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Tatort: Kontrollverlust

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„Tatort: Kontrollverlust“ // Deutschland-Start: 26. Dezember 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als die junge Cara Mauersberger (Viktoria Schreiber) in ihrer Wohnung von Leon Hamann (Franz Pätzold), einem Angestellten der Hausverwaltung, ermordet aufgefunden wird, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen Einbruch gehandelt haben muss. Schließlich hat jemand die Balkontür zerschlagen. Bei ihrer Suche nach Antworten stoßen Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) auf die Bildhauerin Annette Baer (Jeanette Hain) und ihren erwachsenen Sohn Lucas (Béla Gábor Lenz), der ebenfalls künstlerisch tätig ist. Eine Spur führt zudem ins Internet, da die Tote als Gamerin bekannt war, dabei aber nicht nur Fans hatte. Wurde sie zum Opfer eines Stalkers, der sie online immer wieder bedrängt hatte?

Mord in der Gamer-Szene?

Weihnachten ist beinahe um, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Aber für den Tatort muss noch Platz sein. Nachdem vor etwas mehr als zwei Wochen das Münster-Duo in Der Mann, der in den Dschungel fiel ein Verbrechen verhindern musste und es dabei ziemlich bizarr wurde, steht dieses Mal Frankfurt auf dem Programm. Dessen Team zeigte sich im Herbst von seiner gewöhnungsbedürftigen Seite, Erbarmen. Zu spät. bestand über weite Strecken aus einer dialoglastigen Autofahrt, während der über alles Mögliche gesprochen wurde. Bei Kontrollverlust wird ebenfalls viel gequatscht. Dennoch wird es wieder etwas konventioneller, wenn der Fund einer Leiche zu einer regulären Spurensuche führt. Irgendjemand muss die junge Frau ja getötet haben. Nur wer?

Dennoch sollte man nicht zu viel von dem Whodunnit erwarten. Das fängt schon damit an, dass es kaum Verdächtige gibt. Eigentlich sind da nur der Hausverwalter sowie das künstlerisch aktive Mutter-Sohn-Duo. Die Chancen stehen da nicht schlecht, dass man auf die richtige Person tippt. Anstatt sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren, stehen in Tatort: Kontrollverlust zwei andere Themen im Mittelpunkt. Einer davon betrifft die Gamerszene und die dort weit verbreitete Frauenfeindlichkeit. Ein bisschen wird das noch mit einem Ost-West-Konflikt verbunden, was recht wacklig konstruiert ist. Zudem spart man dabei nicht mit Klischees, da sollten wohl eine Reihe von Vorurteilen bestätigt werden, ohne dass es zu einer wirklichen Auseinandersetzung mit den Inhalten kommt.

Porträt einer kaputten Mutter-Sohn-Beziehung

Mit der Zeit tritt das aber ohnehin in den Hintergrund, wenn es um die sonderbare Beziehung zwischen Mutter und Sohn geht. Letztendlich sind beide ziemlich kaputt. Während die Mutter manipulativ und dominant ist, den Sohn letztendlich genauso formen möchte wie ihre Skulpturen, fällt er durch seine unbeherrschte Natur auf. Unangenehm sind sie beide, Tatort: Kontrollverlust spart nicht gerade mit Figuren, mit denen man freiwillig keine Zeit verbringen würde. Schauspielerisch funktioniert das, Jeanette Hain spielt solche Figuren im Schlaf. Zumindest phasenweise ist es dann auch faszinierend, bei dieser Konstellation zuzusehen, selbst wenn das nicht gerade alltäglich ist. Die Charaktere sind eindeutige Drehbuchkonstruktionen, weniger Menschen aus Fleisch und Blut. Dazu passt dann auch die völlig überzogene Musik.

Wer eine Vorliebe für menschliche Abgründe hat, kann deshalb einmal hier reinschauen. Auch die Dynamik innerhalb des Polizeiduos gefällt, weshalb es schon schade ist, dass dieses aufgelöst werden soll und 2024 der letzte Auftritt ansteht. Der seltsam konstruierte Fall, der mit vielem beschäftigt ist, nur nicht klassischen Krimiangeboten, ist dann doch eher unbefriedigend. Wer gehofft hat, zum Ende des Jahres noch einmal richtig schön rätseln zu können, ist bei dem abgehobenen Tatort: Kontrollverlust eher an der falschen Adresse. Nachdem die ganze Herbst-Saison des ARD-Dauerbrenners wenig Begeisterungsstürme entfachte, reicht es auch beim 1254. Film nur fürs Mittelfeld. Die anderthalb Stunden kann man anderweitig besser verbringen.

Credits

OT: „Tatort: Kontrollverlust“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Elke Hauck
Drehbuch: Elke Hauck, Sven S. Poser
Musik: Bertram Denzel, Max Knoth
Kamera: Jan Velten, Patrick Orth
Besetzung: Margarita Broich, Wolfram Koch, Jeanette Hain, Béla Gábor Lenz, Franz Pätzold, Thomas Sarbacher

Bilder

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Tatort: Kontrollverlust
fazit
„Tatort: Kontrollverlust“ handelt zwar von dem Versuch, den Mord an einer jungen Frau aufzuklären. Im Mittelpunkt steht aber doch eher eine sonderbare Mischung zweier Porträts, wenn sowohl die Gamer-Szene wie auch ein dysfunktionales Mutter-Sohn-Duo unter die Lupe genommen wird. Schauspielerisch passt das. Als Krimi ist das jedoch wenig interessant.
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