Produzent Peter Del Vecho bei der Premiere von "Wish" im Vereinigten Königreich am 20. November 2023 (Foto: StillMoving.Net im Auftrag von Disney)

Peter Del Vecho [Interview]

Im neuen Disney Animationsabenteuer Wish lernen wir Asha kennen, die als Lehrling beim großen Zauberer Magnifico anfangen möchte. Dieser herrscht über das Königreich Rosa und hilft den Menschen dabei, dass ihre innigsten Wünsche wahr werden. Zumindest denken sie das. Tatsächlich muss Asha aber feststellen, dass er dabei viele Wünsche wegsperrt und damit den Leuten raubt. Zum Kinostart am 30. November 2023 haben wir Produzent Peter Del Vecho interviewt. Mit ihm sprechen wir über Wünsche und das große Erbe von Disney Animationsfilmen.

In eurem Film dreht sich alles um das Thema Wünsche. Was ist dein Wunsch für den Film? Was erhoffst du, mit diesem zu erreichen?

Ganz grundsätzlich hoffen wir, dass wir damit etwas Freude in die Welt bringen. Vor allem hoffen wir aber, dass die Leute ihn gemeinsam erleben, mit Freunden oder der Familie. Wir waren so lange getrennt in den letzten Jahren. Das habe ich auch wieder bei den verschiedenen Premieren von Wish gespürt: Wenn du dir den Film mit anderen anschaust, ist das eine ganz andere Atmosphäre. Du spürst regelrecht die Energie zwischen dem Publikum und dem Film. Du lachst lauter, wenn du in einem Raum voll lachender Menschen bist. Und zu guter Letzt hoffe ich, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen für einen Moment die Welt da draußen vergessen können und im Anschluss glücklicher und hoffnungsvoller sind.

Wie sah es bei dir aus mit großen Wünschen für dein Leben? Gab es da welche?

Ich wollte immer im Unterhaltungsbereich arbeiten. Dieser Wunsch wurde mit erfüllt. Ich werde mir dessen auch immer bewusst, wenn ich das Gebäude betrete und an diesen wunderbaren Filmen arbeiten darf, mit so vielen talentierten Leuten.

Und wenn du dir dennoch etwas wünschen könntest, was wäre das?

Neben den offensichtlichen rum um das Weltgeschehen, wo ich mir mehr Gemeinschaft und Frieden wünschen würde, würde ich für mich persönlich wünschen, diese Arbeit noch viele weitere Jahrzehnte lang machen zu können.

Was war es, was dich zur Unterhaltung gebracht hat?

Schon zur Schulzeit habe ich viel Theater gespielt. Unterhaltung war ein großer Teil meines Lebens. Zu Beginn meiner Karriere habe ich als Produzent bei Theatern gearbeitet. Später konnte ich das, was ich dort gelernt habe über die Entwicklung von Geschichten, mit zu Disney nehmen und dort in Form von Animationsfilmen fortsetzen.

War es nicht etwas einschüchternd, als du bei Disney angefangen hast und in diese großen Fußstapfen treten musstest?

Ich konnte es damals kaum glauben, als ich das erste Mal das Gebäude betreten habe. Diese geballte Geschichte, die vielen großartigen Künstler, die dort gearbeitet hatten und es auch immer noch taten, als ich angefangen habe. Das war fantastisch, aber es war für mich auch ein Privileg. Und so fühle ich bis heute noch.

Was ist das Besondere daran, einen Animationsfilm zu produzieren?

Für mich ist es das Kollaborative der Arbeit, was ich so mag. Die einzelnen Abteilungen arbeiten so eng zusammen, ob es nun Regie ist, die Drehbuch-Autoren, die Animatoren oder die Songwriter. Du siehst diese Menschen jeden Tag und arbeitest viele Jahre mit ihnen an einem Projekt zusammen. Es ist immer ein triumphales Gefühl, wenn du am Ende den Film fertig hast, weil es die Leistung des gesamten Teams war.

Ist es nicht etwas anstrengend, über Jahre an demselben Projekt zu arbeiten?

Ja und nein. Jedes Mal, wenn ich das Gebäude betrete, denke ich, dass ich genau weiß, was ich an diesem Tag machen werde, nur um dann doch mit etwas anderem beschäftigt zu sein. Das ist einerseits eine Herausforderung. Aber es macht die Arbeit auch spannend, weil du nie sagen kannst, was dich erwartet. Jeder Film ist da auch anders und bringt eigene Herausforderungen mit sich. Ich liebe es, dass du ständig etwas Neues machen und finden musst, um zum Ziel zu kommen.

Was waren denn die Herausforderungen bei Wish?

Die Herausforderung war, etwas Neues zu machen, mit einer neuen Geschichte, neuen Figuren und neuen Liedern, und dennoch die Tradition der früheren Filme fortzuführen. Wir wollten eine Hommage an die vergangenen Disney Animationsfilme machen, die dennoch zeitgemäß ist. Das war nicht einfach. Als wir aber die Idee hatten, worum es gehen sollte, sagte uns der Film selbst, was er brauchte und sein wollte. Dadurch war das für uns eine schöne Reise, die allen viel Spaß gemacht hat.

