Der große böse Fuchs

Füchse fressen Hühner, so hat es die Natur vorgesehen. Doch was der Fuchs auch anstellt, ihm will das alles nicht gelingen. Niemand nimmt ihn ernst, auf dem Bauernhof lachen sie ihn alle schon aus wegen seiner zahlreichen gescheiterten Versuche, an seine Beute zu kommen. Als er mal wieder gedemütigt wurde, macht ihm der Wolf, der ebenso wie er im Wald lebt, einen Vorschlag. Er lenkt die Tiere durch sein Geheul ab, während der Fuchs hineinschleicht und ein paar Eier klaut. Später würden sie die Beute dann aufteilen. Der Fuchs lässt sich darauf ein, ist er es doch leid, immer nur Steckrüben zu fressen zu bekommen. Dabei ahnt er nicht, dass sich sein Leben im Anschluss für immer verändern wird …

Ein Fuchs möchte ernst genommen werden

Aktuell ist Benjamin Renner weltweit in den Kinocharts zu finden. Der von ihm inszenierte Animationsfilm Raus aus dem Teich über eine Entenfamilie, die ein großes Abenteuer erlebt, erfreut sich größerer Beliebtheit. Wer sich im Animationsbereich auskennt, dem dürfte der Name aber schon vorher etwas gesagt haben. So lief vor einigen Jahren der wunderbare Film Der kleine Fuchs und seine Freunde – Das große Kinoabenteuer auf einer Reihe von Festivals und begeisterte ein junges wie ein erwachsenes Publikum. Bis heute ist das episodenhafte Animationswerk leider nicht bei uns auf DVD erschienen. Dafür gibt es dankenswerterweise die beiden Comics auf Deutsch, welche die Grundlage für den Film lieferten. Das ist neben Ein Baby auf Wegen eben Der große böse Fuchs.

Wer den Film kennt, ist mit der Geschichte bereits im Groben vertraut. Auch in der gezeichneten Variante geht es darum, dass ein Fuchs endlich einmal ein paar Hühnchen verspeisen möchte, jedoch kontinuierlich daran scheitert. Das Problem: Er ist einfach nicht furchterregend, weshalb er relativ leicht vertrieben werden kann. Der Titel Der große böse Fuchs ist daher reines Wunschdenken. So oft sich der Protagonist auch als solcher bezeichnet, es wird nichts draus. Auf knapp 200 Seiten beschreibt Renner verschiedene Methoden, wie es doch noch klappen soll. Vor allem dem Unternehmen, ein paar Eier zu klauen, die Küken auszubrüten und diese dann zu verspeisen, wird viel Zeit gewidmet. Klar, auch dabei geht vieles schief. Da warten noch zahlreiche andere Demütigungen auf den Fuchs.

Zwischen Spaß und Gefühl

Das ist sehr spaßig, nicht nur wegen des Kontrasts zwischen der Selbstwahrnehmung und der Realität. Renner hat zudem zahlreiche Figuren eingeführt, die einen eigenen Kopf haben. Neben dem intriganten Wolf und der biestigen Henne taucht beispielsweise immer wieder ein Hund auf, der eigentlich für das Wohl der Tiere sorgen soll, aber keine Lust auf Arbeit hat. Das sorgt regelmäßig für Lacher, da ist kaum ein Bild dabei, das nicht irgendeinen Witz enthält. Später wird Der große böse Fuchs ein bisschen gefühliger werden, was aber ebenfalls gut passt. Wo bei vielen Geschichten versöhnliche Töne sehr erzwungen wirken, entwickelt sich das hier schön organisch, da sich der Comic auch die notwendige Zeit nimmt, um dort anzukommen.

Aber auch der Bilder wegen ist das hier ein sehr schöner Tipp. Die Figuren sind allesamt witzig und ausdrucksstark gestaltet. Das ist auch deshalb wichtig, weil es praktisch keine Hintergründe gibt, wodurch der Fokus stark auf den Tieren liegt. Ungewöhnlich ist dabei, dass Der große böse Fuchs grundsätzlich zwar Panels verwendet, diese aber ohne die üblichen Rahmen auskommen. Vielmehr schweben die Bilder auf den Seiten, wo sie zwar regelmäßig angeordnet sind, aber doch frei und luftig sind. Das Ergebnis ist ein wunderbarer Comic, der aufgrund wiederkehrender Verweise auf Gewalt und Fressen nicht für ein zu junges Publikum gedacht ist. Ältere Kinder haben aber ebenso Spaß mit dieser kauzigen Truppe wie Erwachsene, die Gefallen an dem absurden Szenario haben.