Zufällig lernen sich die deutsche Bühnenbildnerin Kira (Aylin Tezel) und der schottische Musiker Ian (Chris Fulton) kennen, als sie auf die Insel Isle of Sky fahren. Sie verstehen sich auf Anhieb gut, verbringen eine ganze Zeit miteinander, erst im Pub, später werden sie spazieren gehen. Doch dann trennen sich ihre Wege wieder, schließlich ist Ian mit Emily (Alexandra Dowling) zusammen. Und auch Kira trägt einiges mit sich herum, was es für sie schwierig macht, sich auf etwas Neues einzulassen. Also kehren sie nach London zurück, ohne zu wissen, dass sie beide in der Stadt leben, und gehen erst einmal ihrem Alltag nach. Doch die gemeinsame Zeit auf der Insel hallt nach, hat etwas in ihnen ausgelöst …
Die Geschichte einer schwierigen Romanze
Als Schauspielerin hat Aylin Tezel natürlich einiges erreicht. So wurde sie mit dem Kassenschlager Almanya – Willkommen in Deutschland 2011 einem größeren Publikum bekannt. Durch ihre Auftritte beim Dortmunder Tatort wurde sie über Jahre hinweg zu einer festen Größe im deutschen Fernsehen. Doch das reichte der deutschen Künstlerin nicht. So hat sie immer mal wieder Kurzfilme inszeniert. Tatsächlich drehte sie bereits vor über zehn Jahren eine Kurzdoku mit dem Titel Trust me it works. Jetzt folgt mit Falling Into Place ihr Langfilmdebüt als Regisseurin. Und damit nicht allein, sie hat bei dem Liebesdrama auch das Drehbuch verfasst und übernahm die Hauptrolle. Offensichtlich handelte es sich bei dem Film also um eine echte Herzensangelegenheit, der sie nachgegangen ist.
Wenn Schauspieler und Schauspielerinnen auf den Regiestuhl wechseln, ist das oft so eine Sache. Einige schaffen es tatsächlich, damit ein zweites Standbein aufzubauen. Viele belassen es bei einem Versuch, weil es ihnen nicht gelingt, etwas Eigenes zu machen. Bei Tezel bleibt es abzuwarten, ob noch ein zweiter Film folgt. Zumindest ist das Debüt aber schon einmal vielversprechend. Prinzipiell folgt Falling Into Place schon dem Schema, das man aus vielen Liebeskomödien kennt. Zwei Menschen begegnen sich, bei denen das Publikum schon auf den ersten Blick sieht: Die gehören zusammen! Nur gibt es immer irgendwelche Hindernisse, die überwunden werden müssen, vielleicht auch Missverständnisse. Oft merken die Figuren nicht, dass sie perfekt füreinander sind. Bei Kira und Ian ist das ähnlich, da liegt einiges im Argen, was die angehende Romanze behindert.
Über das Suchen und Finden
Und doch geht der Film in eine etwas andere Richtung. Zum einen gibt es hier keinerlei Humor. Vor allem aber geht Tezel einen ungewöhnlichen Weg, indem sie die beiden Figuren für lange Zeit wieder voneinander trennt. Wo andere Filme mit solchen Konstellationen immer wieder Begegnungen erzwingen, um so die Annäherung herbeizuführen, erzählt Falling Into Place davon, wie die zwei unabhängig voneinander mit ihrem jeweiligen Leben zu kämpfen haben. Bei Ian ist es die kriselnde Beziehung sowie die Sache mit seiner suizidären Schwester. Kira hat beruflich zu kämpfen, ist mit ihrer Arbeit als Bühnenbildnerin nicht glücklich. Tatsächlich beschäftigt sich Tezel mit so vielen anderen Dingen, dass man zwischendurch schon gar nicht genau sagen kann, ob das hier jetzt ein Liebesfilm ist oder nicht.
Das ist einerseits Stärke des Films, wenn er sich Zeit nimmt für das Drumherum und tatsächlich zwei Menschen in ihren jeweiligen Lebenssituationen porträtieren will, anstatt einfach nur kitschige Glückseligkeit zu verfolgen. Andererseits ist das Drama dadurch zuweilen auch etwas ziellos, zieht sich im weiteren Verlauf. Hinzu kommt, dass die anderen Figuren, die zum Umfeld der beiden gehören, nur wenig ausgearbeitet sind. Da hätte man die 110 Minuten vielleicht besser anders gewichten sollen. Aber auch so ist Falling Into Place ein schöner Einstand der Regisseurin, dem es gerade in den gemeinsamen Szenen der beiden Hauptfiguren gelingt, Sehenswertes auf die Leinwand zu holen. Man sieht ihnen gerne dabei zu, wie sie sich begegnen, sich Gesellschaft leisten und dann doch wieder aus den Augen verlieren.
OT: „Falling Into Place“
Land: Deutschland, UK
Jahr: 2023
Regie: Aylin Tezel
Drehbuch: Aylin Tezel
Musik: Jon Hopkins, Ben Lukas Boysen
Kamera: Julian Krubasik
Besetzung: Aylin Tezel, Chris Fulton, Alexandra Dowling, Rory Fleck Byrne
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