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Die guten Zeiten liegen in Rylstone schon lange zurück. Früher konnte der kleine Ort in Nebraska von dem Anbau von Mais leben. Doch eine Kette schlechter Entscheidungen hat den Boden in einem desolaten Zustand zurückgelassen, der Einsatz von Chemikalien und genverändertem Saatgut hat die einst reichen Ernten zunichte gemacht. Während sich Robert Williams (Callan Mulvey) auf einen Deal mit der Regierung einlassen will, der die Zerstörung des Maisfelds beinhaltet, ist seine Tochter Boleyn (Elena Kampouris) entschlossen, den Boden zu retten, womit sie auf wenig Gehör stößt. Das Waisenkind Eden Edwards (Kate Moyer) wiederum hat einen großen Hass auf alle Erwachsenen entwickelt und stachelt die anderen Kinder und Jugendlichen zum Aufstand an …
Neuinterpretation des Stephen King Klassikers
Zwar hat Stephen King im Laufe seiner Karriere Hunderte von Geschichten geschrieben. Und doch hat man zuweilen das Gefühl, dass es immer wieder dieselben sind, die verfilmt werden. So startete letztes Jahr das Remake Firestarter im Kino, unlängst erschien Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines, das die Vorgeschichte des Klassikers erzählt. Und irgendwo geistert noch die Neuverfilmung Salem’s Lot herum, die schon länger angedreht ist, aber nach wie vor auf einen Kinostart wartet. Dafür kommt jetzt Kinder des Zorns heraus, der mittlerweile elfte Film rund um mörderische Kinder und verfluchte Maisfelder. Eigentlich ist auch der Film bereits älter, feierte 2020 Premiere, wurde aber aus unbekannten Gründen in den USA mehrfach verschoben und kommt nun auch bei uns in die Kinos.
Anders als man bei dem Titel erwarten könnte, handelt es sich aber nicht um eine direkte Adaption von der 1977 veröffentlichten Kurzgeschichte. Ging es in dieser so wie in der erfolgreichen Verfilmung von 1984 um ein Paar von außerhalb, das zufällig in dem Ort vorbeikommt, gibt es hier praktisch keine Auswärtigen. Zwischendurch bringt Boleyn eine Journalistin von außerhalb in Spiel. Für Kinder des Zorns spielt das aber keine große Rolle. Man ist in dem Film viel zu sehr damit beschäftigt, einen Krieg zwischen den Kindern und den Erwachsenen vom Zaun zu brechen. Da braucht es keine Fremden. Zumal Regisseur und Autor Kurt Wimmer, der unter anderen an den Drehbüchern von The Expendables 4 und Spell gearbeitet hat, ohnehin viel zu viele Figuren aufs Schlachtfeld führt und mit diesen gar nichts anzufangen weiß. Einige, die anfangs noch wichtig erscheinen, verschwinden einfach wieder.
Kinder der Langeweile
Tatsächlich relevant sind davon eigentlich nur zwei. Boleyn steht für das Rationale und sucht eine tatsächliche Lösung für das Problem. Ihr gegenüber steht Eden, die für archaische Gewalt steht. So sieht man sie zu Beginn, wie sie einen der Jungen dafür bestrafen will, dass er einen Hund getötet, zumindest aber nicht gerettet hat. Sie versteht sich dabei als Verkörperung der Roten Königin aus Alice im Wunderland, die unentwegt alle einen Kopf kürzer machen will, wenn sie etwas stört. Grundsätzlich funktioniert das Duell in Kinder des Zorns. Gerade Nachwuchsdarstellerin Kate Moyer (Our House) hinterlässt einen guten Eindruck als blutrünstige Despotin, die die Welt brennen sehen möchte. Nur das Kornfeld eben nicht, das ist ihr heilig, vor allem wegen des Monsters, das sich in diesem verbirgt.
Bis das Publikum dieses zu Gesicht bekommt, dauert es recht lange. Tatsächlich passiert in Kinder des Zorns über weite Strecken gar nichts. Offensichtlich war Wimmer daran gelegen, ein Porträt dieses Orts zu zeichnen und dem Konflikt zwischen jung und alt ein Fundament zu geben. Sein Film will die Frage beantworten, warum die Kinder eigentlich alle so böse sind. Nur ist das eine Frage, die niemand je wirklich gestellt hat. Nicht nur, dass der Versuch der Vertiefung überflüssig ist. Er führt zudem dazu, dass das hier schrecklich langweilig ist. Erst passiert wie gesagt gar nichts, erst im letzten Drittel wird mal ein Gang zugelegt. Und selbst dann überzeugt der Horrorfilm nicht wirklich. Der Fluch um die Filmreihe, die seinerzeit ordentlich begann, seither aber in den besten Fällen mäßig ist, oft nicht einmal das, geht also weiter.
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