Solo für Weiss: Liebeswut

Der Schock ist groß bei Zielfahnderin Nora Weiss (Anna Maria Mühe), als nachts eine Frau vor ihr Auto läuft. Dabei stellt sich heraus, dass es sich um Corinna Gerster (Brigitte Zeh) handelt und diese kurz vorher von jemandem angegriffen wurde, weswegen sie orientierungslos auf die Straße gelaufen war. Während diese im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, beginnt die Suche nach der Tochter Annie, die spurlos verschwunden ist. Dabei rückt ihr Mann Thomas in den Mittelpunkt der Ermittlungen, soll er doch vorher schon durch Gewalt aufgefallen sein. Tatsächlich lebten Corinna und Annie in einem Frauenhaus. Hat er die beiden dort gefunden? Doch dann machen Weiss und Ben Salawi (Camill Jammal) eine überraschende Entdeckung …

Achter Fall der Ermittlerin

Auch wenn in vielen Bereichen die Gleichstellung der Geschlechter noch ein ferner Traum sind, zumindest beim deutschen Krimi sieht es ganz gut aus. Zumindest gibt es diverse Reihen und Serien, bei denen eine Frau im Mittelpunkt. Ob nun Unter anderen Umständen oder Sarah Kohr, Der Irland-Krimi oder Helen Dorn – die Liste ist lang und abwechslungsreich. Von tough bis einfühlsam ist da alles dabei. Seit 2016 mischt auch Nora Weiss in diesem hart umkämpften Genre mit. Dabei ist die ZDF-Produktion Solo für Weiss auch recht erfolgreich, Todesengel lockte vor einem Jahr beispielsweise rund 6,7 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen vor die Fernseher. Nun hofft man mit Liebeswut, an diese früheren Erfolge anzuschließen, der inzwischen achte Film der Reihe.

Zumindest inhaltlich gibt es einen Anschluss. Genauer verweist die Folge auf Das verschwundene Mädchen, mit dem die Reihe seinerzeit angefangen hat. Damals war Weiß mit ihrem Patenkind Daina auf einer Fähre unterwegs, wo dieses spurlos verschwand. Diese Erfahrung hängt der Protagonistin offensichtlich noch nach, Jahre später. Zumindest weckt die Geschichte um ein weiteres verschwundenes Mädchen das alte Trauma. Solo für Weiss: Liebeswut zeigt die ansonsten eigentlich sehr beherrschte Titelfigur in einer so schlechten Verfassung, dass Salawi das Thema mehrfach anspricht. Und auch Jan Geissler (Peter Jordan), der inzwischen der Chef von Weiss ist, sieht sich genötigt, mit ihr darüber sprechen zu wollen, was mit ihr nicht stimmt. Was sie aber brüsk zurückweist.

Emotional, aber nicht wirklich spannend

Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite gewinnt der Film eine emotionalere Komponente, was Hauptdarstellerin Anna Maria Mühe die Möglichkeit gibt, schauspielerisch etwas mehr aus sich herauszugehen. Auf der anderen Seite ist es etwas anstrengend. Ganz so nervig wie ihre Kollegin Helen Dorn ist Weiss sicher nicht, sie ist nicht ganz so gestört. Aber es lenkt doch zuweilen von dem Fall ab. Wobei dieser in Solo für Weiss: Liebeswut sowieso nicht sehr komplex ausfällt. Zwar streut Drehbuchautor Mathias Klaschka, der an den meisten Teilen der Reihe beteiligt war, falsche Fährten ein, die das Publikum verwirren sollen. Von einer interessanten Wendung abgesehen, die relativ früh verraten wird, ist der Film aber recht geradlinig.

Richtig spannend ist der Film ohnehin nicht. Sicher, da ist das verschwundene Mädchen, was eigentlich dafür gemacht ist, damit das Publikum richtig mitfiebert. Allerdings zeigt Solo für Weiss: Liebeswut das Kind immer wieder an seinem Versteck, wodurch der Effekt aufgehoben wird. Eine unmittelbare Gefahr droht dort nicht. Letzten Endes ist der Teil damit ein weiterer durchschnittlicher Krimi, wie man sie im deutschen Fernsehen praktisch täglich sieht. Wer großzügig ist, darf dem Film aufgrund des Themas Gewalt gegen Frauen eine gesellschaftliche Relevanz zusprechen. Immerhin geht es auch um die Hilflosigkeit der Behörden, die oftmals nicht wirklich tätig werden können. Das allein reicht aber nicht aus, um den Film wirklich sehenswert zu machen.