Avatar Frontiers of Pandora
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Avatar: Frontiers of Pandora

Avatar Frontiers of Pandora
„Avatar: Frontiers of Pandora“ // Deutschland-Start: 7. Dezember 2023)

Inhalt/Kritik

In Avatar: Frontiers of Pandora schlüpft der Spieler in die Rolle eines Na’vi, der als Waise von der Resources Development Administration aufgenommen und zum Soldaten ausgebildet wurde. Als es zum Bruch zwischen Menschen und Na’vi kommt, muss der Spieler fliehen und sieht bald zum ersten Mal seine eigentliche Heimat. Nun gilt es, sich auf Pandora zurechtzufinden, die eingeborenen Stämmen im Kampf gegen die RDA zu unterstützen, und in Einklang mit dem Mond zu leben …

Die Gestaltung des Ichs

Nach etwa zehn Minuten voller Cutscenes kann der Spieler seinen Charakter konfigurieren. Die zur Verfügung stehenden stehenden Optionen umfassen Gesicht, Haar, Haut, Stimme und Körpertyp. Von den zehn möglichen vorgefertigten Gesichtern sind eher nicht so viele richtig ansprechend. Avatar: Frontiers of Pandora gibt dem Spieler jedoch ebenfalls die Möglichkeit, das Gesicht etwas individueller anzupassen. Da das aber schon etwas aufwändiger ist und trotzdem nicht wesentlich viel mehr Auswahl bietet, kann gerne mit einem der bereitgestellten Vorlieb genommen werden. Beim Haar gibt es nur sieben Frisurvarianten, für die dann eine von drei Farben gewählt werden kann. Die zwölf verschiedenen Biolumineszenzmuster für die Haut erscheinen noch belangloser als die ganze Charaktererstellung selbst: Ob die leuchtenden Punkte sich nun an dieser oder jener Stelle befinden, kann doch wohl herzlich egal sein. Die Streifen auf der Haut lassen sich ebenso wie die Hautfarbe in gewissem Maße den eigenen Wünschen anpassen, auch wenn es hier keinen freien Modus gibt.

Während das Spiel trotz der limitierten Optionen durchaus dazu einlädt, ein wenig Zeit im Charaktereditor zu verbringen – es handelt sich immerhin um eine Figur, welche den Spieler für etliche Stunden repräsentieren soll –, kann hier festgestellt werden, dass sich nicht zu lange damit aufgehalten werden sollte. In Avatar: Frontiers of Pandora wird die Figur nämlich aus der Egoperspektive gespielt. Da es auch keine Reflektionen gibt (später dazu etwas mehr), scheint es ausgeschlossen zu sein, das ausgewählte Charakterdesign jemals wieder zu sehen – zumindest in der Spielwelt selbst. Im Pausen- beziehungsweise Charaktermenü lässt der erstellte Na’vi sich dann doch wieder blicken, aber so wichtig ist seine Erscheinung dort auch nicht. Lediglich im Koop-Modus lässt sich die Kreation des Spielpartners bewundern, allerdings wird auch dann mehr Zeit damit verbracht, im Spiel voranzukommen, statt die Aufmerksamkeit großartig auf das Aussehen zu fokussieren.

Wer Videogames nicht nur um ihrer selbst willen spielt, sondern sich als Trophäenjäger versteht, sollte dem Koop-Modus jedoch nicht zu viel Beachtung schenken oder aber nur als Host daran teilnehmen: Während der Storyfortschritt, erhaltene Materialen und so weiter für beide Spieler gespeichert werden, erhält nur der Host die entsprechenden Trophäen. Das gemeinsame Spielen verkürzt vielleicht die jeweilige Spieldauer, effektiv wird sie dann aber verdoppelt, wenn die Story erneut für den Partner wiederholt werden muss.

Gemächlicher Einstieg

Nach einer weiteren kurzen Cutscene darf der Spieler dann das erste Mal richtig aktiv werden. Nachdem er mit den ersten Grundmechaniken vertraut gemacht wird, heißt es schnell zu handeln. Der gigantische RDA-Komplex muss verlassen werden, da die Menschen Schussfreigabe erhalten haben. Der Fluchtweg ist sehr linear und bietet keine echten Gefahren. Das ist für eine Tutorial-artige Sequenz absolut in Ordnung, aber etwas zu lang geraten ist das hier dann doch. Kurz vor dem Verlassen der Anlage gibt es noch einmal eine kleine Cutscene, in welcher ein RDA-Soldat in einem Mobilen Panzeranzug den Spieler mühelos aufhält und unter Kontrolle hat. Darauf werden wir später noch einmal zurückkommen.

