The Suspect – Trügerische Wahrheit

Für andere Menschen würde Joseph O’Loughlin (Aidan Turner) alles tun. Und so steigt der Psychologe sogar auf einen Fenstersims, um einen Jugendlichen vom Selbstmord abzubringen, kurze Zeit, nachdem er die Diagnose erhielt, Parkinson zu haben. Durch diese Tat wird er zum Helden, die Medien reißen sich um ihn. Doch dieser Ruhm schützt ihn nicht davor, später in eine richtig finstere Angelegenheit hineingezogen zu werden. So wurde eine frühere Patientin von Joseph brutal ermordet. Chefermittler Vince Ruiz (Shaun Parkes) und dessen junge Mitarbeiterin Riya Devi (Anjli Mohindra) halten ausgerechnet den Psychologen für verdächtig. Und tatsächlich stellt sich bald heraus, dass dieser nicht mit offenen Karten spielt …

Adaption des Roman-Bestsellers

Als Journalist und Ghostwriter war Michael Robotham über viele Jahre gefragt gewesen, bevor er sich der fiktionalen Literatur zuwandte. Und auch bei dieser feierte er schnell Erfolge, vor allem seine Geschichten um den Psychologen Joseph O’Loughlin waren weltweit gefragt. Hierzulande kennen viele diese jedoch unter einem anderen Namen. Genauer wurden insgesamt acht Filme der Reihe Neben der Spur gedreht, zuletzt Die andere Frau, bei denen der australische Seelenklempner durch eine eingedeutschte Fassung namens Joe Jessen ersetzt wurde. Wer schon immer mal das Ganze im Original sehen wollte, der bekommt nun dank der Serie The Suspect – Trügerische Wahrheit die Möglichkeit dazu. Diese basiert auf Robothams Debüt-Roman The Suspect von 2004, der auch für Adrenalin die Vorlage bildete, den ersten Film der obigen Krimireihe.

Im Gegensatz zu dieser wurde hier eine fünfteilige Miniserie daraus gemacht, die mit einer Laufzeit von rund dreieinhalb Stunden deutlich länger ist als die Verfilmung. Ob es die Länge gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Geschadet hat sie zumindest nicht: Langweilig wird einem bei The Suspect – Trügerische Wahrheit nicht. Mit einer spannenden Szene geht es los, wenn sich Joseph auf das Fenstersims wagt und sein eigenes Leben in Gefahr bringt. Für den anschließenden Fall hat das keine Bedeutung. Tatsächlich hätte man diesen Quasi-Prolog ebenso rauslassen können wie die Parkinson-Erkrankung, da beides kaum Auswirkungen auf die Hauptgeschichte hat. Lediglich der Charakterisierung dient das, wenn der Protagonist als völlig selbstlos dargestellt wird. Nicht dass am Ende jemand im Publikum denken könnte, er wäre tatsächlich schuldig.

Nicht glaubwürdig, aber spannend

Theoretisch wäre das denkbar, da das Publikum erst mit der Zeit alles über ihn erfährt. Wirklich daran glauben dürften aber die wenigsten. Selbst wer nicht weiß, dass der Psychologe im Anschluss Held vieler weiterer Krimis war, was seine Schuld doch sehr unwahrscheinlich werden lässt, wird kaum davon ausgehen, dass an den Vorwürfen etwas dran ist. The Suspect – Trügerische Wahrheit steht viel zu sehr in der Tradition klassischer Thriller, bei denen ein zu Unrecht Verdächtigter auf der Flucht ist und seine Unschuld zu beweisen versucht. Auf der Flucht zum Beispiel. Wobei hier der Actionteil recht gering ist. Unser Held gerät nicht so oft in Gefahr. Spannend ist die Serie aber durchaus. Zum einen werden mit der Zeit immer mehr Leute ermordet. Zum anderen möchte man natürlich wissen, wer denn nun wirklich dahintersteckt und aus welchem Grund.

Höhere Ansprüche an die Glaubwürdigkeit sollte man dabei nicht haben, weder im Hinblick auf die Geschichte, den Ablauf der Handlung oder die Figuren. Irgendwie ist das schon recht umständlich konstruiert. Beispielsweise ist die Polizei über lange Zeit skeptisch, nur um dann urplötzlich die Meinung zu ändern. Das wird zwar zu rechtfertigen versucht. Man sollte aber großzügig sein. Zum Ende wird es gar ein wenig over the top, wenn sich die Ereignisse überschlagen. Und es wird tragisch. Dass da irgendwelche traurigen Schicksale verknüpft sein müssen, ahnt man früh. Aber es kommen schon noch ein paar Wendungen, bis klar wird, wie das alles zusammenhängt. Wer eine solche Mischung aus Krimi und Thriller mag, der sollte The Suspect – Trügerische Wahrheit auf jeden Fall mal ins Auge fassen.