Temporada de Huracanes Hurricane Season Netflix
© Netflix / Camila Jurado

Temporada de Huracanes

Temporada de Huracanes Hurricane Season Netflix
„Temporada de huracanes“ // Deutschland-Start: 1. November 2023 (Netflix)

Inhalt/Kritik

Als eine Gruppe Teenager nahe einer mexikanischen Kleinstadt die Leiche einer Person findet, die lokal nur als „die Hexe“ bekannt ist, gerät der Ort in Aufruhr – immerhin wurde sie ermordet. Im Zuge dessen muss er nach und nach all seine dunklen Geheimnisse preisgeben. Insbesondere Norma (Kat Rigoni), Munra (Guss Morales), Yesenia (Paloma Alvamar) und Brando (Ernesto Meléndez) scheinen irgendwie in die Sache verwickelt zu sein …

Fragwürdige Roman-Adaption

Temporada de Huracanes eröffnet mit einer Texteinblendung auf Spanisch. Die deutschen Untertitel dazu lauten etwas ungelenk: „Einige der Ereignisse, die hier beschrieben werden, sind real. Alle Figuren sind imaginär.“ Normalerweise würden wir uns nun darüber auslassen, dass die ‚basierend auf wahren Ergebnisse‘-Masche nicht nur brutal abgedroschen ist, sondern schon immer bedeutungsloser Marketingkrempel war. Ob etwas tatsächlich passiert ist oder nicht, hat keinerlei Einfluss auf die Qualität der filmischen Umsetzung. Das Problem ist hier jedoch ein ganz anderes. Die Einblendung ist ein Zitat, dessen Urheber gleich mitgenannt wird: Der mexikanische Schriftsteller Jorge Ibargüengoitia in seinem Roman Die toten Frauen. Nun ist Temporada de Huracanes tatsächlich die Adaption eines mexikanischen Romans, bei diesem handelt es sich allerdings nicht um Die toten Frauen. Es handelt sich noch nicht einmal um einen Roman von Ibargüengoitia. Vorlage war hier das Werk Saison der Wirbelstürme von Fernanda Melchor. Warum dem Ganzen dann also ein Zitat aus einem völlig anderen Buch vorangestellt wird, erschließt sich nicht.

Während es schon vor den 1930er-Jahren vereinzelt Farbfilme gab, war für unsere Zwecke hier der Schwarzweißfilm bis dahin eine technische oder zumindest finanzielle Notwendigkeit. Erst als sich entsprechende Verfahren als rentabel durchgesetzt hatten, verschwand der Schwarzweißfilm weitgehend von der Bild(schirm)fläche. Seither ist die schwarzweiße Präsentation eine bewusste Entscheidung, der eine künstlerische Erkärung zugrunde liegt (siehe etwa The Artist, der zugleich auch noch bewusst als Stummfilm inszeniert wurde). Ähnlich verhält es sich mit dem Bildformat. Beim Fernsehen wurde das verwendete 4:3-Format gegen Ende des letzten Jahrtausends nach und nach vom seit Anfang dieses Jahrtausends üblichen 16:9-Format abgelöst. Wenn heutzutage also jemand auf Netflix etwas in 4:3 präsentieren möchte, sollte er schon seine Gründe dafür haben. Welche das bei Temporada de Huracanes sein mögen, wird leider nicht klar. Es lässt sich sicher irgendetwas zusammenreimen, was beispielsweise mit der Eingeengtheit im Städtchen oder bei den Charakteren zu tun hat, aber das ist alles schon ein bisschen zu verkünstelt.

Unsympathische Charaktere

Vielleicht ist die Wahl des Zitats genau so wie die Wahl des Formats einfach ein Kommentar auf der Metaebene. Sonderlich klar wird in Temporada de Huracanes nämlich zunächst auch nicht viel. Der zum Einstieg gezeigte Leichenfund führt nicht wie es zu erwarten wäre zu einem Whodunit-Krimi. Stattdessen wirkt es – ohne die literarische Vorlage zu kennen – eher so, als hätte Regisseurin Elisa Miller den Film Rashomon gesehen und sich gedacht: „Hey, das kann ich auch!“, nur dass sie es eben leider doch nicht konnte. Nach der Einführung bekommen wir nach und nach kapitelartig verschiedene Perspektiven der Bewohner des kleinen Ortes präsentiert. Keiner der gezeigten Charaktere ist irgendwie sympathisch, letzten Endes sind alle ziemlich selbstsüchtig. Zudem ist der Film mit einer Laufzeit von ungefähr 98 Minuten viel zu lange geraten, das langsame Pacing und die zögerliche Kameraführung helfen auch nicht gerade dabei, einen anderen Eindruck zu erwecken. Die sterile englische Synchronisation (eine deutsche gibt es natürlich gar nicht erst) tut ihr Übriges.

Credits

OT: „Temporada de huracanes“
IT: „Hurricane Season“
Land: Mexiko
Jahr: 2023
Regie: Elisa Miller
Drehbuch: Elisa Miller, Daniela Gómez
Vorlage: Fernanda Melchor
Musik: Héctor Ruiz
Kamera: María Secco
Besetzung: Edgar Treviño, Andrés Cordaz, Kat Rigoni, Guss Morales, Paloma Alvamar, Ernesto Meléndez, Reyna Mendizabal, Norma Reyna, Guadalupe Rammath, Abigail Rodríguez Alejandro, Julisa Cuj, Mónica Martínez

Bilder

Trailer

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Temporada de Huracanes
Fazit
"Temporada de Huracanes" ist zu lang und zu langweilig.
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