The Buccaneers Apple TV+, Streamen, online
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The Buccaneers – Staffel 1

The Buccaneers Apple TV+, Streamen, online
„The Buccaneers – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 8. November 2023 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

New York, 1870. Nan (Kristine Frøseth) und Jinny St. George (Imogen Waterhouse), Conchita Closson (Alisha Boe), Mabel (Josie Totah) und Lizzy Elmsworth (Aubri Ibrag) sind beste Freundinnen und gehören zur Riege neureicher, amerikanischer Familien, die nun nach Ansehen und Status streben. Als die Gruppe während der Debütantinnensaison nach London eingeladen wird, scheint ein Traum in Erfüllung gehen. Die Kutsche fährt an schroffen Klippen vorbei, während in der Ferne verheißungsvoll ein Schloss auftaucht. Doch auf sie wartet auch eine konservative Adelsgesellschaft. Neben Partys und Romanzen sind da Dramen und Kulturkonflikte vorprogrammiert.

Die Freibeuterinnen

Die Apple TV+ Dramaserie The Buccaneers basiert auf dem Roman der Schriftstellerin Edith Wharton (Zeit der Unschuld). Zwar hatte Wharton das Buch zu Lebzeiten nicht mehr fertigstellen können, doch wurde die Geschichte später von der amerikanischen Schriftstellerin Marion Mainwaring wieder aufgegriffen und zu Ende geführt. Susanna White, Richard Senior und Charlotte Regan übernahmen die Regie der Neuverfilmung des Buches, das 1995 schonmal als Miniserie veröffentlicht wurde. Geschrieben wurde die neue Serienadaption des historischen Stoffes von Katherine Jakeways und stammt von einem ausschließlich weiblichen Kreativteam. Die Serie teilt sich in 8 durchwachsene Folgen auf, von denen die ersten drei Episoden direkt zum Staffelauftakt ausgestrahlt werden. Anschließend soll jeden Mittwoch eine weitere Folge veröffentlicht werden. Die Serie endet mit einer Reihe von Cliffhangern, die eine weitere Staffel zumindest wahrscheinlich machen.

Klischees und Spannung

The Buccaneers kommt ein bisschen wie ein entfernter Verwandter von altbekannten Historiendramen daher, der statt klassischer Musik lieber moderne, rockige Stücke hört, es mit den strengen Manieren des Adels nicht so genau nimmt und gerne Partys in farbprächtigen Kostümen feiert, die Tage im Garten verlebt oder im See schwimmt. Apropos Musik: Die ist streckenweise ganz interessant, da man diese Stücke sonst vielleicht nicht in einem solchen Drama verortet hätte. Die Serie will einerseits mit Genreklischees brechen, was sich unter anderem durch den etwas hölzernen Kulturkonflikt ausdrückt, bedient auf der anderen Seite aber auch bekannte Genremuster und serviert an manchen Stellen leider auch Floskeln zum Tee. Diese zu typisch abgehandelten Punkte nehmen dann auch zunehmend die Spannung raus. Vorhersehbarkeit befindet sich streckenweise wie ein stiller Butler mit im Raum, bereit die nächste erwartbare Wendung auszuschenken. Da ist die Verwechslung, die Fallhöhe schaffen soll, aber relativ schnell durch eine weiche Landung pointiert wird. Da ist die Verwirrung, ein betrunken verschickter Brief, da ist das Missverständnis und das Geheimnis einer Herkunft. Leider wirken manche dieser Punkte ein wenig zu konstruiert und flach, um so ganz zu funktionieren.

Ganz so schlimm wie das gerade vielleicht klingt, ist es aber nicht. Es liegt auch daran, wie viele Werke man in diesem Genre bereits konsumiert, ob man die erzählerischen Kniffe schonmal gesehen hat und wie viel Wert man auf Überraschung und Innovation legt – was nicht heißen soll, dass The Buccaneers nichts davon hätte. Es gibt ein paar kreative, auch überraschende Momente, die etwas Markantes haben, was im Gedächtnis bleiben kann. Manche Klischees werden auch durch die Schauspieler und Schauspielerinnen abgefedert. Insgesamt funktionieren viele Szenen ganz gut.

Ensemble

Mia Threapleton transportiert den emotionalen Konflikt ihrer Figur mitreißend, Christina Hendricks als Mrs. St. George schafft es, die Gratwanderung ihrer Figur – zwischen Verletzlichkeit und Stolz und Stärke – mit Einfühlsamkeit darzustellen. Fenella Woolgar bleibt als Figur zwar relativ eindimensional geschrieben, spielt aber auch überzeugend. Kristine Frøseth trägt die Serie unter anderem die ersten Folgen mit ihrer guten Laune, was sich dann durch das Drehbuch etwas verläuft. Während die Hauptfiguren anfangs noch beisammen sind, merkt man den Perspektivwechsel später stärker. Man versucht jeder Figur ihre Zeit, ihren Raum zu geben. Teilweise zieht man damit die Konflikte wie einen Kaugummi in die Länge, ohne dass sich dann so viel weiterentwickelt, dass es in den jeweiligen Momenten immer spannend bleibt.

