Eines muss man Mama Muh lassen: Mit ihr wird es einem nie langweilig. Ständig lässt sich die Kuh irgendetwas einfallen, um ihren Alltag ein bisschen aufregender zu machen. Schließlich ist herumstehen und Gras fressen nicht sehr spannend auf Dauer. Sie weiß auch schon genau, was sie als Nächstes ausprobieren wird, sie will unbedingt ein Musical aufführen. Dass Kühe eigentlich weniger dafür bekannt sind, stört sie nicht weiter. Auch nicht, dass ihr bester Freund, die Krähe, ihr das alles auszureden versucht. Ohnehin haben die zwei bald noch ganz andere Sorgen, schließlich ist der Teddy von Lillebror verschwunden. Und da braucht es den ganzen Grips der beiden, um das Plüschtier wiederzufinden …
Die Suche nach einem eigenen Platz
30 Jahre ist es mittlerweile her, dass Jujja Wieslander gemeinsam mit ihrem 1996 verstorbenen Mann Tom die Figur der Mama Muh ausgedacht hat. Und noch immer erfreut sich das Tier größerer Beliebtheit, wie die diversen Adaptionen zeigen. Da war die Serie, die 2008 erschienen ist. Letztes Jahr lief bei uns auch Mama Muh und die große weite Welt im Kino, bei dem die neugierige Kuh unbedingt durch die Welt reisen will. Bei ihrem neuen Leinwandauftritt Wer bist du, Mama Muh? ist sie etwas bescheidener, begnügt sich damit, auf dem Hof zu bleiben, den sie mit anderen Tieren bewohnt. Dafür sucht sie den Spaß eben im Alltag. Ein Musical ist der neueste verrückte Einfall einer Dame, die in ihrer Entdeckungslust alles einmal ausprobieren möchte, auch wenn die anderen sie dabei schräg anschauen.
Im Grunde steht sie damit in der Tradition anderer aufgeweckter Heldinnen, ob es nun Pipi Langstrumpf oder Heidi waren, die ihren Kopf durchsetzen wollen und damit unzählige Mädchen inspirierten. Wobei Mama Muh gar nicht mal unbedingt das große Selbstbewusstsein hat, um alles an sich abprallen zu lassen. So kommen ihr in Wer bist du, Mama Muh? – der Titel verrät es bereits – durchaus Zweifel. Die ständigen Vorbehalte der Krähe hinterlassen Eindruck bei ihr. Gerade im späteren Verlauf scheint sich alles gegen sie zu verschwören, weshalb sie mit dem Gedanken spielt, alles bleiben zu lassen und sich doch einzuordnen. Der schwedische Animationsfilm ist damit auf gewisse Weise ein Coming-of-Age-Werk, bei dem es darum geht, den eigenen Platz in dieser Welt zu finden. Die Aussage dabei ist klar: Höre nicht darauf, wer du für andere zu sein hast, sondern finde es für dich heraus!
Süßer Film für Kinder
Das ist etwas, das bei Kindern natürlich gut ankommt. Denn auch als Nicht-Kuh wird man ständig mit Erwartungen konfrontiert, die man zu erfüllen hat. Wer bist du, Mama Muh? verpackt das Ganze in ein spaßiges und farbenfrohes Mini-Abenteuer, das zwischendurch auch neue Geschichten erzählt. So könnte man anfangs meinen, dass die Aufführung des Musicals das Thema des Films ist. Aber das ist nur der Anlass für die grundsätzlichen Überlegungen. Amüsant ist beispielsweise der Part, an dem Muh zusammen mit der Krähe die Suche nach dem Teddybär beginnt und Letztere sich wie ein echter Detektiv aufführt. Dass das jetzt auch nicht unbedingt das typische Verhalten eines Federviehs ist, fällt ihr gar nicht auf. Schließlich geht es um das Wohl eines Kindes!
Der episodenhafte Charakter des Films führt ebenso wie die kurze Laufzeit von nur knapp mehr als einer Stunde dazu, dass das alles gut bekömmlich ist für die junge Zielgruppe. Hier darf man gute Laune haben, zwischendurch aber auch etwas nachdenken. Es passiert auch einiges, ohne dass man sich deswegen gleich dem hyperaktiven Slapstick-Chaos hingibt, wie er gerade bei Animationsfilmen von US-Studios gern mal dominiert. Wem also Raus aus dem Teich schon zu viel ist und lieber etwas Ruhigeres für den Nachwuchs möchte, ist erneut bei dem eigensinnigen Rind an einer guten Adresse. Wer bist du, Mama Muh? ist ein insgesamt süßer und zeitloser Kinderfilm, der ganz ohne Kitsch und übertriebenes Drama auskommt und sein Publikum aufbaut.
OT: „Vem är du, Mamma Mu?“
Land: Schweden
Jahr: 2023
Regie: Christian Ryltenius
Drehbuch: Peter Arrhenius
Vorlage: Jujja Wieslander, Tom Wieslander, Sven Nordqvist
Musik: Henrik Lörstad
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