Knapp eine halbe Stunde nach Spielstart (je nachdem, wie viel Zeit für die Charaktererstellung und das Erkunden der Umgebung verwendet wurde) betreten wir zum ersten Mal Pandora. Dieser Moment ist sehr gut vorbereitet und wird seine Wirkung wohl nur bei den wenigsten verfehlen. Der Spieler ist nun schon so sehr an die düstere Enge gewohnt, dass der Kontrast, der sich ihm hier bietet, noch stärker zur Geltung kommt: Das üppige Grün der Flora erweckt auch durch den gekonnt inszenierten Übergang in „Licht am Ende des Tunnels“-Manier den Eindruck, das Paradies zu betreten. Gleichwohl kann es sich hierbei auch um eine grüne Hölle handeln. Wer im Erkundungsmodus unterwegs ist, also keine hilfreichen Wegmarkierungen des Spiels in Anspruch nimmt, wird sich ab und zu etwas Zeit nehmen müssen, um sich zu orientieren. Anfangs kann er jedoch dem linearen Fluss folgen, der als intradiegetischer Wegweiser fungiert. Gerade weil die Umgebung so gut aussieht, ist es enttäuschend, dass sich der Spieler mit einem Blick aufs Wasser wie bereits angedeutet nicht in diesem spiegelt.

Audiovisuell herausragend

Avatar: Frontiers of Pandora sieht fantastisch aus, überzeugt aber nicht nur visuell. Die Welt ist sicher sehr schön anzuschauen, wird aber erst durch das Sounddesign so richtig zum Leben erweckt. Wer einfach nur erkunden möchte, der muss nur den Geräuschen folgen, die ihn am meisten interessieren. Sounddesign und Musik sind wichtige Faktoren fürs Worldbuilding und leider gibt es hier nicht genügend Platz, sie angemessen zu würdigen. Beide werden in diesem Spiel jedenfalls exzellent eingesetzt und verhelfen dazu, die Spielewelt in gewissem Sinne greifbar zu machen.

Selbst wenn sich jemand was die Orientierung angeht ein wenig von Avatar: Frontiers of Pandora unter die Arme greifen lässt, leistet das Spiel doch nur eher mäßige Hilfestellung – und das nicht nur, weil durch Quests vorgegebene Wegpunkte noch einmal manuell auf der Karte markiert werden müssen, um auf dem Radar angezeigt zu werden. Gerade zu Beginn ist es vor allem für casual player wohl nicht immer leicht zu eruieren, was der nächste Schritt sein sollte. Die weiter oben erwähnte Cutscene vermittelte den Eindruck, dem Spieler beibringen zu wollen, dass die MPA starke Gegner sind, vor denen es sich zu hüten gilt.

Einer der ersten Quests sieht vor, den Na’vi So’lek aus seiner misslichen Lage zu befreien, weil eben ein solcher MPA (in Begleitung von ein paar normalen RDA-Soldaten) die Gegend um ihn herum unsicher macht. Es kann fraglos ganz dem Klischee des Gamingjournalisten entsprechend an der Inkompetenz des Rezensenten liegen, aber anders als zunächst angenommen besteht die gestellte Aufgabe nicht daraus, sich an den Blicken des MPA vorbei an So’lek heranzuschleichen und ihn aus dem Gefahrengebiet zu tragen. Als vor ihm stehend keine Möglichkeit geboten wurde, So’lek aufzuheben, blieb nach dem trial and error-Prinzip nichts anderes übrig, als zum MPA zu rennen und ihn mit R3-Spam kaputtzuboxen. Das funktionierte überraschend gut, aber nach vollbrachter Tat lässt sich das nur schwer mit der entsprechenden Cutscene in Einklang bringen.

Auf der Suche nach Schwachstellen

Um in kurzer Zeit möglichst viel von dem Spiel abdecken zu können, wurde es hauptsächlich auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad auf der PlayStation 5 gespielt. Die Kämpfe stellen auf diesem keinerlei Herausforderung dar. Auf einem der zwei höheren Grade muss der Spieler sich mehr auf seinen Bogen (oder welche Waffe auch immer gerade zur Verfügung steht) und seinen Na’vi-Sinn verlassen, welcher Schwachstellen der Gegner aufzeigt. Der Na’vi-Sinn wird mit dem Halten von R1 aktiviert. Er ist vergleichbar mit dem Jägerblick aus Far Cry Primal oder dem Adlerauge aus der Assassins’s Creed-Reihe. In diesem Modus werden für den Spieler Dinge wie Gegner, Tiere oder Rohstoffe in der Umgebung hervorgehoben. Anders als die genannten Beispiele ist diese Sichtweise auf das Zentrum des Bildschirms, dafür aber nicht zeitlich begrenzt beziehungsweise kann durchs Rennen nicht automatisch deaktiviert werden, da L3 in diesem Modus weitere Informationen liefert, wenn ein entsprechendes Objekt anvisiert wird.

Das Spiel teilt klar mit, dass durch das Drücken von L1 der Quest-Tracker angezeigt werden würde. Beim Drücken von L1 passiert jedoch überhaupt nichts. Das Gedrückthalten von L1 führt wie gewünscht und mitgeteilt zum Öffnen des Waffenrades (und als Nebenprodukt dem Anzeigen des aktuellen Quests), von dem dann mit R1 (ohne L1 loszulassen) zur Essensauswahl gewechselt werden kann. Was genau passiert, wenn die Essensleiste null erreicht, wurde nicht getestet. Sinkt die Anzeige, wird dem Spieler (immerhin unaufdringlich) nahegelegt, Nahrung zu sich zu nehmen. Das kommt in etwas zu kurzen Intervallen vor und kann teilweise von dem eigentlichen Spielerlebnis ablenken und die Immersion stören.

