Brust oder Keule L’Aile ou la cuisse
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Brust oder Keule

Best of Louis de Funes
„Brust oder Keule“ // Deutschland-Start: 10. Dezember 1976 (Kino) // 16. November 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Niemand ist in der französischen Gastronomie ähnlich umschwärmt wie Charles Duchemin (Louis de Funès). Und ähnlich gefürchtet, schließlich hängen zahlreiche Existenzen an den Urteilen des Restaurantkritikers. Was er in seinem jährlich erscheinenden Leitfaden sagt, das ist Gesetz, so manche hat er bereits in den Ruin gestürzt. Doch nicht alle legen Wert auf das Urteil des Herausgebers. Jacques Tricatel (Julien Guiomar), der mit seinen industriell gefertigten Lebensmittel Raststätten und Fast-Food-Restaurants beliefert, hat nur Verachtung für den Gourmet übrig. Gleichzeitig brennt er darauf, den Essenspapst vorzuführen. Als dieser zusammen mit seinem Sohn Gérard (Coluche), Sekretärin Marguerite (Ann Zacharias) und Chauffeur Henri (Raymond Bussières) eine letzte Tour startet, um weitere Restaurants zu testen, schickt Tricatel seine rechte Hand Lambert (Daniel Langlet) hinterher, um so a belastendes Material zu kommen …

Spaß mit der französischen Esskultur

„Essen wie Gott in Frankreich“ lautet ein beliebtes Motto, welches die Qualität, aber auch die Wertschätzung von Essen in unserem Nachbarland zum Ausdruck bringt. Während hierzulande, zumindest dem Klischee nach, der Verzehr von Nahrung nur ein Mittel zum Zweck ist, wird das Essen in Frankreich zelebriert. Doch wie das so ist mit Nationalheiligtümern, sie bieten sich auch für Spott an. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist Brust oder Keule aus dem Jahr 1976. In Frankreich stürmten 5,8 Millionen Menschen in die Kinos, um die absurden Abenteuer eines Restaurantkritikers zu sehen. Hierzulande waren es immerhin mehr als drei Millionen, was den Film zu einem der bekanntesten im Gesamtwerk von Louis de Funès macht. Und das will etwas heißen bei einer Filmografie, die mehr als 150 Titel umfasst.

Der beliebte französische Schauspieler ist hier auch absolut in seinem Element, wenn er wie so oft den cholerischen Despoten gibt, der mit Vorliebe andere Leute zur Schnecke macht. Einiges kommt einem hier dann auch recht bekannt vor. Der Hang zum albernen Klamauk ist ohnehin etwas, das man in einem Großteil der Filme mit de Funès findet. Bei Brust oder Keule teilt er sich die Albernheiten mit dem jung verstorbenen Komödianten Coluche (Die verrücktesten 90 Minuten vor Christi Geburt), der hier seinen Sohn spielt. Schließlich hat der den geheimen Traum, als Clown aufzutreten. Mit dem Thema des Essens hat das wenig zu tun, weshalb die entsprechenden Szenen oft wirken, als habe man sie aus einem anderen Film hineinkopiert. Andererseits führt das in Brust oder Keule zu netten Szenen, wenn es um das Verhältnis von Vater und Sohn geht sowie den Umgang mit einem schweren Erbe.

Zwischen Satire und Klamauk

Regisseur und Co-Autor Claude Zidi (Die Bestechlichen) verbindet dies mit diversen Seitenhieben, die durchaus gesellschaftliche Relevanz haben. Neben dem überheblichen Duchemin, der sich wenig um die Auswirkungen seiner Arbeit schert und oft zur Witzfigur degradiert wird, bekommt auch dessen Gegenspieler sein Fett weg. Die Art und Weise, wie bei Tricatel Essen hergestellt wird, ist gleichermaßen witzig wie erschreckend. Und sie ist erstaunlich aktuell für einen Film, der bald 50 Jahre auf dem Buckel hat. Brust oder Keule kritisiert, wie aus Profitgier den Menschen Dreck vorgesetzt wird, der als etwas Besseres verkauft werden soll. Wenn man sich anschaut, wie heutzutage gerade bei der Nahrungsherstellung getrickst und geschummelt wird, finden sich erstaunliche Parallelen.

Zu große Erwartungen sollte man dabei an den Tiefgang nicht haben, die satirischen Momente müssen sich oft schlichtem Humor unterordnen, ob nun bei den diversen Verfolgungsjagden, dem Besuch in einem widerwärtigen Restaurant oder den Verkleidungen des Protagonisten. Außerdem hat der Film etwas das Problem, das er kein klares Ziel verfolgt, sondern ähnlich zu Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe ein wenig willkürlich Szenen aneinanderreiht. Aber es macht Spaß, bei dieser eigentümlichen Odyssee dabei zu sein. Brust oder Keule lockt mit einer ganzen Reihe guter Einfälle und einem gut aufgelegten Ensemble, das auch bei den absurderen Momenten mit Freude dabei ist. Nur das mit dem Restaurantbesuch lässt man im Anschluss doch eher bleiben.

Credits

OT: „L’Aile ou la cuisse“
Land: Frankreich
Jahr: 1976
Regie: Claude Zidi
Drehbuch: Claude Zidi, Michel Fabre
Musik: Vladimir Cosma
Kamera: Claude Renoir
Besetzung: Louis de Funès, Coluche, Julien Guiomar, Ann Zacharias, Raymond Bussières, Daniel Langlet

Trailer

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Brust oder Keule
fazit
Teils alberner Klamauk, teils satirische Auseinandersetzung mit der französischen Esskultur ist „Brust oder Keule“ einer der bekanntesten Filme mit Louis de Funès. Auch wenn die Geschichte um einen cholerischen Restaurantkritiker zeitweise etwas ziellos ist, macht es doch Spaß, bei dieser eigenwilligen Odyssee dabei zu sein.
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