The Iron Claw
© Leonine

The Iron Claw

The Iron Claw
„The Iron Claw“ // Deutschland-Start: 21. Dezember 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Seine große Phase im Ring ist vorbei, sein Traum vom Weltmeister-Gürtel blieb ihm versagt. Doch noch immer ist Jack Adkisson aka Fritz Von Erich (Holt McCallany) dem Wrestling-Sport eng verbunden. Schließlich sind da noch seine vier Söhne Kevin (Zac Efron), David (Harris Dickinson), Kerry (Jeremy Allen White) und Mike (Stanley Simons), die nach und nach in seine Fußstapfen treten. Dabei sind sie erfolgreich, sehr erfolgreich sogar. Endlich scheint sich Jacks lang gehegter Traum zu erfüllen. Doch sein unbedingter Wille und die Strenge mit der er, geduldet von seiner religiösen Frau Doris (Maura Tierney), die vier erzieht, wird auch zu Konflikten zwischen den Brüdern führen. Und letztendlich auch zu sehr viel Trauer, da die Familie einen Schicksalsschlag nach dem anderen zu verkraften hat …

Porträt einer legendären Wrestling-Familie

Für die einen ist Wrestling ein faszinierender Sport, für die anderen nur eine alberne Show. Doch gleich, wie man dem Ganzen gegenübersteht, eines steht außer Frage: Er bringt jede Menge spannender Persönlichkeiten hervor. Schließlich geht es nicht allein darum, anderen athletisch überlegen zu sein, sondern auch eine Kunstfigur zu kreieren und diese erfolgreich zu verkaufen. Da verwundert es nicht, dass inzwischen eine ganze Reihe von Wrestlern den Sprung auf die große Leinwand geschafft haben: Leute wie Dwayne Johnson, Dave Bautista oder John Cena wurden auch losgelöst vom Ring zu Stars. So weit brachten es die Männer aus dem Von Erich Clan zwar nicht. Dafür erzählt das Drama The Iron Claw deren Geschichte und beweist, dass diese absolut filmreif ist.

Wobei Sean Durkin (The Nest – Alles zu haben ist nie genug) keine reine Heldenverehrung betreibt. Der Regisseur und Drehbuchautor, der selbst als Jugendlicher Wrestling-Fan war, zeichnet hingegen ein sehr düsteres einer Familie, bei der Triumph und Katastrophe eng beieinander lagen. The Iron Claw fackelt da auch nicht lang. Noch bevor die eigentliche Geschichte angefangen hat, wird bereits vorweggenommen, dass das alles tragisch wird. Von einem Fluch ist die Rede, der auf der Familie läge und immer wieder Schicksalsschläge zur Folge hätte. Die eigentlichen Familienszenen zu Beginn sind da noch ambivalent. In freundlichen Farben wird da aus dem Alltag berichtet, die Jungs sind gut gelaunt, albern herum. Man versteht sich als eine Einheit, die zusammenarbeitet und einem gemeinsamen Ziel dient: den Weltmeistertitel.

Aufwachsen in einer toxischen Umgebung

Aber schon in diesen glücklicheren Momenten machen sich die Schatten bemerkbar. So wird der jüngste Sohn von seinem Vater regelrecht gemobbt, weil er lieber Musik macht, anstatt sich dem Wrestling zu widmen. Später wird es zu Machtkämpfen zwischen den Brüdern kommen: In seinem Wahn, den Titel zu gewinnen, ignoriert Jack alles andere, nimmt physische wie psychische Verletzungen in Kauf. Damit legt er in The Iron Claw die Grundsteine für einige der späteren Übel. Wenn das Schicksal so hart zugeschlagen hat, dann letztendlich auch wegen der toxischen Umgebung, in der die Jungs aufgewachsen sind. So beeindruckend die Muskelberge sind, die sich gegenseitig durch den Ring werfen, sie waren letztendlich alles Opfer eines ambitionierten Vaters, der in seinen Kindern ein Mittel zum Zweck sah.

Das macht den Film auch für ein Publikum interessant, das mit Wrestling nichts anfangen kann. Durkin zeichnet das tieftraurige Bild einer dysfunktionalen Familie, das gerade auch in den Szenen zu Herzen geht, in denen die Brüder einfach Brüder sein dürfen. Dass The Iron Claw dabei den jüngsten Sohn Chris – einer von fünf Brüdern, die jung starben – in dem Film aus Zeitgründen streicht, ist bitter. Hinzu kommen einige andere fragwürdige Entscheidungen. Besonders eigenartig ist, dass man sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, ob er Sport nun kritisiert oder gefeiert werden soll. Wenn am Ende noch einmal die Triumphe hervorgehoben werden, nachdem das Wrestling indirekt letztendlich alle kaputt gemacht hat, dann wirkt das seltsam unpassend.

Die Menschen hinter der Show

Darüber muss man hinwegsehen können, ebenso über die Länge, die sich durchaus bemerkbar macht. Wer das kann, wird mit einem Drama belohnt, das hinter der Show das Menschliche entdeckt, hinter den Muskeln das Herz. Durkin kann sich dabei auf sein Ensemble verlassen. Zac Efron (Gold – Im Rausch der Gier) steht im Mittelpunkt, darf dabei nicht nur einen Körper im Schrankformat demonstrieren, sondern auch die Tragik verkörpern, die seine Figur bestimmt. Kevin sehnte sich immer nach der Anerkennung durch seinen Vater, musste sich aber den anderen unterordnen, die sportlicher waren oder charismatischer. Dafür ist er auch der Einzige, der ein Glück findet, das dem Rest der Familie entsagt blieb. Gerade der Kontrast zwischen den eiskalten und verbissenen Eltern, die keine Liebe zuließen, und den Momenten, in denen sich ein Zusammenhalt findet, ein Trost, eine Umarmung statt der Klaue, zeichnet The Iron Claw aus.

Credits

OT: „The Iron Claw“
Land: USA, UK
Jahr: 2023
Regie: Sean Durkin
Drehbuch: Sean Durkin
Musik: Richard Reed Parry
Kamera: Mátyás Erdély
Besetzung: Zac Efron, Jeremy Allen White, Harris Dickinson, Maura Tierney, Holt McCallany, Lily James, Stanley Simons, Maxwell Jacob Friedman

Bilder

Trailer

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The Iron Claw
fazit
„The Iron Claw“ zeichnet den Werdegang der legendären Von Erich Wrestling-Familie nach, zeigt Triumphe wie Schicksalsschläge. Das geht als Porträt einer dysfunktionalen Familie, deren Unglück letztendlich meist selbst verschuldet war, zu Herzen, wenn der Film hinter der Show die Menschen entdeckt, die um Anerkennung kämpften und daran einer nach dem anderen zugrunde gingen.
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