Zwar sind Tessa (Momo Beier), Livi (Lilit Serger), Malea (Cara Vondey) und Kenny (Rona Regjepi) Schwestern. Viel gemeinsam haben die vier aber nicht. Immer wieder kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, manchmal können auch richtig die Fetzen fliegen. Und so hat Cornelius (Felix Klare), als er mal allein auf die vier aufpassen muss, alle Hände voll zu tun – wenn er sich nicht gerade mit seinem Nachbarn Herr Asman (Denis Moschitto) streitet. Dabei hat das Quartett bald eine gemeinsame Aufgabe, als ihnen ein Pinguin zuläuft. Und nicht irgendein Pinguin, handelt es sich doch um den tanzenden Paul, der im Zoo zu einer Publikumssensation geworden ist. Eben das wollen sich auch Marc (Max Giermann) und Mary (Janine Kunze) zunutze machen, weshalb sie alles dafür tun, um das ehemalige Zirkustier in ihre Gewalt zu bekommen …
Adaption einer Kinderbuch-Reihe
Es ist fast schon ein Gesetz: Wenn in Deutschland ein Familienfilm produziert wird, dann handelt es sich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit um die Adaption eines Kinderbuchs. Letztes Jahr gab es eine ganze Reihe von Beispielen hierfür. Neben dem immens erfolgreichen Die Schule der magischen Tiere 2 liefen etwa Neue Geschichten vom Franz, Die unlangweiligste Schule der Welt und Das fliegende Klassenzimmer. Einen Markt für Adaptionen scheint es also zugeben, zumindest erhofft man sich das. Und auch bei Die Chaosschwestern und Pinguin Paul gibt es eine solche Vorlage. Genauer steht die Reihe Die Chaosschwestern von Dagmar H. Mueller Pate, die es auf bislang zehn Bände bringt. Stoff genug gibt es also, um gleich eine ganze Filmreihe daraus zu machen.
Umso überraschender ist, dass sich Mike Marzuk (Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier, Der junge Häuptling Winnetou) nicht einfach eines dieser Bücher genommen hat, um daraus eine Geschichte zu machen. Stattdessen haben er und sein Co-Autor Korbinian Wandinger selbst etwas zusammengeschrieben. Der Auftakt dient dabei natürlich primär der Einführung der Figuren und der Situation. Die ersten Minuten erzählt Livi, die Hauptfigur des Abenteuers, von sich, ihren Geschwistern und dem turbulenten Zusammenleben. Dazu spricht sie direkt in die Kamera, macht das Publikum zu Verbündeten, weshalb es in den Auseinandersetzungen stärker zu ihr halten dürfte. Und die gibt es oft, selbst dann, wenn man gar nicht so genau weiß, warum sie gerade wieder streiten.
Ein Pinguin als Star
Aber Glaubwürdigkeit ist hier nicht wirklich angesagt. Spannende Figuren auch nicht. Zwar versuchte man, allen vieren eine Besonderheit zu verleihen. Beispielsweise hat Kenny ein eingebildetes Haustier: ein Silberfischchen namens Sashimi. Nur machte man nicht mehr aus diesen Menschen, es bleibt jeweils bei dieser einen Besonderheit, darüber hinaus gibt es keine Charakterisierung. Bei den Erwachsenen sieht es nicht besser aus. Immerhin, das Ensemble ist spielfreudig. Das Nachwuchsquartett macht seine Arbeit beispielsweise ganz ordentlich, da hat Die Chaosschwestern und Pinguin Paul so manch anderem hiesigen Kinderfilm etwas voraus. Wobei der Star des Films natürlich der Pinguin selbst ist, der geradezu kriminell niedlich durch die Gegend watschelt.
Das allein reicht aber natürlich nicht aus, um einen ganzen Film zu füllen. Grundsätzlich ist sich Marzuk dessen auch bewusst, weshalb er den an und für sich recht überschaubaren Fall zu einem Abenteuer ausbaut. Richtig spannend wird es dabei aber nicht, dafür haben die Einfälle gefehlt. Insgesamt ist Die Chaosschwestern und Pinguin Paul ein solider, netter Beitrag innerhalb dieses Segments, der mit positiven Aussagen zu Tierschutz, Zusammenhalt und Mädchenpower nicht unsympathisch ist. Das Ensemble steht ebenfalls bereit, um gute Kinderfilme auf die Beine zu stellen. Sollte das Ergebnis erfolgreich sein und tatsächlich weitere Teile produziert werden, darf beim Drehbuch aber gern mehr geliefert werden, damit einem die Figuren ein bisschen stärker ans Herz wachsen, als es hier noch der Fall ist.
OT: „Die Chaosschwestern und Pinguin Paul“
Land: Deutschland, Italien, Belgien
Jahr: 2024
Regie: Mike Marzuk
Drehbuch: Mike Marzuk, Korbinian Wandinger
Vorlage: Dagmar H. Mueller
Musik: Yves Gourmeur
Kamera: Richard Van Oosterhout
Besetzung: Lilit Serger, Momo Beier, Cara Vondey, Rona Regjepi, Giovanni Francesco, Felix Klare, Max Giermann, Janine Kunze, Denis Moschitto, Michael Lott
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