Du hast die vielen Animationsfilme von Disney angesprochen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden Dutzende produziert, mit ganz unterschiedlichen visuellen Stilen und Inhalten. Es gab auch verschiedenste Genres. Gibt es dennoch etwas für dich, das typisch Disney ist, sozusagen die DNA eines Disney Animationsfilms?

Chris Buck hat am Anfang des Projekts aus allen Disney Animationsfilmen eine Szene genommen, damit wir eben diese DNA finden können, dieses Gemeinsame. Das war nicht einfach, weil alle Filme ein Produkt ihrer Zeit waren. Gleichzeitig hatten sie etwas Zeitloses, weswegen sie bis heute noch relevant sind. Als wir uns die Bilder angeschaut haben, fiel uns auf, dass Freude und Hoffnung eine große Rolle spielen. Träumen und Wünsche waren ebenfalls etwas, das sich in vielen Filmen findet. Und eben das wollten wir in Wish wieder aufgreifen.

Wenn alle Filme ein Produkt ihrer Zeit sind, was wäre das bei Wish? Was ist daran aktuell?

Ich denke, dass sich alle mit Asha identifizieren können. Sie ist ein gewöhnliches Mädchen, nicht anders als du und ich. Sie bringt eine gewisse Weltsicht mit sich und muss dann erkennen, dass die Realität anders aussieht und sich die Menschen in ihrem Umfeld täuschen. Sie findet den Mut und die Stärke das anzusprechen. Ihr Wunsch ist ein selbstloser: Sie wünscht sich nichts für sich selbst, sondern dass alle anderen ihre Wünsche zurückbekommen. Das ist eine noble Absicht und es ist wichtig in der heutigen Welt, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.

Du würdest sie also als Vorbild sehen?

Wir wollten schon, dass sie andere inspirieren kann mit ihrer Art. Gleichzeitig war es für uns wichtig, dass ihr das nicht einfach in den Schoß fällt. Wir wollten, dass es Hindernisse gibt, die sie überwinden muss. Dass sie richtig kämpfen muss, um ans Ziel zu gelangen. Denn das ist wichtig, damit Leute sich mit ihr identifizieren können.

Und wie sieht es mit Magnifico aus? Kannst du dich auch mit ihm identifizieren?  

Bei ihm ist es so, dass wir von Anfang an einen klassischen Disney Schurken im Sinn hatten. Gleichzeitig ist es so, dass die Leute von überall her kommen und ihm seine Wünsche anvertrauen. Er durfte also nicht einfach nur böse sein. Du brauchst eine Hintergrundgeschichte, die du nachvollziehen kann. Magnifico musste schwere Verluste hinnehmen und hatte zu Beginn die noble Absicht, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem alle ihre Wünsche ausleben können. Er ist auch charmant. Jemand, der andere für sich gewinnen kann. Er hat aber auch eine andere Seite an sich, die zum Vorschein kommt, wenn er unter Druck steht und seine Macht zu verlieren droht. Er musste in dem Moment eine Entscheidung treffen und entschied sich dabei anders als Asha. Er wurde zum Schurken.

Wenn du auf die vielen früheren Disney Animationsfilme zurückblickst, gab es da Favoriten für dich?

Es gibt so viele, die ich liebe. Den ersten, den ich damals im Kino gesehen habe mit meinen Eltern war Bambi. Ich erinnere mich noch so gut daran wegen der großen Bandbreite an Gefühlen, die ich damals hatte. Da war ich im einen Moment traumatisiert, nur um im nächsten wieder herzhaft lachen zu können. Filme können Kindern einen sicheren Ort anbieten, um Gefühle zu erfahren, ohne sie selbst erleben zu müssen. Sie können deshalb ein wichtiger Punkt beim Aufwachsen sein, der dir hilft, mit deinen eigenen Gefühlen klarzukommen – vor allem, wenn du Eltern oder andere Menschen hast, mit denen du über das Gesehene sprechen kannst.

Als Zuschauer waren die Filme früher immer magisch für mich, wie da Welten auf der Leinwand entstehen. Jetzt, da du genau weißt, wie man diese Welten macht, und du an einigen selbst mitgearbeitet hast: Geht da nicht ein Teil der Magie verloren?

Natürlich bin ich inzwischen erfahrener und weiß, was hinter den Kulissen geschieht. Aber das heißt nicht, dass mich die Filme nicht noch bewegen können. Das kann mir auch bei den eigenen Filmen noch passieren: Wenn ich an einem arbeite und ich eine Gänsehaut bekomme, weiß ich, dass ich auf der richtigen Spur bin. Du weiß auch nie, was am Ende herauskommt, weshalb jede Reise eine neue für mich ist.

Vielen Dank für das Gespräch!



(Anzeige)