1327 in Italien: Eigentlich war der Franziskaner William von Baskerville (Sean Connery) mit seinem Schüler Adson von Melk (Christian Slater) in die Abtei der Benediktiner gereist, um dort an einem theologischen Disput teilzunehmen. Bald nimmt aber ein anderer Vorfall seine Aufmerksamkeit in Anspruch. So wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der offensichtlich aus einem Turm in den Tod gestürzt ist. Nur kann das eigentlich gar nicht sein, da das dazugehörige Fenster verschlossen war und sich nicht öffnen lässt. Aber was ist dann geschehen? Bald hat William eine Theorie zu dem Todesfall. Und doch bleiben viele Fragen offen, umso mehr, da noch andere Mönche sterben. Im Kloster geht daraufhin die Angst um, die Apokalypse könne bevorstehen. Oder hat womöglich der Teufel seine Hände im Spiel? William bezweifelt das, vermutet vielmehr einen Mörder unter sich …
Stimmungsvoller Klassiker
Im Laufe seines langen Lebens hat Umberto Eco in den unterschiedlichsten Disziplinen von sich reden gemacht. Ob nun als Philosoph, Medienwissenschaftler oder Semiotiker, der Italiener war einer der großen europäischen Denker in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und doch werden die meisten bei seinem Namen wohl an seine Romane denken, die er später zu schreiben begann. Gleich mit seinem 1980 veröffentlichten Debüt Der Name der Rose gelang ihm ein Volltreffer, der sich weltweit millionenfach verkaufte. Da verwundert es nicht sonderlich, dass einige Jahre später die Arbeit an einer Verfilmung begann. Auch diese fand ihr Publikum, war gerade hierzulande ein enormer Publikumserfolg. Insofern ist es mehr als gerechtfertigt, dass der historische Krimi im Rahmen der Best of Cinema Reihe zusammen mit anderen Klassikern wieder für einen Tag ins Kino kommt.
Dort ist der Film auch gut aufgehoben. Zwar wurde die Adaption seinerzeit gemischt aufgenommen, sowohl bei Kritiken wie Eco selbst. Eines, worauf sich aber mit Sicherheit alle werden einigen können, sind die unglaublichen Bilder. Teilweise wurde an Original-Schauplätzen gedreht, andere Settings mit viel Aufwand neu gebaut. So oder so ist Der Name der Rose ein visuell überwältigendes Werk. Ob wir uns in den kargen Räumen aufhalten, nachts über den Hof schleichen auf der Suche nach Hinweisen oder uns später in einem Labyrinth hoffnungslos verlaufen, Regisseur Jean-Jacques Annaud (Notre-Dame in Flammen) hat eine unglaublich dichte Atmosphäre erschaffen. Selbst bald vier Jahrzehnte später ist diese fantastisch. Gerade die Passagen, in denen der Krimiteil im Vordergrund steht und das Duo irgendwelchen Geheimnissen auf der Spur ist, sind sehr stimmungsvoll geworden.
Zwischen nachdenklich und unsinnig
Inhaltlich ist der Film jedoch so eine Sache. So hat Eco jede Menge spannende Sachen über das Mittelalter zu erzählen. Nicht nur, dass es in dem Film einen Wettstreit zwischen verschiedenen Glaubensausrichtungen des Christentums gibt – neben Benediktinern und Franziskanern lernen wir zwei ehemalige Apostelbrüder kennen, von den Gesandten des Papstes ganz zu schweigen. Der Name der Rose wird auch zum Schauplatz eines Kampfes grundsätzlicher Weltansichten. Während manche nach neuem Wissen streben, wollen andere die alte Lehre bewahren und reagieren empfindlich auf alles, das ihre Ideologie in Frage stellen könnte. Der Film ist damit auch ein Zeit- und Gesellschaftsporträt, welches eine Reihe von Themen zumindest anschneidet. Dass vieles davon oberflächlich bleibt, liegt in der Natur einer Adaption. Rund zwei Stunden, das reicht dann doch nicht, um einen mehrere hundert Seiten langen Roman gerecht zu werden. Aus gutem Grund wurde die zweite Adaption vor einigen Jahren von Anfang an als Serie konzipiert.
Während diese Kürzungen und Vereinfachungen aufgrund des Formats zu entschuldigen sind, ist der Krimipart letztendlich enttäuschend. Für einen Film, der so viele Gedanken beinhaltet, ist die eigentliche Geschichte erschreckend wenig durchdacht. Wer auch nur ansatzweise Ansprüche an die Glaubwürdigkeit hat, wird hier seine Probleme haben, das wird mit der Zeit immer unsinniger. An einer Stelle scheint man sich sogar selbst bewusst zu sein, dass das gar nicht funktioniert, das Publikum wird aber mit einer Pseudo-Erklärung abgespeist. Da darf man sich an Ein Königreich für ein Lama erinnert fühlen, das eben solche Situationen pointiert aufs Korn nimmt. Das muss einem nicht zwangsläufig die Unterhaltung verderben. Die besagte Atmosphäre und die schauspielerische Leistung machen den Film sehenswert, die Morde sind zum Teil sehr perfide. Man darf nur nicht zu sehr darüber nachdenken.
OT: „The Name of the Rose“
Land: Deutschland, Frankreich, Italien
Jahr: 1986
Regie: Jean-Jacques Annaud
Drehbuch: Andrew Birkin, Gérard Brach, Howard Franklin, Alain Godard
Vorlage: Umberto Eco
Musik: James Horner
Kamera: Tonino Delli Colli
Besetzung: Sean Connery, Christian Slater, F. Murray Abraham, Helmut Qualtinger, Ron Perlman, Valentina Vargas, Michael Lonsdale, Volker Prechtel
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
BAFTA | 1988 | Bester Hauptdarsteller | Sean Connery | Sieg |
Bestes Make-up | Hasso von Hugo | Sieg | ||
César | 1987 | Bester ausländischer Film | Sieg |
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