Diese Woche kommen gleich zwei Filme in die hiesigen Kinos, die irgendwo zwischen Spielfilm und Dokumentarfilm angesiedelt sind. Da ist Pornomelancolia über einen mexikanischen Pornodarsteller, der eine fiktionalisierte Version seiner selbst spielt. Und auch bei der österreichisch-deutschen Produktion Soultribe – Ein Tanz des Lebens ist die starre Grenze aufgehoben. Wobei der Zugang doch unterschiedlich war. Während der erste Film von vornherein keine Dokumentation sein sollte, sondern die Lebensgeschichte nutzte, um ganz allgemein von dem Spiel mit der Wahrheit zu sprechen, da war der zweite Film durchaus ursprünglich dokumentarisch angedacht. Man merkte nur irgendwann, dass man sich mit vorgegebenen Dialogen und der Möglichkeit, Szenen mehrfach zu drehen, einfacher tat.
Auf der Suche nach dem Glück
Der Inhalt selbst soll dafür völlig authentisch sein. So erzählt das Regie-Duo Stefan Rainer und Maik Burghardt davon, wie schwierig es manchmal sein kann, den eigenen Weg durchs Leben zu finden. Die Schwierigkeit liegt aber weniger in der Frage, was man tun will. Soultribe – Ein Tanz des Lebens ist keine verspätete Coming-of-Age-Geschichte oder Porträt von Leuten, die in einer Midlife-Crisis feststecken. Problematisch ist vielmehr, wie sich Träume auch verwirklichen lassen. Schließlich lernen wir hier Leute kennen, die in künstlerischen Bereichen tätig sind, sich mit Filmen befassen oder Musik komponieren. Das hört sich immer wahnsinnig toll an, ist im wahren Leben aber mit vielen Herausforderungen verbunden. Vor allem die, von dem Ganzen auch Leben zu können und einen Mittelwerk aus Kommerzialität und künstlerischer Verwirklichung zu finden.
Das lässt sich aber auch auf andere Berufszweige und Lebensentwürfe übertragen. Den Widerspruch zwischen dem, was man tun muss, und dem, was man tun will, ist einer, den viele von sich kennen werden. Wir alle müssen Regeln und Gesetzen folgen, die wir nicht immer nachvollziehen können, die wir vielleicht sogar ablehnen. Völlig außerhalb dieser zu leben, ist aber für die meisten auch keine Option. Soultribe – Ein Tanz des Lebens handelt damit von den Kompromissen, die wir eingehen müssen, während wir einen Weg suchen, mit dem wir glücklich sind – oder zumindest leben können. Wirkliche Antworten gibt der Film nicht vor, dafür ist der einzelne Lebensweg zu individuell. Aber es ist doch universell genug, damit man nachfühlen kann, wie es den drei Paaren geht, denen wir hier rund 110 Minuten lang folgen.
Sympathisch, aber oft etwas künstlich
Schwierig ist bei dem Film, wie er mit der besagten Mischung aus Dokumentarischem und Spielfilm-Elementen kämpft. So merkt man an zu vielen Stellen, dass die Beteiligten gerade zu spielen versuchen, obwohl sie nicht dazu ausgebildet sind. Das wirkt dann nicht immer natürlich. Auch die zu prominent eingesetzte Musik trägt dazu bei, dass Soultribe – Ein Tanz des Lebens nicht so authentisch rüberkommt, wie sich das Team das wohl gewünscht hätte. Während man bei dem besagten Pornomelancolia oftmals wirklich das Gefühl hat, sich einen Dokumentarfilm anzuschauen, ist die deutschsprachige Produktion zu künstlich. Da wird man schon immer mal wieder aus der Illusion gerissen.
Insgesamt ist das Dokudrama aber schon sympathisch und wird einige dazu veranlassen, das eigene Leben zu überdenken. Wo stehe ich gerade? Wo will ich hin? Ohne direkt Antworten vorzugeben, ist Soultribe – Ein Tanz des Lebens eine Ermunterung, nicht einfach stur weiterzumachen, sondern sich ein wenig umzuschauen. Dabei geht es auch um Gemeinschaftlichkeit und Achtsamkeit. Darum, für andere da zu sein und bei ihren Wegen wieder zu unterstützen.
OT: „Soultribe – Ein Tanz des Lebens“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Stefan Rainer, Maik Burghardt
Drehbuch: Stefan Rainer, Dunja Burghardt, Michael Mack
Musik: Patrick SEOM Kammerer
Kamera: Stefan Rainer, Maik Burghardt, Jenny Biedermann, Peter Moser, Mario Breuer, Matthias Preußner
Mitwirkende: Stefan Rainer, Jenny Rainer, Patrick SEOM Kammerer, Johanna Heizmann, Maik Burghardt
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