Silent Night Stumme Rache
© Leonine

Silent Night – Stumme Rache

Silent Night Stumme Rache
„Silent Night – Stumme Rache“ // Deutschland-Start: 14. Dezember 2023 (Kino) // 28. März 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte Brian Godlock (Joel Kinnaman) nur ganz gemütlich mit seiner Familie Weihnachten feiern wollen. Doch diese Idylle wird zerstört, als es zu Kämpfen zwischen zwei rivalisierenden Banden kommt und dabei sein Sohn Taylor getötet wird. Brian selbst wird dabei lebensgefährlich verletzt, durch einen Schuss in den Hals hat er die Fähigkeit zu sprechen verloren. Monate später ist sein Leben völlig außer Kontrolle geraten: Seine Ehe mit Saya (Catalina Sandino Moreno) ist gescheitert, die Ermittlungen von Detective Dennis Vassel (Scott Mescudi) führten zu nichts. Brian selbst ist nur noch von Rachegedanken gefüllt. Da ihm die Polizei nicht helfen kann, will er auf eigene Faust die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. Vor allem Playa (Harold Torres), der ihn so schwer verletzt hatte, soll für seine Tat büßen …

Comeback eines Action-Veteranen

Nach seinen großen Erfolgen in der Heimat war Hongkong-Actionregisseur John Woo in den 1990er Jahren auch in Hollywood ein gefragter Mann. Während seiner Hochphase drehte er eine Reihe von Hits, darunter Face/Off – Im Körper des Feindes (1997) und Mission: Impossible II (2000). Doch der Ruhm hielt nicht lange, nach mehreren Flops verließ er die Traumfabrik, um sich wieder dem asiatischen Kino zuzuwenden. Groß war deshalb die Neugierde, wie Silent Night – Stumme Rache ausfallen würde. Schließlich kehrt er mit dem Film nach einer zwanzigjährigen Abstinenz nach Hollywood zurück. Das triumphale Comeback bleibt dabei aber aus. In den USA sind die Einspielergebnisse ernüchternd. Und auch qualitativ ist die Rückkehr weit von dem entfernt, was man von dem Veteranen erhoffen durfte.

Dabei ist der Einstieg noch ziemlich stimmungsvoll. So sehen wir hier, wie ein Mann in einem besonders scheußlichen Weihnachtspulli durch Los Angeles rennt und schwer bewaffnete Männer durch die Gegend fahren und sich gegenseitig abschießen. Wer all diese Leute sein sollen, ist zu dem Zeitpunkt nicht klar. Silent Night – Stumme Rache verrät erst später, was direkt davor geschehen ist. Spannend ist dieser Auftakt aber auch so. Woo hat selbst mit Ende 70 nichts von seinem legendären Stilbewusstsein verloren. Auch an späteren Stellen wird er dieses immer mal wieder unter Beweis stellen. In seinen besten Momenten ist der Actionthriller eine Art Fiebertraum, der mit Perspektiven und Farben arbeitet und in dem man sich selbst völlig verliert.

Formelhafte Sprachlosigkeit

Leider sind diese besten Momente aber nicht besonders oft. So kommt es gerade im Mittelteil zu zahlreichen Längen. Die ohnehin schon sehr dünne Geschichte um einen Mann auf Rachetour kommt nicht voran. Wenn wir zusehen, wie der Protagonist an sich, seinem Körper sowie Kampf- und Fahrfähigkeiten arbeitet, dann ist das zwar notwendig, um die Transformation des einfachen Familienvaters zur Tötungsmaschine aufzuzeigen. Interessant ist es aber nicht. Silent Night – Stumme Rache ist ein formelhafter Rachethriller, dem es über weite Teile schlicht nicht gelingt, sich innerhalb des völlig überlaufenen Segments noch hervorzuheben. Die Figuren sind sowieso nur Stereotype, da kann auch Joel Kinnaman (Sympathy for the Devil) nichts dran ändern.

Das einzige nennenswerte Alleinstellungsmerkmal ist im Titel versteckt. So vermutet man bei diesem, dass er sich allein auf Weihnachten bezieht. Tatsächlich spielt der Film zwar zu Weihnachten, sowohl der Schicksalsschlag wie auch der Rachetrip finden an Heiligabend statt. Silent Night – Stumme Rache nimmt aber auch auf den Protagonisten Bezug, der aufgrund seiner Verletzung nicht mehr sprechen kann. Das ist als Idee ganz nett, die Geschichte auch ohne Dialoge erzählen zu wollen. Leider war Woo dabei aber nicht ganz konsequent. So wird zwischendurch schon gesprochen, es gibt auch mehrere Funk- bzw. Radiodurchsagen. Nur Brian spricht eben nicht. Als „richtiger“ Stummfilm hätte das interessant sein können. So bleibt ein Actiontitel, der zwar sicher seinen Zweck erfüllt, dabei aber kaum in Erinnerung bleibt.

Credits

OT: „Silent Night“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: John Woo
Drehbuch: Robert Archer Lynn
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Sharone Meir
Besetzung: Joel Kinnaman, Kid Cudi, Harold Torres, Catalina Sandino Moreno

Bilder

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Silent Night – Stumme Rache
fazit
„Silent Night – Stumme Rache“ hätte das große Hollywood-Comeback von John Woo sein sollen. Das Ergebnis ist jedoch eher enttäuschend. An manchen Stellen zeigt der Veteran des Actionkinos zwar, dass er noch immer über größeres Stilbewusstsein verfügt. Auch die Idee, das als einen Quasi-Stummfilm umzusetzen, ist irgendwie nett. Da sind aber zu viele Längen drin, spannend ist der klischeebeladene Rachethriller nicht gerade.
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