Eigentlich war Joachim Vernau (Jan Josef Liefers) gerade mitten in einer Gerichtsverhandlung, als ihn ein dringender Anruf erreicht. Marie-Luise Hoffmann (Stefanie Stappenbeck) soll in einer Kapelle in Polen einen Mann erschlagen haben. Das steht natürlich völlig außer Frage. Oder etwa doch nicht? Schließlich war sie so betrunken, dass sie sich an nichts erinnern kann. Auch ihr Freund Jacek Jankowski (Adrian Topol) steht unter Verdacht. Dessen Anwältin Zuzanna Makowska (Marta Sroka) versucht, ihren Mandanten freizubekommen, indem sie Marie-Luise schwer belastet. Trotz der ungünstigen Ausgangslage beschließen sie zusammenzuarbeiten und kommen dabei einer lang zurückliegenden Geschichte auf die Spur …
Achter Teil der Krimireihe
Fans der ZDF-Krimireihe Rechtsanwalt Vernau müssen üblicherweise Geduld aufbringen. Nur in unregelmäßigen Abständen erscheinen neue Filme, da können auch schon mal ein paar Jahre vergehen. Dieses Mal ging es vergleichsweise schnell. So sind gerade mal neun Monate vergangen, seitdem Düstersee ausgestrahlt wurde. Nun gibt es mit Versunkene Gräber bereits Nachschub. Wer mit den Vorlagen der Autorin Elisabeth Herrmann vertraut ist, dürfte sich aber auch aus anderen Gründen wundern. So erschien der zugrundeliegende Roman bereits 2013. Anstatt die Bücher chronologisch zu verfilmen, wurde dieses aber übersprungen und stattdessen wurden erst einmal die Folgewerke verfilmt. Erst jetzt kommt, vermutlich auch aus Ermangelung an Alternativen, doch noch eine Adaption.
Im Grunde ist es aber auch egal, in welcher Reihenfolge man sich diese Filme anschaut. Zwar sind Vorkenntnisse ratsam: Wer die anderen Teile nicht gesehen hat, wird zumindest keine Ahnung haben, wer diese Figuren sind und in welchem Verhältnis sie zu Vernau stehen. Für die Geschichte ist das aber alles irrelevant. Es hätte eine beliebige andere Figur des Mordes angeklagt werden können, am Ablauf der Handlung hätte das nichts geändert. Überhaupt hat man bei Versunkene Gräber den Eindruck, dass die Figuren in die Geschichte gepresst wurden, damit sie irgendwie dabei sind, egal wie. Das gilt beispielsweise für Ingeborg Huth (Carmen-Maja Antoni), die nicht auf den Mund gefallene beste Freundin der Mutter, die ihren Beitrag bei den Ermittlungen leistet. Das ist zwar unterhaltsam, Antoni ist immer wieder für komische Situationen gut. Es wirkt nur wie ein Fremdkörper.
Beliebig und aufgebläht
Insgesamt wirkt der Film zu aufgebläht. Klar ist es prinzipiell erstrebenswert, wenn Krimis auch mal komplexere Geschichten erzählen, die vielleicht sogar etwas Relevantes zu sagen haben. Versunkene Gräber ist aber an zu vielen Stellen unterwegs, ohne letztendlich wirklich voranzukommen. So ist man hier beispielsweise mit der Aufarbeitung der Vergangenheit beschäftigt, verbindet dies aber mit einer Art Schatzsuche. Beides kann Spaß machen. Das ist aber hier letztendlich zu selten der Fall. Hätte man sich auf einen der Aspekte konzentriert und das dann konsequenter verfolgt, möglicherweise hätte das funktionieren können. So aber plätschert da vieles an einem vorbei, ohne dass es groß in Erinnerung bleiben würde.
Der gelungenste Teil des Films sind noch die Settings. Ob es nun die Kapelle ist oder andere alte Orte, an denen wir uns herumtreiben, das ist schon recht atmosphärisch geworden. Zumindest im Hinblick auf die Bildgestaltung kann man dem Ganzen keinen wirklichen Vorwurf machen. Insgesamt muss man den achten Teil der Reihe aber nicht gesehen haben. Versunkene Gräber ist oft zu beliebig beim Erzählen. Fans von Jan Josef Liefers, bei dem man das Gefühl hat, er spielt immer wieder dieselbe Figur, kommen dabei noch am ehesten auf ihre Kosten. Bei der Unzahl an Krimis, die Woche für Woche produziert werden, fehlt es aber an einem überzeugenden Grund, warum es ausgerechnet dieser sein sollte.
OT: „Versunkene Gräber“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Josef Rusnak
Drehbuch: Josef Rusnak
Vorlage: Elisabeth Herrmann
Musik: Mario Grigorov
Kamera: Clemens Majunke
Besetzung: Jan Josef Liefers, Stefanie Stappenbeck, Winfried Glatzeder, Carmen-Maja Antoni, Elisabeth Schwarz, Marta Sroka, Adrian Topol, Rainer Strecker, Wieslaw Roman Thesing, Samuel Weiss, Jörg Thadeusz
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