Der Schock hat sich bei Shinichi Kudo erst einmal ein wenig gelegt, durch ein mysteriöses Gift zu einem Jungen zusammengeschrumpft zu sein. Während er unter seinem neuen Namen Conan Edogawa nach Anhaltspunkten sucht, um die mysteriösen Männer in Schwarz zu finden, steht ein ziemliches Ärgernis an. So soll er noch einmal zur Grundschule gehen, damit seine Tarnung nicht auffliegt. Dort fühlt er sich chronisch unterfordert, logisch, ist er doch längst ein Jugendlicher. Eigentlich. Immerhin, seine kriminologischen Fähigkeiten kann er auch weiterhin gut gebrauchen. Schließlich wohnt er bei seiner großen Liebe Ran Mori, deren Vater Kogoro als Privatdetektiv spannende Aufträge erhält. Eigentlich ist er ein bisschen schwer von Begriff. Aber das gibt Conan die Möglichkeit, im Geheimen selbst an den Ermittlungen teilzunehmen …
Besser als der Auftakt
Der erste Band von Detektiv Conan war noch in erster Linie damit beschäftigt, die Hauptfiguren und das grundsätzliche Szenario einzuführen. So sollte das Publikum erfahren, wie denn der Protagonist zu einem Kind werden konnte, woher sein kriminologisches Talent kommt, aber auch wie schwierig es ist, auf einmal wieder ein Junge sein zu müssen. Das Zwischendurch durfte er auch ermitteln. Genauer gab es sogar vier Fälle, die hineingepresst wurden. Das hatte aber zur Folge, dass sie eher wenig ergiebig waren. Dafür dass immer wieder betont wurde, wie unglaublich clever das Vorbild ist, war das Ergebnis eher unbefriedigend. Wer den Manga las, um selbst zu tüfteln, kam weniger auf seine Kosten. Spaß machte er eher wegen der humorvollen Szenen.
Beim zweiten Band sieht es etwas anders aus. So fällt das mit der Einführung weg, wodurch mehr Zeit für die eigentliche Geschichte bleibt. Und auch für die Fälle, drei Stück sind es dieses Mal, die Conan lösen muss. Gosho Aoyama kann sich dadurch mehr Zeit für alles lassen und zeigt auch etwas größere Ambitionen. Beim ersten der drei – da geht es um den Mord an einem Mann, den Mori zuvor beschattete – ahnt man zwar recht schnell, worum es geht und was genau da gespielt wurde. Doch die Geschichte ist gut, Detektiv Conan steht da in der Tradition klassischer Krimis. Das gilt beim zweiten Fall ebenfalls. Diesmal geht es darum, eine verschwundene Person ausfindig zu machen, was mit einer Reihe von Wendungen einhergeht. Glaubwürdig ist das weniger, aber zumindest so weit nachzuvollziehen, dass das nicht weiter stört.
Ein Detektiv auf Geisterjagd
Bemerkenswert ist der dritte Fall. Zum einen läuft dieser nicht über Mori, dem Conan immer wieder unter die Arme greifen muss. Stattdessen begibt sich der kleine Meisterdetektiv mit anderen aus seiner Klasse auf Spurensuche, die in dem Franchise später noch mehrfach auftauchen werden. Zum anderen bewegt sich Detektiv Conan vom traditionellen Krimi weg, zumindest anfangs, wenn es um die Erkundung eines Spukhauses angeht. Hier ist zunächst nicht einmal klar, was denn das Verbrechen sein soll, was für Abwechslung im Whodunit-Alltag sorgt. Die Passagen sind auch stimmungsvoll geworden, man darf hier miträtseln, was das Geheimnis ist und was es mit den seltsamen Beobachtungen auf sich hat.
Die Sache mit den Männern in Schwarz kommt hingegen sehr kurz. Nur kurz wird diese angesprochen, zudem auf eine wenig befriedigende Weise. Das hat mehr Alibi-Funktion, um es überhaupt irgendwie drinzuhaben. Aber das ist typisch für Detektiv Conan, die Ausgangssituation wird auch Jahre später nur in Millimeter-Schritten vorangebracht, während die Fälle und der Alltag im Mittelpunkt stehen. Wer nur an der Hauptgeschichte interessiert ist, der ist hier falsch. Der Rest kann mit dem Manga aber Spaß haben. Neben den besagten Rätselübungen wird auch humoristisch etwas geboten, sei es beim Miteinander der Figuren oder den grotesken Erfindungen des Erfinders, die wie aus einem James Bond Film wirken.
OT: „Meitantei Conan“
Land: Japan
Jahr: 1994
Text: Gosho Aoyama
Zeichnungen: Gosho Aoyama
Wer mehr über die Geschichte von Detektiv Conan erfahren möchte: In unserem Themenspecial blicken wir zurück auf das Franchise, dazu gibt es zahlreiche Kritiken rund um den Manga und den Anime.
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