Durchwachsene Konflikte

Die Qualität der Konflikte, die alle sehr deutlich, stellenweise vielleicht zu oberflächlich, herausgearbeitet wurden, funktionieren mal besser mal weniger gut. Die Vorhersehbarkeit ist, wie bereits erwähnt, ein Punkt, der manchen Konflikten früh die Luft rausnimmt. Überraschend war in dem Zusammenhang Barney Fishwick als Lord James Seadown, dessen Figur unter anderem für einen düsteren Kontrast in der scheinbar blumigen Welt sorgt. Die meiste Zeit kann man den Schauspielern und Schauspielerinnen anmerken, dass sie Spaß bei den Dreharbeiten hatten. Besonders die fünf Hauptdarstellerinnen haben in den ersten Folgen etwas Fröhliches, das der Geschichte Leichtigkeit verleiht. Zum Ende hin verliert sich diese Gruppendynamik ein wenig und wird durch viele Perspektivwechsel ersetzt. Die Spielfreude des Ensembles überträgt sich auch mal mehr mal weniger, sorgt zumindest anfangs immer wieder mal für eine gewisse Intensität, da man das Gefühl hat, dass den Figuren die Entwicklungen der Geschichte wichtig sind. Das verliert sich nach den ersten drei, vier Folgen stellenweise und zerfasert. Am Ende entlässt man das Publikum dann nochmal mit einem Schwall an Cliffhangern, die auf eine Fortsetzung hindeuten.

Es wird sehr viel gesprochen. In der ersten Folge findet die Kamera Bilder, in denen eine Geste oder ein Blick ausreichend sind, um den Figuren eine gewisse Tiefe zu verleihen, Spannung aufzubauen. Es gibt im Serienauftakt auch etwas Action, die erstmal überrascht, etwa wenn Nan aus dem Fenster klettert. Im späteren Verlauf nimmt das ein bisschen ab und in einer Folge hat man sogar kurz den Eindruck, die Figuren würden den lieben langen Tag nichts anderes machen, als ziellos durch das Haus zu geistern, nur um sich zufällig irgendwo zu begegnen und schwere Dialoge zu führen. Das kann schonmal dafür sorgen, dass Längen entstehen, da das Gefühl für Fortschritt in der Handlung eher blass bleibt. Es ist eben kein Thriller. Man bekommt das, was man als Fan des Genres erwarten könnte: bunte Kostüme, Tänze, malerische Locations, Missverständnisse, Gründe zum Schmachten, Geheimnisse und Küsse hinter Türen, die man vorher natürlich nicht abgeschlossen hat, sodass auch gerne mal ein ungebetener Gast hereinplatzt.

Der Pudel

Die wirtschaftlichen und politischen Ränkespiele sind zwar immer mal Thema, sorgen für Gespräche, vieles bleibt dabei aber im Rahmen einer Behauptung, sodass man selten das Gefühl hat, die Figuren müssten tatsächlich um ihren Lebensstandard oder ihren Status bangen. Die Abteilungen Kostüm, Maske und Set-Design schaffen hier über weite Streckten tolle Bilder. Manchmal ist man da zu sehr im Bereich des Kitsches angekommen, etwa bei dem pinken Pudel aus der ersten Folge. Man wollte hier wohl den Punkt setzen, schrill und bunt und reich zu sein. Das wirkt an dieser Stelle aber unnötig effekthascherisch.

Credits

OT: „The Buccaneers“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Charlotte Regan, Richard Senior, Susanna White
Drehbuch:  Katherine Jakeways, Roanne Bardsley, Catherine Shepherd, Emma Jane Unsworth
Vorlage: Edith Wharton
Musik: Avawaves, Aisling Brouwer, Anna Phoebe
Kamera: Oliver Curtis, Laura Bellingham, Matthew Wicks
Besetzung: Guy Remmers, Simone Kirby, Matthew Broome, Adam James, Francesca Corney, Seylan Baxter, Fenella Woolgar, Josh Dylan, Martin Farrell, Laura Pava, Barney Fishwick, Shobhit Piasa, Christina Hendricks, Josie Totah, Kristine Frøseth

Bilder

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The Buccaneers – Staffel 1
fazit
„The Buccaneers“ ist eine historische Dramaserie, die im New York und London der 1870er Jahre spielt. Positiv sind die vielen malerischen Locations und die merkbare Spielfreude im Ensemble. Neben einigen guten Momenten, funktionieren viele Konflikte aber nur halb, sind etwas zu vorhersehbar gestaltet und nach drei, vier Folgen merkt man Längen. Insgesamt ist „The Buccaneers“ ein solides Kostümdrama, dessen letzte Folge eine Fortsetzung wahrscheinlich macht.
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