Als Sophie (Elena Uhlig) sich als Dachdeckerin versucht, kommt es zu einem unglücklichen Unfall. Zwar wird sie durch den Sturz nicht lebensgefährlich verletzt, muss aber die nächsten Wochen im Rollstuhl sitzen. Und wer kümmert sich dann um die Pension? Stallbewohner Barthl (Friedrich von Thun) erklärt sich bereit, obwohl er keinerlei Erfahrungen hat und sich auch nicht unbedingt sehr geschickt anstellt. Vor allem im Zwischenmenschlichen hapert es ein wenig. Dabei haben sie gerade besonders anspruchsvolle Gäste, darunter den Rollstuhlfahrer Paul (Daniel Rodic), dem Sophie zuvor unter unglücklichen Umständen begegnet ist, und seine Freundin Lucija (Franziska Schlattner). Was sie nicht ahnen: Die beiden betrügen systematisch andere Leute und haben es nun auf Sophie abgesehen …
Ein Unfall mit komischen Folgen
Fans von Zimmer mit Stall mussten letzte Woche eine Hiobsbotschaft verkraften: Aglaia Szyszkowitz, die seit 2018 die Pensionswirtin Sophie spielte, hat die ARD-Filmreihe verlassen. Stattdessen hat nun Elena Uhlig die Hauptrolle. Im Hinblick auf die Einschaltquoten hat das nicht geschadet. Das Blaue vom Himmel lag da in dem Bereich, den die direkten Vorgängerfilme auch hatten. Die wahre Prüfung steht aber natürlich noch bevor, ob das Publikum nach dem ersten Testauftritt auch weiterhin die Treue hält. Man darf also gespannt sein, wie viele Zuschauer und Zuschauerinnen bei Uhligs zweitem Auftritt Kuhhandel am Ende vorweisen kann, das eine Woche nach dem Debüt im Ersten ausgestrahlt wird.
Die Machart hat sich wenig überraschend nicht geändert. So geht es erneut um turbulente Vorkommnisse rund um dem Hof, der zu einer Pension umgewandelt wurde. Das Unglück nimmt diesmal in dem Unfall seinen Anfang. Der Film leitet daraus gleich mehrere Handlungsstränge ab. Da wäre zum einen das Chaos um den grantigen Barthl, der sich um die ganzen Gäste kümmern soll. Dabei kommt es zu der einen oder anderen Auseinandersetzung, wenn sich der Stallbewohner ein bisschen schwer mit dem Dreck und den Sonderwünschen tut. Der Humor von Zimmer mit Stall: Kuhhandel ist da sicherlich nicht originell. Aber es funktioniert, auch weil von Thun Spaß an seiner Rolle hat. Gleiches gilt für Ferdinand Hofer, der als intriganter Möchtegern-Bürgermeister Maximilian die Chance nutzen will, um doch noch die Macht an sich zu reißen.
Verständliche Wut
Während diese Passagen einer rein banalen Unterhaltung dienen, wird mit dem dritten und letztendlich wichtigsten Handlungsstrang mehr versucht. Wie schon letzte Woche bei Das Blaue vom Himmel hat die Komödie eine gesellschaftliche Komponente. Wo es beim letzten Mal um Religion ging, Hoffnung, aber auch die fragwürdige wirtschaftliche Ausnutzung dieser Hoffnungen, geht es dieses Mal erneut ambivalent zu. Genauer haben Paul und Lucija ihre berechtigte Wut als Anlass genommen, um andere Menschen zu betrügen. Das ist auf der einen Seite dreist, gerade auch wenn es Leute trifft, die eigentlich nichts falsch gemacht haben. Gleichzeitig sind die beiden nicht wirklich böse, Zimmer mit Stall: Kuhhandel legt Wert darauf, dass man nachvollziehen kann, warum sie das tun. Sie sind zumindest ein Stück weit auch tragische Gestalten.
Das ist prinzipiell gelungen. Dennoch ist der Film insgesamt etwas schwächer als der Vorgänger. Ein Problem ist, dass die Geschichte zu lange auf der Stelle tritt. Sophie hat früh festgestellt, dass ihr die notwendige Sensibilität für den Umgang mit einem Rollstuhlfahrer fehlt. Das hat sich nach ein paar Minuten aber erledigt. Bei Barthl geschieht ebenso wenig etwas Nennenswertes wie bei Maximilian. Paul ist dann noch der einzige, der einen wirklichen Wandel durchmacht. Dies geschieht aber auf eine ziemlich langweilige, irgendwie auch abrupte Weise. Insgesamt mangelt es bei Zimmer mit Stall: Kuhhandel an Überraschungen, nach einem vielversprechenden Anfang wird es etwas eintönig. Aber es reicht doch für eine nette Komödie an einem grauen Freitagabend.
OT: „Zimmer mit Stall: Kuhhandel“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Rainer Kaufmann
Drehbuch: Holger Gotha, Philipp Weinges
Musik: Sebastian Horn, Peter Horn
Kamera: Ahmed el Nagar
Besetzung: Elena Uhlig, Friedrich von Thun, Franziska Schlattner, Daniel Rodic, Hanna Plass, Flavius Hölzemann, Carolin Garnier, Philipp Sonntag, Ferdinand Hofer
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