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Tatort: Des anderen Last

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„Tatort: Des anderen Last“ // Deutschland-Start: 3. Dezember 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Hunderte Pakete musste Milan Strasser (Dennis Svensson) jeden Tag ausfahren, noch dazu in einem Weihnachtsmann-Anzug. Als er mal wieder unterwegs war, um mühsam sein Geld zu verdienen, wird dies sein letzter Auftritt: Jemand lauert ihm auf, ersticht den jungen Familienvater und durchwühlt die Pakete, die er im Wagen hatte. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) nehmen daraufhin die Ermittlungen auf. Dabei nehmen sie sowohl die Spedition von Sybille Jäger (Susanne Bredehöft) unter die Lupe. Aber auch sein Kollege Boris Riedle (Nils Hohenhövel) muss sich viele Fragen gefallen lassen. Zu dem Zweck wird die junge Kollegin Natalie Förster (Tinka Fürst) eingeschleust, die am eigenen Leib erfahren muss, wie hart umkämpft dieser Markt ist …

Überlebenskampf zur Weihnachtszeit

Weihnachten naht. Das bedeutet, dass auf allen Kanälen das kommende Fest auf die eine oder andere Weise thematisiert wird. Das zeigt sich etwa bei Filmen: Ob Kino, DVD, Stream oder TV, überall weihnachtet es dann. Auf den öffentlich-rechtlichen Sendern startet der erste Advent gleich mit einem Doppelpack zur besten Sendezeit. Während das ZDF mit Weihnachtspäckchen … haben alle zu tragen verschiedene zwischenmenschliche Geschichten um diese Jahreszeit auspackt, wird parallel der ARD-Dauerbrenner Tatort an die Front geschickt. Wobei Des anderen Last das Fest der Liebe nicht direkt thematisiert, sondern ebenfalls nur als Hintergrund benutzt. Der Unterschied: Dem Genre gemäß muss ein schweres Verbrechen aufgeklärt werden, das sich zufällig während der heißen Phase zugetragen hat.

Dafür nimmt uns der 1152. Teil der Krimireihe mit ins hart umkämpfte Geschäft von Lieferdiensten. Dieses wurde in den letzten Jahren immer mal wieder thematisiert, hierzulande wie im Ausland. Sehr sehenswert ist in dem Zusammenhang Sorry to Bother You von Ken Loach, dem Großmeister des Sozialdramas. So wie dort ist man auch bei Tatort: Des anderen Last sehr darum bemüht, die diversen Missstände aufzudecken. So müssen die Fahrer und Fahrerinnen gegen unmenschliche Bedingungen antreten. Der Zeitdruck ist so hoch, dass es nicht einmal für Pinkelpausen reicht. Wobei das nicht allein die Schuld von Jäger ist, der fordernden Chefin. Vielmehr verlangt der Markt, dass es schnell geht und dabei möglichst nichts kostet. Die Spedition steht selbst immer kurz vor dem Aus, da wird mit allen Mitteln ums Überleben gekämpft.

Sozialdrama um perspektivlose Verlierer

Drehbuchautor Paul Salisbury (Im Schatten der Angst: Du sollst nicht lügen) begnügt sich aber nicht damit, nur die Abgründe der Branche abzubilden. Vielmehr fährt er alle möglichen und unmöglichen privaten Dramen auf. Wenn beispielsweise der ehemalige Postbote Klaus Brettschneider (Hans Martin Stier) noch einmal im fortgeschrittenen Alter als Paketlieferant arbeitet, um seine Tochter Sandra (Stefanie Philipps) und den pubertierenden Enkel Vincent (Linus Moog) zu unterstützen, geht das zu Herzen. Die Spedition wird zum Sammelbecken gescheiterter Existenzen, mit denen es das Leben nicht gut meinte. Tatort: Des anderen Last wird da, ähnlich zu dem obigen Kollegen, zu einem Sozialdrama, das von Perspektivlosigkeit und Verlierern erzählt, für die es keinen Platz mehr zu geben scheint.

Das bringt immer wieder starke Szenen mit sich, die zu Herzen gehen. Atmosphärisch ist das insgesamt gelungen. Allerdings ist die Geschichte zum Teil schon konstruiert, mitunter überzogen. So wichtig es beispielsweise ist, bei dem Missstand um Lieferdienste auch die Verantwortung der Konsumenten und Konsumentinnen anzusprechen, in der Form ist das ein bisschen plump und billig. Richtig unpassend ist auch das Ende, bei dem offensichtlich das Publikum nach so viel bitterer Medizin mit ein bisschen Zuckerguss zufriedengestellt werden soll. Aber auch wenn die eine oder andere Stelle in Tatort: Des anderen Last ein bisschen fragwürdig ist, insgesamt ist der neue Teil sehenswert, gerade auch als Gegenmittel zum sonstigen Kitsch, der gerne um diese Jahreszeit präsentiert wird.

Credits

OT: „Tatort: Des anderen Last“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Nina Wolfrum
Drehbuch: Paul Salisbury
Musik: Olaf Didolff
Kamera: Mathias Neumann
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Roland Riebeling, Tinka Fürst, Dennis Svensson, Zoë Valks, Susanne Bredehöft, Nils Hohenhövel, Paula Kober, Hans-Martin Stier, Stefanie Philipps, Linus Moog

Bilder

Trailer

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Tatort: Des anderen Last
fazit
„Tatort: Des anderen Last“ stellt uns die prekären Verhältnisse bei einem Lieferdienst vor, wenn der Mord an einem Fahrer eine Reihe von Abgründen enthüllt. Da sind starke Szenen dabei, die zu Herzen gehen, auch wenn an der einen oder anderen Stelle unpassend dick aufgetragen wird.
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