Wann immer Frauen und Kinder daheim misshandelt werden, ist sie zur Stelle: Sadie (Olivia Wilde). So hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in Not zu helfen und aus ihren brutalen Familienverhältnissen zu holen. Dabei scheut sie selbst vor Brutalität nicht zurück, mit Gewalt zwingt sie die Männer, sich in Zukunft von den Familien fernzuhalten. Sie hilft aber auch Kindern, die bei ihrer drogensüchtigen Mutter keine Zukunft mehr hatten. Im Gegenzug für ihre Dienste nimmt sie Geld oder Waren, was auch immer die Opfer entbehren können. Schließlich tut sie das alles nicht aus finanziellen Gründen, sondern sehr persönlichen, weiß sie doch, was es heißt, in solchen Verhältnissen leben zu müssen …
Eine gebrochene Frau schlägt zurück
In den letzten Jahren hat Olivia Wilde begonnen, sich künstlerisch etwas breiter aufzustellen, sowohl was ihre Auftritte als Schauspielerin angeht, wie auch Arbeiten abseits der Kamera. So sorgte der von ihr inszenierte Thriller Don’t Worry Darling letztes Jahr für Furore, in dem Frauen in einem idyllischen Vorstadt-Käfig gehalten wurden. Ein paar Jahre früher arbeitete sie an einem anderen Genrebeitrag, der unterdrückte Frauen zum Thema hatte. Bei Vigilante – Bis zum letzten Atemzug führte sie zwar nicht Regie, war aber als Produzentin beteiligt. Vor allem aber spielte sie die Hauptrolle der einsamen Kämpferin, die sich für das Wohlergehen anderer einsetzt und alles dafür tut, um diese zu befreien, und durfte dabei eine andere Seite von sich selbst zeigen.
Was es mit der Protagonistin auf sich hat, wird dabei zunächst nicht verraten. Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah Daggar-Nickson zieht es vor, Sadie in Action zu zeigen. Gewissermaßen. Große Kampfszenen gibt es zwar nicht, Vigilante – Bis zum letzten Atemzug begnügt sich mit dem Ergebnis ihrer Einsätze. Die lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass man sich mit dieser Frau besser nicht anlegen sollte. Was es mit ihr auf sich hat, wird dann im weiteren Verlauf verraten. Originell ist die Geschichte dabei nicht, vieles ist minimalistisch gehalten. Aber es funktioniert doch ganz gut, wie hier eine gebrochene Frau sich zur Wehr setzt. Zwar ist ihr selbstloser Einsatz für andere gewissermaßen heldenhaft. Mit den strahlenden Figuren etwa in Comic-Abenteuern hat sie dennoch nicht viel gemeinsam. Hier ist niemand, den man groß auf Plakaten feiert, sondern jemand, der in den Schatten lebt.
Abgründige Atmosphäre
Leider hält Daggar-Nickson diesen düsteren Minimalismus nicht ganz bis zum Schluss durch. Offensichtlich befürchtete sie, dass das Publikum die eher sparsame Handlung des stärker auf Atmosphäre ausgerichteten Thrillers so nicht gut finden würde, und baute deshalb ein Ende ein, das wohl befriedigender sein sollte. Es passt aber nicht so wirklich zum Rest des Films und wirkt schon recht forciert. Zumal es letztendlich auch nicht viel gebracht hat. Während die Kritiken von Vigilante – Bis zum letzten Atemzug immer gut bis sehr gut waren, war die Resonanz des Publikums meist durchwachsen. Das ist hier einfach nicht die Art Film, die man sich anschaut, um Hochspannung zu bekommen. Auch wenn an manchen Stellen davon die Rede ist, es handele sich um einen Rachethriller oder einen Actionthriller, so ganz passt diese Bezeichnung nicht.
Aber das muss ja nicht automatisch schlecht sein. Was dem Film an nervenaufreibender Action fehlt, das macht er durch die Atmosphäre wieder wett. Die abgründige Stimmung ist es, die den Streifen auszeichnet. Wer eine solche zu schätzen weiß, sollte hier einmal vorbeischauen. Und auch Wilde hinterlässt einen guten Eindruck, wenn sie Mut zur Hässlichkeit zeigt und einen Menschen spielt, der oftmals leer wirkt, trotz der Gewalt seltsam abwesend. Erst zum Ende hin darf Sadie sich den Schmerz von der Seele schreien, wenn Vigilante – Bis zum letzten Atemzug die letzten Puzzlestücke liefert. Dadurch wird die Figur zwar nicht tiefgründiger, die Charakterzeichnung bleibt sparsam. Aber es bleibt nicht ohne Wirkung.
OT: „A Vigilante“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Sarah Daggar-Nickson
Drehbuch: Sarah Daggar-Nickson
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Kamera: Alan McIntyre Smith
Besetzung: Olivia Wilde, Morgan Spector, Kyle Catlett, C.J. Wilson, Tonye Patano
SXSW 2018
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