Eigentlich wäre Thabo (Litlhonolofatso Litlhakanyane) ja gerne Detektiv. Die Sache hat nur einen Haken: Der 11-Jährige wohnt in Hlatikulu, einem kleinen Dorf in Eswatini. Und in dem afrikanischen Land ist praktisch nie etwas los. Die einzige Abwechslung sind die Touristen, die in der von Agatha (Andrea Sawatzki) betriebenen Lodge absteigen, um in dem anschließenden Reservat Tiere zu sehen. Gemeinsam mit Thabos Onkel Vusi (Nhlakanipho Manqele), der als Ranger arbeitet, gehen sie dann auf Safari. Leider treiben sich aber auch andere in der Gegend herum, welche die Tiere aus anderen Gründen suchen. Besonders beliebt sind die Nashörner, deren Hörner sehr begehrt und wertvoll sind. Als Vusi beschuldigt wird, selbst Wilderer zu sein, macht sich Thabo gemeinsam mit seinem besten Freund Sifiso (Kumkani Pilonti) und Agathas Nichte Emma (Ava Skuratowski), die gerade zu Besuch ist, auf die Suche nach dem wahren Täter …
Adaption einer Kinderbuchreihe
Zuletzt waren im Kino wieder eine ganze Reihe von Kinderbuch-Adaptionen zu sehen. Darunter war Das fliegende Klassenzimmer, die Neuverfilmung des Klassikers von Erich Kästner, oder auch Die unlangweiligste Schule der Welt nach der erfolgreichen Reihe von Sabrina J. Kirschner. Jetzt startet mit Thabo – Das Nashorn-Abenteuer ein weiterer Kinderfilm, der ein Buch als Vorlage hat. Genauer sind es drei Bücher, die Autorin Kirsten Boie (Ritter Trenk) 2016 und 2017 veröffentlich hat. In diesen spielten Tiere immer eine große Rolle, die drei Bände tragen die Titel Der Nashorn-Fall, Die Krokodil-Spur und Der Rinder-Dieb. Der Held der Geschichten ist aber kein Tier, sondern der Junge Thabo, der davon träumt, einmal ein großer Detektiv zu sein.
Zum Teil zumindest ist der Film dann auch ein Krimi, wenn sich der Protagonist zusammen mit den beiden anderen Kindern auf Wahrheitssuche begibt. Denn wie so oft in dieser Art Geschichte sind die Erwachsenen letztendlich nutzlos und sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Vusi kann kein Wilderer sein, das weiß Thabo. Das interessiert nur offensichtlich niemanden. Thabo – Das Nashorn-Abenteuer hält sich da an das in Kinderfilmen beliebte Prinzip, dass die Hauptfigur, die zugleich Identifikationsfigur ist, es allen Erwachsenen zeigt. Das ist mit einer gewissen Genugtuung verbunden, hilft auch, etwas Selbstvertrauen aufzubauen. Ein Junge, der so mutig und clever ist, der geht schon als Held durch. Jemand, zu dem die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen aufblicken können, dabei aber noch so nah dran ist am Publikum, dass dieses sich in ihm wiederfinden kann.
Abenteuer trifft gesellschaftliche Themen
Diese Mischung aus Krimi und Abenteuer wird von Regisseurin und Co-Autorin Mara Eibl-Eibesfeldt (Im Spinnwebhaus) noch mit einer Reihe ernster Themen verbunden. Das offensichtlichste ist natürlich das des Tierschutzes. So beginnt die eigentliche Geschichte damit, dass sie ein Nashornjunges finden, dessen Mutter gerade von Wilderern getötet wurde. Auch im Anschluss sind die Tiermörder die Feinde unserer Heldentruppe, immer wieder kehrt der Film zu dem Thema zurück. Beiläufig erzählt Thabo – Das Nashorn-Abenteuer aber auch von dem schwierigen Leben der Kinder vor Ort. Armut ist weit verbreitet, auch AIDS spielt eine große Rolle: Viele haben ihre Eltern verloren und müssen irgendwie ohne sie auskommen.
Natürlich geht der Film nicht zu sehr in die Tiefe, bei der anvisierten jungen Zielgruppe war das nicht zu erwarten. Den ganz großen Horror will man dann doch niemandem zumuten. Zusammen mit den schönen Bildern der Gegend und einem großen Gefühl von Solidarität hat Thabo – Das Nashorn-Abenteuer schon etwas Idealisierendes an sich. Aber das muss man nicht zwangsläufig als Manko ansehen, im Segment des Kinderfilms ist das hier schon recht viel. Insgesamt ist die Adaption dann auch ein nettes Werk, bei dem das Publikum einiges lernen darf, über Land, Leute, Tiere. Und auch über Vorurteile: So müssen die Kinder lernen, dass man nicht vom Äußeren ausgehend Schlüsse ziehen sollte, wenn der einzige Asiate weit und breit ihnen gleich verdächtig vorkommt. Damit gibt es auch eine kleine Warnung vor Rassismus, mit der man gar nicht früh genug anfangen kann.
OT: „Thabo – Das Nashorn-Abenteuer“
Land: Südafrika, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Mara Eibl-Eibesfeldt
Drehbuch: Ursula Gruber, Martin Gypkens, Mara Eibl-Eibesfeldt
Vorlage: Kirsten Boie
Musik: Oliver Thiede
Kamera: Britta Mangold
Besetzung: Litlhonolofatso Litlhakanyane, Nhlakanipho Lindokuhle, Kumkani Pilonti, Andrea Sawatzki, Ava Skuratowski
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