Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe La Soupe aux choux
© STUDIOCANAL - FRANCE 2 CINEMA

Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe

Best of Louis de Funes
„Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ // Deutschland-Start: 26. März 1982 (Kino) // 16. November 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Viel Leben herrscht nicht mehr auf dem Bauernhof. Claude Ratinier (Louis de Funès) und sein buckliger Nachbar Francis Chérasse (Jean Carmet) sind die einzigen, die noch übrig sind, alle anderen sind längst weggezogen. Eine nennenswerte Perspektive haben die beiden nicht mehr, der Hof verfällt, sie selbst sind alt, der Körper will nicht mehr so wirklich. Aber sie haben einander. Sie haben den Alkohol, den sie exzessiv zu sich nehmen. Und sie haben die selbstgemachte Kohlsuppe, die sie zu regelmäßigen Furzorgien animiert. Als sie sich mal wieder mit vollem Herzen und vollem Bauch ihrem Hobby hingeben, ahnen sie nicht, dass ihnen jemand zuhört. Kurze Zeit später steht ein Außerirdischer (Jacques Villeret) vor Claude, der von dem weit entfernten Planeten Oxo kommt und dem seltsamen Treiben auf der Erde nachgehen will …

Derber Humor als Kritikerschreck

Wenn Filme vorab nicht der Presse gezeigt werden, ist das oft ein sehr schlechtes Zeichen. Dieses Jahr wurden beispielsweise Aquaman: Lost Kingdom und Insidious: The Red Door vorenthalten, auch Til Schweiger wollte mal wieder verhindern, dass jemand etwas Negatives über ihn schreiben kann. Das Beste kommt noch! wurde quasi an den Kritikern und Kritikerinnen vorbei in die Kinos geschmuggelt. Dabei handelt es sich jedoch weder um ein rein deutsches noch ein rein aktuelles Phänomen. Ein früheres Beispiel für diese Praktik ist Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe, das 1981 in Frankreich vor der Presse versteckt wurde. Wer den Film sehen wollte, musste dafür bezahlen. Geschadet hat die fehlende Berichterstattung dabei nicht, in der Heimat sahen mehr als drei Millionen Menschen die Komödie im Kino. Auch im Fernsehen erfreute sich der Film größerer Beliebtheit.

Ein Kritikerliebling war das Ergebnis aber erwartungsgemäß nicht. Dafür ist der Humor auch einfach zu derb, streckenweise zu wenig abwechslungsreich. Gerade die Anfangsszenen, in denen minutenlang gefurzt wird, ist schon ziemlich anstrengend. Auch die Witze um den Außerirdischen, der am Anfang von Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe in einer Art Truthahnsprache kommuniziert, laufen sich schnell tot. Zum Glück besteht aber nicht der komplette Film aus diesen Scherzen. Die Adaption des ein Jahr zuvor veröffentlichten Romans La Soupe aux choux von René Fallet hat noch diverse andere Ideen. Tatsächlich sind es so viele Ideen, dass man sich zwischenzeitlich gar nicht mehr sicher sein kann, worum es denn überhaupt gehen soll.

Willkürlich, aber streckenweise amüsant

Das ist dann auch ein Manko des Films: die Ziellosigkeit. Immer mal wieder wird etwas angefangen, dann aber vorzeitig abgebrochen. Dazu zählt auch eine Szene, die sich um einen Selbstmordversuch dreht und in der deutschen Fassung rausgeschnitten wurde. Grundsätzlich sind Zensuren zwar selten empfehlenswert. Hier ist es aber verständlich, da die Stelle schon geschmacklos ist und dabei nicht einmal narrativ etwas bringt. Gleiches gilt für die Frau, die Zeugin des Vorfalls wird, der aber niemand glaubt. Zunächst meint man noch, dass das inhaltlich relevant ist. Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe lässt das aber wieder fallen, ohne dass es je zu etwas geführt hätte. Auch das Ende ist willkürlich, ergibt sich nicht wirklich aus dem, was vorher geschehen ist.

Zu kritisieren gibt es daher eine Menge. Und doch ist Regisseur Jean Girault (Fünf Glückspilze) eine durchaus vergnügliche Komödie geglückt. Manche Szenen sind schön absurd. Das Setting ist stimmungsvoll, obwohl oder weil der Bauernhof etwas Theaterartiges an sich hat. Und dann wäre da noch der atmosphärische Synthiesoundtrack von Raymond Lefèvre, der enorm zu dem Charme des Films beiträgt. An der Spielfreude ist eh nichts zu bemängeln. Louis de Funès, der in seiner vorletzten Rolle zu sehen ist und an dem Drehbuch mitarbeitete, zeigte auch mit Ende 60 keinerlei Hemmungen, wenn es darum geht, sich zum Affen zu machen. Anspruchsvoll ist an der Blödelkomödie wenig, selbst wenn der Film sich zum Teil über das provinzielle Leben lustig macht und kräftig spottet. Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe ist aber an vielen Stellen so schön bescheuert, dass man trotz der Mängel noch immer seinen Spaß damit haben kann.

Credits

OT: „La Soupe aux choux“
Land: Frankreich
Jahr: 1981
Regie: Jean Girault
Drehbuch: Louis de Funès, Jean Halain
Vorlage: René Fallet
Musik: Raymond Lefèvre
Kamera: Edmond Richard
Besetzung: Louis de Funès, Jean Carmet, Jacques Villeret, Christine Dejoux

Trailer

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD Collection „Best of Louis de Funès“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe
fazit
„Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ ist streckenweise anstrengend und leidet zudem darunter, willkürlich alles Mögliche zusammenzuwerfen und dabei die Geschichte aus den Augen zu verlieren. Und doch macht die Science-Fiction-Komödie um Furzorgien und Aliens zum Teil immer noch Spaß, einiger absurder Einfälle sei Dank. Als Bonus gibt es eine atmosphärische Synthiemusik.
Leserwertung0 Bewertungen
0
6
von 10