Lange ist Ingrid (Rose Hakki) nicht mehr in ihrer Heimat gewesen. Und es ist auch kein schöner Anlass für die Rückkehr: Eine Reihe von Kindern wurde ermordet. Doch wer oder was steckt dahinter? Eben das soll die Journalistin im Auftrag ihres Chefs herausfinden. Zu dem Zweck will sie ihre Großmutter (Rula Lenska) besuchen, die noch immer zurückgezogen in den dortigen Wäldern lebt. Doch als sie mit ihrer Tochter Eleanor (Evie Hughes) dort ankommt, hält sich die Freude der lokalen Bevölkerung in Grenzen. Vielmehr wird befürchtet, dass sich ein früheres Unglück wiederholt, das auch Ingrids Mutter und Schwester betrifft. Umso wichtiger ist, der Sache auf den Grund zu gehen und der Sache endlich ein Ende zu bereiten …
Auf der Suche nach einer Sagengestalt
Ab November werden bekanntlich ganz viele Filme veröffentlicht, die von der Weihnachtszeit profitieren wollen. Die meisten sind etwa komisch oder besinnlich angelegt. Dann und wann finden sich aber auch härtere Stoffe darunter, zuletzt etwa die Horrorkomödien It’s a Wonderful Knife und There’s Something in the Barn. Auch bei The Winter Witch gibt es die eine oder andere Leiche. Der weihnachtliche Aspekt hält sich aber in Grenzen. Zwar hört man im Hintergrund das bekannte Weihnachtslied Carol of the Bells. Das war es aber auch mehr oder weniger schon. Trotz des Titels sieht das hier nicht einmal nach Winter aus, das ist doch eher eine herbstliche Szenerie, was bei vielen ebenso für Verwunderung sorgen dürfte wie der völlig unpassende Verweis auf dem Cover zu The Nun.
Dass der Winter erwähnt wird, hat andere Gründe. So nimmt der britische Film Bezug auf die Sagengestalt Perchta, die sich in verschiedenen Fassungen in der europäischen Mythologie wiederfindet. Diese mit Frau Holle verwandte Figur bestraft Faule und belohnt Fleißige und tritt primär im Winter auf – daher der Titel. Grundsätzlich hätte das eigentlich ganz spannend werden können. Das Horrorgenre arbeitet oft mit alten Sagen und lokalen Legenden zusammen. Eine Zeit lang war beispielsweise die Hexe Baba Yaga sehr beliebt. Allerdings kann The Winter Witch gar nicht so wahnsinnig viel mit dem Thema anfangen. Wer sich beispielsweise erhofft, auch tatsächlich etwas über Perchta zu erfahren, wird enttäuscht. Zu sehen ist sie auch kaum.
Das Warten auf Spannung
Stattdessen begnügt sich Regisseur und Drehbuchautor Richard John Taylor damit, irgendwie ominös Stimmung machen zu wollen. Da wird dann viel über eine düstere Vergangenheit gesprochen und von Bedrohungen, die da draußen warten sollen. Es folgen dem Ganzen aber keine Taten. Viel zu lange passiert nichts, selbst für geduldige Zuschauer und Zuschauerinnen werden sich die 80 Minuten deutlich länger anfühlen. Und auch als es dann mal losgeht, ist das nicht wirklich beeindruckend. Man kann sich sogar darüber streiten, ob The Winter Witch denn die Einteilung ins Horrorgenre verdient. Denn das würde ja voraussetzen, dass man sich vor etwas fürchtet und das Gefühl einer Gefahr sich einstellt. Die größte Gefahr besteht aber noch darin, dass man hier vorzeitig einschläft.
Immerhin, da gibt es zwischendurch immer mal wieder nette Bilder aus der ländlichen Gegend. Zumindest in der Hinsicht kann der Film punkten, wenn wir durch die Naturlandschaft streifen und uns auf Spurensuche begeben. Das reicht aber nicht aus, um die inhaltlichen Schwächen und Leerstellen auszugleichen, zu denen auch die Figuren zählen. Das persönliche Drama hinterlässt da keinen Eindruck, wirkt eher obligatorisch als durchdacht. Trotz des zweifelsfrei vorhandenen Potenzials ist The Winter Witch einer dieser günstig heruntergedrehten Horrorfilme, die einfach nicht genug leisten, um in einem derart überversorgten Genre bestehen zu können.
OT: „The Winter Witch“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Richard John Taylor
Drehbuch: Richard John Taylor
Besetzung: Rose Hakki, Evie Hughes, Rula Lenska
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