Ryota Miyagi liebt Basketball. Das tat er schon immer. Inzwischen hat der Sport aber noch mehr an Bedeutung gewonnen, stellt dieser doch die Verbindung zu einem älteren Bruder Sota dar, der bei einem Unfall tragisch ums Leben gekommen ist. Dieser war es, der in Ryota die Leidenschaft weckte und dem der Jugendliche nun nacheifert. Dabei ist er nicht allein, gemeinsam mit seinen Team-Kameraden Hanamichi Sakuragi, Takenori Akagi, Hisashi Mitsui und Kaede Rukawa von der Shohoku High School will er die großen Rivalen von der Sannoh Kogyo High School schlagen. Die Chancen stehen nicht gut, das gegnerische Team ist der haushohe Favorit. Davon wollen sich die fünf Jungs aber nicht abhalten lassen, die gemeinsame Leidenschaft soll das Wunder wahrwerden lassen …
Rückkehr eines Klassikers
In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe besonders erfolgreicher Anime-Filme gegeben. Die meisten davon konnte man im Vorfeld einigermaßen erwarten. Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Mugen Train und One Piece: Red sind Teil riesiger Franchises. Bei Suzume und Der Junge und der Reiher handelte es sich um die lang erwarteten neuen Werke der großen Regisseure Makoto Shinkai und Hayao Miyazaki. Da war ein Erfolg vorprogrammiert. Es dürften aber nur wenige vorhergesehen haben, dass auch The First Slam Dunk so einschlagen würde. Sicher, der Basketball-Manga von Takehiko Inoue ist ein Klassiker. Allerdings wurde der bereits 1996 beendet, ebenso die daraus basierende Animeserie. Wer würde da eine neue Adaption sehen wollen? Sehr viele, mit einem weltweiten Einspielergebnis von mehr als 260 Millionen US-Dollar steht das Werk derzeit auf Platz fünf der erfolgreichsten Animefilme aller Zeiten.
Das ist auch deshalb ungewöhnlich, weil man hier in mehrfacher Hinsicht unerwartete Wege einschlug. Das betrifft beispielsweise den Inhalt: Inoue, der das Drehbuch schrieb und zum ersten Mal in seiner Karriere auch Regie führte, versucht erst gar nicht, die mehrjährige Manga-Reihe in einen Film zu packen. Stattdessen konzentriert er sich auf das entscheidende Spiel gegen die konkurrierende High School, unterbricht dieses Thema aber regelmäßig, um dem Publikum die fünf Jungs genauer vorzustellen. Dabei steht in The First Slam Dunk Ryota im Mittelpunkt: Immer wieder thematisiert der Film sein Leben, gerade die schwierige Beziehung zur Mutter und der Schmerz um den verstorbenen Bruder. Das ist einfühlsam und emotional erzählt, ohne dabei ins manipulative Melodram zu kippen. Dieser Strang ist es dann auch, der das Herz der Geschichte bildet. Wo früher immer der rebellische Hanamichi Sakuragi die Hauptfigur war, reicht es diesmal nur für den Spielfeldrand.
Sehenswerter Mix aus 3D und 2D
Ebenfalls unerwartet ist die visuelle Ausgestaltung. So wird bei The First Slam Dunk ein Mix aus computergenerierten 3D-Szenen und solchen, die traditionell per Hand gezeichnet wurden. Oft sind solche CGI-Animes eine eher weniger erfreuliche Angelegenheit. Hier passt das aber oft sehr gut. Hin und wieder sind zwar ein paar seltsame Momente dabei, im Hintergrund wird es auch recht schlicht. Aber die neue Technik macht sich gerade bei den dynamischen Auftritten während des Spiels bezahlt, wenn die Jungs über den Platz wirbeln. Die entscheidenden Momente, wenn um jeden Punkt gekämpft wird, profitieren schon stark davon. Außerdem gelang es, den Look der Vorlage beizubehalten, die Adaption sieht an vielen Stellen tatsächlich so aus, als habe man einen bewegten Manga vor sich. Da kann sich die Zusammenarbeit von Toei Animation und DandeLion Animation Studio wirklich sehen lassen.
Insgesamt ist der Film dann auch sehenswert. Klar, eine gewisse Vorliebe für das Sportthema braucht es schon, trotz der vielen persönlichen Geschichten, die das Spiel auflockern. Außerdem kommen die anderen vier Mitspieler im Vergleich zu Ryota etwas kurz, die zwei Stunden reichen einfach nicht aus, um da wirklich in die Tiefe zu gehen. Grundsätzlich funktioniert The First Slam Dunk zwar schon als eigenständiges Werk, sonst wäre der Film nie so erfolgreich geworden. Aber man merkt schon, dass da diverse Kontexte fehlen oder so weit reduziert wurden, dass Fragen offen bleiben und man mehr erfahren möchte. Glücklicherweise wird aber parallel zum Kinofilm der Manga auf Deutsch veröffentlicht, weshalb man im Anschluss erfahren darf, wie es eigentlich mit allem losging. Fehlt nur noch die damalige Animeserie, die bis heute leider nicht ihren Weg zu uns gefunden hat.
OT: „The First Slam Dunk“
Land: Japan
Jahr: 2022
Regie: Takehiko Inoue
Drehbuch: Takehiko Inoue
Musik: Satoshi Takebe, Takuma Mitamura
Animation: Toei Animation, DandeLion Animation Studio
Amazon (DVD „The First Slam Dunk“)
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