Nicht nur für Filmfans

Doch so ein Na’vi will nicht nur ernährt werden, er muss sich auch anständig kleiden und ausgerüstet sein. Weniger der optischen Aufmachung wegen, als vielmehr der diversen Boni, die verschiedene Kleidungsstücke oder auch Waffen-Modifikationen mit sich bringen. Avatar: Frontiers of Pandora bietet schon einige Möglichkeiten, sich in dieser Hinsicht ein wenig auszutoben, auch einen Fähigkeitenbaum gibt es. Das kann alles am Anfang etwas überwältigend sein, wie auch anderes in dem Spiel, aber so nach etwa fünf Stunden – ungefähr die Zeit also, nach der sich endlich durch die Luft bewegt werden kann – sollte sich das alles eingependelt haben. Der Spieler muss sich auf das automatische Speichern an Checkpoints verlassen, eine manuelle Speicherung ist nicht möglich. Wer diesem System nicht vertraut, kann vor dem Beenden der jeweiligen Sitzung einen Checkpoint erzwingen, indem er eine Schnellreise zu einem der von ihm freigeschalteten Orten unternimmt.

Avatar: Frontiers of Pandora spielt überwiegend im Jahre 2169 (was aufgrund des Einstiegs einige Fragen in Bezug auf den Bösewicht aufwirft, dessen Analyse sowieso ein paar eigene Absätze wert wäre) und damit ein Jahr vor der Haupthandlung von Avatar: The Way of Water. Doch nicht nur zeitlich lässt sich das Spiel im Franchise verorten, es ist ganz offiziell Teil des fiktionalen Universums – und das nicht nur, weil es fantastisch aussieht, jedoch eine wenig einprägsame Story hat. Das Team um James Cameron herum hat hier alles geprüft und freigegeben. Wer die Filme gesehen hat und mag, wird sich über so einige kleine Anspielungen hier und da freuen können. Wer die Filme überhaupt nicht kennt, verpasst dadurch aber nichts. Avatar: Frontiers of Pandora ist eine komplett eigenständige Story, welche für Spieler mit entsprechendem Vorwissen eben ein paar Easter Eggs bereit hält.

Eine gigantische Welt zu erkunden

Neben der Hauptstory hat Avatar: Frontiers of Pandora jede Menge an Zusatzinhalten zu bieten. Wer das erste Mal die Karte aufruft und herauszoomt … und herauszoomt und herauszoomt, und dann noch einmal herauszoomt … wird wohl überrascht feststellen, wie verdammt groß das zu erkundende Gebiet ist. Das verspricht zunächst natürlich jede Menge Spielspaß, aber so eine große Welt möchte auch gefüllt werden. Wer ein Fan der Far Cry-Reihe ist, wird mit dem, was Avatar: Frontiers of Pandora in dieser Hinsicht zu bieten hat, wohl vollends zufrieden sein. Alle anderen mögen das Angebot zu repetitiv finden. Wer sich nicht für Trophäen interessiert, muss sich mit den meisten Sachen aber auch nicht weiter aufhalten. Wer das Spiel durch hat und mehr möchte, für den halten Ubisoft und Massive Entertainment noch zwei DLCs bereit, die im Sommer beziehungsweise Herbst 2024 veröffentlicht werden.

Hinweis: Das Spiel wurde in der Ultimate Edition auf einer PlayStation 5 getestet. Die damit einhergehenden Bonusinhalte erhöhen den Spielspaß, sind jedoch nicht in die Wertung mit eingeflossen, somit gilt sie auch für die Standard Edition. Wie die Steuerung sowie das jeweilige Trophäenäquivalent auf anderen Plattformen gehandhabt wurden und ob sich die entsprechenden Kommentare darauf übertragen lassen, kann hier nicht beurteilt werden.

Credits

OT: „Avatar: Frontiers of Pandora“
Land: USA
Jahr: 2023
Director: Magnus Jansén, Ditte Deenfeld
Musik: Pinar Toprak
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Massive Entertainment
Plattform: PlayStation 5, Xbox Series X/S, Windows

Bilder

Trailer

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Avatar: Frontiers of Pandora
Fazit
"Avatar: Frontiers of Pandora" überzeugt vor allem durch visuelle Reize sowie Musik und Sounddesign. Das Gameplay mag den Spieler anfangs vor einige Herausforderungen stellen, sollte nach einer Weile aber ins Blut übergehen. Gamer, die Fans der Filme sind, sollten hier definitiv zugreifen, allerdings können die angebotenen Nebenaktivitäten auf Dauer etwas zu repetitiv werden.
Leserwertung1 Bewertung
4