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© SWR/Patricia Neligan

Tatort: Vergebung

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„Tatort: Vergebung“ // Deutschland-Start: 19. November 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als die Leiche eines Mannes im Neckar angeschwemmt wird, ist die Polizei unsicher. War es ein Unfall, dass der schwer kranke Mathias Döbele (Volker Muthmann) ertrunken ist? Oder hat dabei jemand nachgeholfen? Die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) durchleuchten daraufhin das Leben des Verstorbenen. Vor allem dessen Ehefrau Sandra (Ulrike C. Tscharre) rückt in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Das gestaltet sich alles ziemlich schwierig, auch weil Gerichtsmediziner Daniel Vogt (Jürgen Hartmann) keine klaren Antworten gibt. Dabei ahnen die zwei Polizisten noch nicht, dass es sich bei dem Toten um einen Jugendfreund von Vogt handelt und die beiden eine lang zurückliegende Geschichte verbindet …

Tragische Vorgeschichte

Der Tatort wird gerade wieder seinem Ruf gerecht, ein buntes Sammelsurium zu sein. Nicht nur, dass von Woche zu Woche die Teams gewechselt werden. Auch im Hinblick auf Tonalität und inhaltlicher Ambition gibt es keine durchgängige Linie. So gab es zuletzt in Folge das surreale Body-Horror-Gedankenspiel Murot und das Paradies, das derbe Provinztreiben in Königinnen sowie das rastlose Was ihr nicht seht, bei dem es um systematische Gewalt von Männern gegenüber Frauen ging. Nun geht es nach Stuttgart, wo erneut eine drastische Kehrtwende ansteht. Denn in Vergebung geht es richtig tragisch zu, wenn das Auftauchen einer Leiche dazu führt, dass sich Vogt mit einer alten Geschichte aus seiner Jugend auseinandersetzen muss.

Dass der Gerichtsmediziner, der seit 2008 schon das Stuttgarter Team mit seiner Expertise unterstützt, dieses Mal so sehr in den Mittelpunkt gerückt wird, kommt etwas unerwartet. Man kann sich auch darüber streiten, ob das so eine gute Idee ist. Oft wirkt das schon sehr konstruiert, wenn in Krimi die Ermittelnden persönliche Bezüge zu den Geschichten haben. Da wird dann das Publikum auf recht plumpe Weise genötigt, Anteilnahme zu zeigen. Immerhin gelingt es bei Tatort: Vergebung, das einigermaßen glaubwürdig zu integrieren. Der 1250. Film der ARD-Krimireihe zeigt auch, wie schwer sich der Veteran mit dieser Situation tut, wenn sich immer wieder die Vergangenheit durch Flashbacks ihren Weg in sein Bewusstsein erkämpft. Vogt schwankt zwischen Verdrängung und dem Bedürfnis, das alles endlich abzuarbeiten.

Mehr Drama als Krimi

Regisseur und Co-Autor Rudi Gaul (Das Hotelzimmer) legt den Fokus dann auch in erster Linie auf die Tragik, die mit dieser Geschichte verbunden ist. Klar ist da diese Leiche und die Frage, wie Döbele letztendlich gestorben ist. War es ein Unfall? Ein Selbstmord? Oder doch Mord? Und wenn es ein Mord gewesen sein sollte, wo lag das Motiv? Tatort: Vergebung nimmt diese Ermittlungen aber mehr oder weniger als Vorwand, um sich den Figuren zuzuwenden und diese bei ihrem Kampf mit lang verdrängten Wahrheiten zu konfrontieren. Das wäre prinzipiell sogar ganz ohne Krimi gegangen. Das französische Drama Hör auf zu lügen machte es vor. In beiden Fällen ging es um unterdrückte Homosexualität junger Männer und wie dies das Leben mehrerer Menschen zerstörte.

Wie viel man davon für sich mitnimmt, hängt dann auch maßgeblich damit zusammen, ob man solche schwermütigen Dramen mag. Bei wem das der Fall ist, schaut hier vorbei. Zwar ist die Geschichte etwas unnötig kompliziert, die Figurenzeichnung ist zudem mal wieder schwach. Aber es funktioniert im Großen und Ganzen. Wer hingegen in erster Linie gern rätselt, kann den Fernseher heute trotz der vielen Fragen eher ausgeschaltet lassen. Als Krimi ist Tatort: Vergebung nur mäßig interessant. Und dann wäre da noch die sehr ruhige Erzählweise. Selbst wenn zum Ende hin ein bisschen aufs Gas getreten wird, wird es nie so richtig spannend, da die melancholisch-poetische Atmosphäre einem das Gefühl vermittelt, nie wirklich im Hier und Jetzt zu sein.

Credits

OT: „Tatort: Vergebung“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Rudi Gaul
Drehbuch: Rudi Gaul, Katharina Adler
Musik: Verena Marisa
Kamera: Stefan Sommer
Besetzung: Richy Müller, Richy Müller, Jürgen Hartmann, Immanuel Krehl, Paul Fassnacht, Jakob Rottmaier, Volker Muthmann, Elena Georgotas, Ulrike C. Tscharre, Manolo Bertling, Xari Wimbauer

Bilder

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Tatort: Vergebung
fazit
„Tatort: Vergebung“ ist letztendlich mehr Drama als Krimi, wenn der Fund der Leiche dazu führt, dass der Gerichtsmediziner sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss. Die melancholisch-poetische Atmosphäre ist wirkungsvoll, die Spannung hält sich hingegen in Grenzen, gerätselt wird bei diesem ruhig erzählten Film nur nebenbei.
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