Ein starkes Team: Jemma

Für Maik Thomsen endet der Besuch bei der Prostituierten Jemma Dubnitzki (Vivien Sczesny) tödlich, als er aus dem vierten Stock des Apartmenthauses stürzt. Doch wie kam es dazu? Otto Garber (Florian Martens), Sebastian Klöckner (Matthi Faust) und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) gehen der Sache nach. Neben Jemma selbst werfen sie dabei ein Auge auf ihre Eltern Laura (Katarina Gaub) und Ralf (Andreas Anke) sowie ihren Freund Enrico (Malik Blumenthal), die sicherlich nicht begeistert sind, welchen Beruf die 17-Jährige da ausübt. Oder hat womöglich Bordellbesitzer Kalle Rufhus (Maximilian Grill) seine Finger im Spiel? Klar ist zumindest, dass an der Geschichte noch deutlich mehr dran zu schein scheint …

Prostitution als normale Arbeit?

Mangelnde Produktivität kann man bei Ein starkes Team nun wirklich nicht vorwerfen. Seit dem Debüt vor bald 30 Jahren wurden viele Dutzend Filme gedreht, jedes Jahr kommen weitere hinzu. Bei der Qualität hapert es jedoch oft. Im Namen des Volkes über die Folgen eines Juwelierraubs war Anfang des Jahres immerhin durchschnittlich dank eines wendungsreichen Finales. Das anschließende Kurierfahrt in den Tod, bei dem es um eine ermordete Essenslieferantin ging, war schon ziemlich mäßig. Und auch Jemma, der inzwischen 93. Teil der ZDF-Krimireihe, ist nicht gerade ein Glanzstück des deutschen Fernsehens, sondern Ausdruck einer uninteressanten Massenproduktion.

Dabei ist es nicht einmal so, dass der genreerfahrene Drehbuchautor Timo Berndt (Der Dänemark-Krimi: Blutlinie) nichts zu erzählen hätte. So steht zu Beginn der Geschichte die immer wieder heiß diskutierte Frage im Mittelpunkt, ob Sexarbeit als normale Arbeit angesehen werden sollte. So tritt die Titelfigur in Ein starkes Team: Jemma sehr selbstbewusst auf und besteht darauf, dass dies alles ihre eigene Entscheidung ist. Aber geht das , selbstbestimmt und sexualisiertes Objekt auf einmal zu sein? Und ist eine 17-Jährige in der Lage, das überhaupt zu entscheiden? Darüber kann man reden. So richtig Lust hatte hier aber niemand darauf, weshalb die Diskussion bald abgewürgt wird und später keine große Rolle mehr spielt.

Eher ermüdend als anregend

Stattdessen fährt der Film alles Mögliche auf und wirft es irgendwie zusammen. Da sind wir auf einmal beim Thema Kryptowährungen und damit verbundenen unlauteren Machenschaften. Es gibt eine Reihe persönlicher Probleme, dazu noch wirtschaftliche Interessen, damit auch ja möglichst viele Verdächtige in die 90 Minuten gequetscht werden. Und für den Running Gag mit Sputnik (Jaecki Schwarz), der jedes Mal eine neue vermeintlich brillante Geschäftsidee hat, musste ja auch noch Platz gemacht werden. Bei Ein starkes Team: Jemma geht es um Kaffee. Mit dem Rest der Geschichte hat das wie immer nichts zu tun. Aber in dem Film hat dieses nichts mit nichts zu tun. Und alles mit allem. Irgendwie wird das schon passen, dachte man sich offensichtlich.

Tut es aber nicht. Klar, mehrere Spuren zu verfolgen, gehört bei einem Krimi irgendwie dazu. Aber es sollte schon auch ein Konzept vorliegen, anstatt einfach nur nach dem Bingo-Prinzip wahllos Geschichten zusammenzuführen. Zumal es nicht einmal so ist, dass das Ergebnis irgendwie interessant ist. Weder sind die einzelnen Stränge spannend noch die Kombination derselben. Ein starkes Team: Jemma ist ein fahriger Teil des Dauerbrenners, eher ermüdend als anregend. Wer viel rätseln will, kann es hiermit zwar schon versuchen, auch weil derzeit reihenweise deutscher Fernsehkrimis eher mit anderen Faktoren ihre Relevanz beweisen wollen. Da werden hier wenigstens die Minimalanforderungen erfüllt. Ein bisschen höher dürfen die Ansprüche aber schon sein, wenn es darum geht, womit man anderthalb Stunden seines Lebens füllen will.