Aquaman: Lost Kingdom

Es ist gar nicht so leicht für Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa), sein Doppelleben unter einen Hut zu kriegen. Wenn er nicht gerade die Windeln seines Sohns wechselt und übermüdet durchs Haus torkelt, muss er als König der Meere für die Sicherheit von Atlantis sorgen. Eben diese ist in Gefahr, als sein alter Feind David Kane (Yahya Abdul-Mateen II), auch bekannt als Black Manta, Rache für seinen Vater schwört, den Aquaman einige Monate zuvor getötet hatte. Eigentlich wäre das kein Grund zur Besorgnis. Wie viel kann er schon anrichten? Jede Menge! Schließlich haben der Meeresbiologe Dr. Stephen Shin (Randall Park) und die Crew tief unter dem Eis eine unheimliche Entdeckung gemacht, die Kane zu großer Macht verhilft. Nun liegt es an Arthur und seinem Halbbruder Orm Marius (Patrick Wilson), Atlantis vor seiner größten Bedrohung zu schützen …

Schwacher Abschluss des DCEU

Jetzt ist es endlich so weit, das sogenannte DC Extended Universe hat sein Ende gefunden. Es war ein schwieriges letztes Jahr für die Reihe, 2023 wollte wirklich gar nichts mehr klappen. Ob die Fortsetzung Shazam! Fury of the Gods, das lang erwartete Retro-Crossover The Flash oder auch der Neuling Blue Beetle, sie alle floppten an den Kinokassen. Umso größer war die Hoffnung, dass es mit Aquaman: Lost Kingdom wenigstens einen letzten Hit geben könnte. Schließlich war Aquaman 2018 mit einem Einspielergebnis von 1,15 Milliarden US-Dollar ein echter Blockbuster und ist noch immer der mit Abstand erfolgreichste Teil der Reihe. Inzwischen glaubt aber nicht einmal mehr Warner daran, dass das was wird. So gab es keine großen Premieren für den Abschluss, keine roten Teppiche. Hierzulande wurde das Fantasy-Abenteuer nicht einmal der Presse gezeigt – was immer ein sehr schlechtes Zeichen ist.

Die gute Nachricht ist, dass der Film nicht ganz so katastrophal ist, wie man im Vorfeld befürchten musste. Die schlechte Nachricht: Er ist dennoch ziemlich mäßig. Er ist von dem diesjährigen DC Comics Quartett der schlechteste Beitrag. Das ist insofern überraschend, weil der eigentlich immer verlässliche James Wan wie beim Vorgänger Regie geführt hat. Und auch Drehbuchautor David Leslie Johnson-McGoldrick ist wieder mit von der Partie. Bei der Besetzung hat sich ebenfalls nicht viel getan. Amber Heard und Nicole Kidman wurden zwar ganz weit an den Rand geschoben, Erstere vermutlich auch wegen der Kontroversen. Aber sie sind noch da. Neue Figuren sind sogar Mangelware. Es gibt in Aquaman: Lost Kingdom zwar einen neuen Gegenspieler. Der ist aber immer nur kurz zu sehen und zu sehen. Wer im falschen Moment auf Toilette geht, verpasst sogar, dass dieser immerhin von Pilou Asbæk gespielt wird.

Schicke neue Schauplätze

Neu sind dafür die Schauplätze, zum Teil zumindest. So halten wir uns kaum noch in Atlantis auf. Die Welt der Menschen kommt zudem kaum vor, selbst wenn sie immer mal wieder thematisiert wird. Dafür gibt es eine ganze Reihe anderer Einsatzorte für unseren Unterwasserhelden. Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite sehen sie ziemlich schick aus und bringen jede Menge Abwechslung mit sich. Unter anderem steht ein Wüstenreich und ein riesiger Dschungel auf dem Reiseprogramm, nichts, was man mit einem Wasserkönig in Verbindung bringt. Allerdings sind die entsprechenden Passagen ziemlich kurz, Aquaman: Lost Kingdom hetzt von einem Ort zum nächsten, ohne mal die interessanten Settings auszunutzen. Es ist nicht einmal so, dass es inhaltlich unbedingt nötig gewesen wäre, so viele Schauplätze zu schaffen. Das Abenteuer ist da nur ein billiger Vorwand, um möglichst viel willkürliches Spektakel zu schaffen.

Während sich diese Schwäche verschmerzen lässt, sind andere gravierender. Ganz weit oben auf der Liste steht der Humor. Oder das, was Johnson-McGoldrick wohl als Humor ansah. So versuchte er, aus Biegen und Brechen die gemeinsame Reise der entfremdeten Halbbrüder mit möglichst großen Kontrasten anzureichen. Nur läuft es fast immer darauf hinaus, dass Jason Momoa wie ein Clown herumalbert und Patrick Wilson besonders verkniffen und genervt dreinblickt. Das ist ein bisschen wenig, die Witze sind dermaßen schwach, dass man gar nicht glauben mag, dass jemand tatsächlich dafür bezahlt wurde. Allgemein strauchelt Aquaman: Lost Kingdom immer dann, wenn jemand den Mund aufmacht. Ob es die verkorksten Scherze sind, ungelenke Exposition oder die kitschigen Gefühlsmomente, es ist schon eine Frechheit, was einem hier an Dialogen vorgesetzt wird.

Gute Elemente in Sand gesetzt

Das ist schade, weil der Film deutlich besser hätte sein können. Wenn sich Aquaman und Orm Marius auf die Suche nach dem titelgebenden Königreich machen, hat das grundsätzlich einen gewissen nostalgischen Charme, so als habe man Jules Verne und Herr der Ringe gekreuzt. An manchen Stellen schimmert auch noch durch, dass Regisseur James Wan ja ursprünglich aus dem Horrorbereich kommt und unter anderem die modernen Genre-Klassiker Saw, Insidious und Conjuring – Die Heimsuchung inszeniert hat. Umso größer ist das Rätselraten, weshalb das hier letztendlich so in die Beliebigkeit englitten ist. Selbst wenn Aquaman: Lost Kingdom aufgrund der besagten Stärken nicht die Vollkatastrophe ist, ist der Film doch über weite Strecken ziemlich langweilig. Statt eines selbstbewussten Schlusspunkts unter die frustrierend herumschlingernde Comic-Reihe, kommt diese hiermit nur mit größter Mühe überhaupt noch ans Ziel.