The Cord of Life

The Cord of Life

The Cord of Life
„The Cord of Life“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß bei Alus (Yider), als er bei seinem Bruder und dessen Frau ankommt. Ihre Mutter Naranzug (Badema), um die sich die zwei kümmern, ist an Demenz erkrankt und hat zwischenzeitlich stark abgebaut. Nicht nur, dass sie niemanden mehr wiedererkennt. Sie spricht auch dauernd davon, wieder nach Hause zu wollen. Um sie am Weglaufen zu hindern, wird sie deshalb eingesperrt, wie in einer Zelle. Alus, der inzwischen in Beijing lebt und sich dort eine Existenz als Musiker aufgebaut hat, ist fest entschlossen, seiner Mutter zu helfen. Nur wie? Gemeinsam mit ihr beginnt er eine Reise, um das Zuhause wiederzufinden, nach dem sie sich so sehr sehnt. Einfach ist das nicht. Zum einen findet er nur schwer Zugang zu der geistig verwirrten Frau. Und dann ist da noch die Gefahr, dass sie einfach davonlaufen und verloren gehen könnte …

Das Seil als Symbol einer Verbindung

Die Menschen werden immer älter, bleiben auch körperlich länger fit. Das ist eigentlich eine positive Entwicklung. Nur scheint unser Geist da nicht ganz mithalten zu können, die Zahl an Menschen, die an Demenz erkranken, steigt ständig. Das hat dazu geführt, dass immer mehr Filme sich dieses Themas annehmen und dabei die unterschiedlichsten Genres wählen. Da ist von Komödien (Mein Vater, der Esel und ich) bis zu Horror (Run Rabbit Run) alles dabei. Das naheliegendste Genre ist aber natürlich das des Dramas, wenn sich Filme mit den Schwierigkeiten und den Schmerzen der Menschen auseinandersetzen. Ein solches ist auch die chinesische Produktion The Cord of Life, in dessen Mittelpunkt ein junger Mann und seine Mutter stehen.

Der Titel spielt dabei auf die Nabelschnur an, welche Mütter und ihre Kinder verbinden. Diese Zeit liegt hier zwar viele Jahre zurück. Es kommt aber im weiteren Verlauf zu einer Art Neuauflage. So bindet Alus Naranzug mit einem Seil um sich, um auf diese Weise zu verhindern, dass sie einfach davonläuft. Das Seil wird in The Cord of Life zu einem Symbol für die Verbindung der beiden. Diese hält ein Leben lang, man wird immer Elternteil und Kind bleiben, selbst wenn sich drumherum alles verändert. Selbst wenn man einander nicht mehr erkennt. Das subtilste Symbol ist das Seil sicherlich nicht. Aber es funktioniert, hat mal komische Momente, mal rührende.

Die Heimat als Orientierung

Regisseurin und Drehbuchautorin Sixue Qiao erzählt aber nicht einfach davon, dass Menschen die Pflicht haben, sich um ihre kranken Eltern zu kümmern. Die Demenz mag in ihrem Film der Auslöser für die gemeinsame Reise sein. Das eigentliche Thema ist aber das der Heimat. Wenn sich Naranzug nach ihrem alten Zuhause sehnt, wird das auch für Alus zum Anlass, sich mit dem Begriff und seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. So hat er zu Beginn von The Cord of Life den Bezug zu den Traditionen verloren. Er lebt in der modernen Großstadt, macht elektronische Musik. Wenn er in der ländlichen Gegend der mongolischen Steppe nach den Spuren ihrer Geschichte sucht, wirkt er selbst wie ein Fremdkörper und weiß nicht wirklich, was damit anzufangen ist.

Das wird sich natürlich ändern. Das Drama vom Chinesischen Filmfest München 2023 ist ein versöhnlicher Film, der dazu ermuntert wieder zuzuhören, einander und sich selbst. Das ist schön, eine kleine Wohltat inmitten einer von Streit und Konflikten erfüllten Welt. Es ist aber auch schön anzusehen. The Cord of Life lockt mit folkloristischen Elementen, ebenso mit wunderbaren Aufnahmen der Landschaft. Die Suche nach dem Zuhause wird zu einer Art Roadmovie, der die Schönheit des Landes aufzeigt. Dabei wird sich nicht im Stil des Herzkinos dem Kitsch hingegeben. Qiao betont oft das Raue. Wenn durch einen blöden Unfall ein großes Loch in dem abgelegenen Haus ist, wird es darin kalt. Ein reines Idyll ist das nicht. Aber es ist etwas, das Teil von Naranzug ist. Ein Teil, der ihr geblieben ist, während ihre Erinnerungen verschwimmen und sie nach Orientierungspunkten sucht. Und das allein macht die Einöde zu einem wichtigen und wertvollen Ort.

Credits

OT: „Qi dai“
Land: China
Jahr: 2022
Regie: Sixue Qiao
Drehbuch: Sixue Qiao
Besetzung: Badema, Yider

Trailer

https://youtu.be/rSBBVLzSApc

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The Cord of Life
fazit
„The Cord of Life“ begleitet einen Mann und dessen demenzkranke Mutter in die mongolische Steppe, wo sie ihr Zuhause sucht. Das Drama behandelt dabei einerseits die familiäre Bindung, die wieder aufgebaut wird, aber auch eine Rückbesinnung auf die Traditionen und damit einen größeren Heimatbegriff. Das ist schön anzusehen und auch wohltuend.
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