Einst waren die de Coustines eine angesehene und vermögende Adelsfamilie. Doch davon ist nicht viel geblieben, das Geld reicht vorne und hinten nicht mehr aus. Um sich über Wasser zu halten, haben sie daher beschlossen, ihr prächtiges Schloss in ein Hotel umzuwandeln. Als auch das nicht funktioniert und auf reguläre Weise keine Gäste zu ihnen kommen, greifen sie zu verzweifelten Mitteln. Baronin Amélie (Marthe Keller) bringt den jungen Autoschlosser Charlie (Xavier Gélin) dazu, die Wagen seiner Kundschaft so zu sabotieren, dass die Leute wohl oder übel im Hotel bleiben müssen. Unter den unfreiwilligen Gästen befindet sich auch der charmante Baron César Maricorne (Yves Montand). Zumindest gibt er sich als Adliger aus. Tatsächlich handelt es sich bei ihm aber um einen gefährlichen Gangster, der gerade bei einem Raubüberfall Millionen erbeutet hat …
Not macht betrügerisch
Kein Geld zu haben, ist selten ein wünschenswerter Zustand. Besonders unangenehm wird es aber, wenn man es gewohnt war, über größere Summen zu verfügen, und nun auf einmal ganz ohne auskommen muss. Doch so bedauerlich dies für die Betroffenen sein mag, als Stoff für Geschichten ist das ganz dankbar. Gerade für humorvolle Szenarien bietet sich das an. In Den Seinen gibt’s der Herr fängt eine gutbürgerliche Familie an, systematisch Opferstöcke in Kirchen zu plündern, anstatt regulär arbeiten zu gehen. Und auch in Pack den Tiger schnell am Schwanz, ebenfalls eine französische Komödie, geht es betrügerisch zu. Der Unterschied: Die de Coustines versuchen es tatsächlich anfangs mit ehrlicher Arbeit und sind sich nicht zu fein dafür, auch mal richtig anzupacken. Erst als das zu nichts führt, werden andere Saiten aufgezogen.
Richtig schlecht sind die Familienmitglieder deshalb nicht. Der Film steht da schon in der Tradition anderer Gaunerkomödien, bei denen das Publikum den „Bösen“ die Daumen drücken soll. Wobei das hier ohnehin noch einmal ein bisschen mehr verschwimmt. Als die Familie es mit einem tatsächlichen Räuber zu tun bekommt, sind sie automatisch das kleinere Übel. Nicht dass der vermeintliche Baron ein richtiger Antagonist wäre. Dafür tritt er zu charmant auf. Prinzipiell hätte man daraus auch einen Film machen können, der sich mit den Konzepten von gut und böse auseinandersetzt. Dafür haben die Ambitionen bei Pack den Tiger schnell am Schwanz aber nicht gereicht, inhaltlich ist das eher eine dünne Angelegenheit.
Gut aufgelegtes Ensemble
Spaß macht es trotzdem. Der komödienerfahrene Regisseur Philippe de Broca (Ein verrücktes Huhn, Chouans! – Revolution und Leidenschaft) hat hier einen unbeschwerten Film vorgelegt, der auch dank seines gut aufgelegten Ensembles für Unterhaltung sorgt. Das Zusammenspiel der Schauspieler und Schauspielerinnen funktioniert sehr gut. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich der große französische Schauspieler Yves Montand, der als freundlicher Betrüger die Hauptrolle hat. Besonders hervorzuheben ist jedoch Madeleine Renaud, die in der Rolle der schlitzohrigen Großmutter immer wieder die Szenen an sich reißt. Pack den Tiger schnell am Schwanz ist die Geschichte eines ungleichen Duells, bei dem man bis zum Schluss rätseln darf, wie es wohl ausgehen wird.
Ein weiterer Pluspunkt ist das stimmungsvolle Setting, welches de Broca immer wieder zu nutzen versteht. Die Mischung aus prunkvoll und verkommen ist gelungen, man spürt hier den Glanz vergangener Tage. Insofern ist es schade, dass Pack den Tiger schnell am Schwanz ziemlich in Vergessenheit geraten ist und bis heute auch keine deutsche DVD-Veröffentlichung der französisch-italienischen Produktion vorliegt. Es lohnt sich daher, die seltenen Fernsehausstrahlungen zu nutzen, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Zumindest ein Publikum, das sich an nostalgischen Komödien erfreut, sollte einmal einen Blick auf diese Gauneransammlung werfen.
OT: „Le Diable par la queue“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1969
Regie: Philippe de Broca
Drehbuch: Daniel Boulanger, Claude Sautet
Musik: Georges Delerue
Kamera: Jean Penzer
Besetzung: Yves Montand, Madeleine Renaud, Maria Schell, Jean Rochefort, Jean-Pierre Marielle, Marthe Keller, Clotilde Joano, Xavier Gélin, Tanya Lopert, Claude Piéplu
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