese idealistische Star Trek-Zukunft hinbewegt. Aber der Weg dahin ist kein leichter. Er wird Opfer fordern und es wird Rückschläge geben. Aber die Hoffnung ist, dass man trotzdem vorwärts geht und sich letztendlich alles zum Besten wendet.
Mein Eindruck ist, dass der Weltraum in den letzten Jahren im öffentlichen Bewusstsein wieder präsenter ist. Es wird etwa überlegt, wieder Menschen auf den Mond zu schicken und mehrere Nationen investieren mehr in die Erforschung des Alls. Ist es eurer Meinung nach nur ein Zufall, dass For All Mankind ungefähr zur selben Zeit herauskam oder habt ihr diese Stimmung bewusst aufgegriffen? Oder habt ihr mit der Serie sogar den Lauf der Dinge beeinflusst?
Moore: Ich glaube, das ist allein unserem Einfluss zu verdanken! Nein, im Ernst: Es war einfach der richtige Zeitpunkt. Als wir über die ersten Ideen zur Serie sprachen, fingen Privatunternehmer gerade erst so richtig damit an, ins Raumfahrtgeschäft einzusteigen. Der Weltraum war zumindest in den USA für eine ganze Weile kein Thema gewesen und wir merkten, dass sich das wieder änderte. Es war einfach schön, dann zu sehen, wie die Handlung unserer Serie mit einem wieder erweckten Interesse an der Erforschung des Weltraums in der realen Welt einhergeht.
Davis: Wie du schon gesagt hast, gab es wirklich ein paar interessante Parallelen. Wir hatten zum Beispiel ein Weltraumhotel in unserer Serie und kurz darauf war in den Nachrichten, dass über den Bau eines echten Hotels im Weltraum nachgedacht wird. Es gab viele Punkte, in denen sich reale Entwicklungen und Elemente aus der Serie nahegekommen sind.
Selbst hier in Bayern, von wo aus ich gerade mit euch spreche, wurde vor fünf Jahren ein Programm zur Erforschung des Weltraums ins Leben gerufen. Ich habe ein Zitat des bayerischen Wissenschafsministers gefunden, der dieses Jahr gesagt hat, internationale Investoren antworteten auf die Frage, wer im Bereich Luft- und Raumfahrt führend sei, häufig mit „Kalifornien und Bayern“. Wie wäre es also, kommende Staffeln von For All Mankind teilweise in Deutschland spielen zu lassen?
Davis: Davon wussten wir noch gar nichts.
Moore: Aber wir sind immer offen für Neues.
Davis: Die Szenen auf dem Mars drehen wir in Kalifornien, also ist wohl alles möglich.
Ich habe diese Frage letztes Jahr Wrenn Schmidt gestellt und würde nun gerne eure Antwort hören: Welche große wissenschaftliche oder technologische Entwicklung würdet ihr gerne noch miterleben?
Moore: Die Entwicklung von Kernfusion als Energiequelle wäre ein großer Durchbruch und würde wirklich Leben verändern. Das würde ich gerne sehen, denn diese Technologie hat meiner Meinung nach so viele Vorteile, die die Art wie wir auf diesem Planeten leben, tiefgreifend verändern würden.
Maril: Für mich wäre es alles, das uns hilft, unser Problem mit im Klima in den Griff zu kriegen. Letztendlich ist es zwar meiner Meinung nach die Aufgabe von uns Menschen, dies zu tun, aber wir kriegen es anscheinend nicht hin. Wir müssen also irgendeine Technologie austüfteln, die dabei hilft, die Atmosphäre zu reinigen, sodass wir nicht weiter auf diesen Kipppunkt zusteuern, auf den es momentan hinausläuft. Für unsere Kinder und zukünftige Generationen würde ich das noch gerne sehen.
Wie sehr haben denn die Streiks der Drehbuchautoren und Schauspieler in den letzten Monaten die Zukunft der Serie beeinflusst? Die Produktion der vierten Staffel ist davon wahrscheinlich noch unbehelligt geblieben. Aber wie steht es um künftige Staffeln, wo steht ihr da gerade mit der Planung?
Moore: Wir hatten schon vor dem Autorenstreik ein klares Konzept, wo die fünfte Staffel hinführen soll. Natürlich gab es eine lange Pause in der Entwicklung. Aber seit die Autoren ihren Streik beendet haben, sind wir wieder im Gespräch darüber, wie es in der fünften Staffel und danach weitergehen könnte. Wir hatten den Vorteil, schon vorher einen großen Plan für die Serie zu haben. Der Streik hat uns definitiv beeinflusst, wie auch alle anderen, die in diesem Geschäft tätig sind. Aber es ist einfach eine dieser Sachen, die passieren und nach denen man dann weitermacht.
Soll die Serie nach diesem Plan weiterhin nach der sechsten oder siebten Staffel enden?
Moore: Das ist immer noch der grobe Plan. Wir sind für andere Möglichkeiten offen. Es könnten auch mehr Staffeln werden oder es kann in andere Richtungen weitergehen. Wir haben versucht, mit der Ausrichtung der Handlung flexibel zu bleiben und Apple hat die Serie stets unterstützt. Man weiß es also nie genau, aber wir machen einfach eine Staffel nach der anderen. Wir haben auf jeden Fall noch Großes vor in der Serie und in dem Universum, das für sie erschaffen worden ist.
Also könnten wir etwa auch irgendwann eine Staffel sehen, die nicht nur in der bekannten alternativen Realität spielt, sondern zusätzlich auch noch in der Zukunft – in den 2030ern oder 40ern?
Moore: Ganz genau.
Davis: Das ist jedenfalls, worauf sich die Serie hinbewegt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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