Als der Anwalt Harald Anbauer ermordet in seiner Kanzlei gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Schließen liegen da Embryopuppen vor der Tür, die mit Kunstblut verschmiert wurden. Das passt aber gar nicht zu dem Mann mit seinen konservativen Ansichten, der sich vehement gegen Abtreibungen ausgesprochen hat. Warum sollte er dann zur Zielscheibe von Abtreibungsgegnern werden? Vera Lanz (Katharina Böhm), Korbinian Kirchner (Jonathan Hutter) und Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) gehen der Sache nach und befragen dabei Eva (Regula Grauwiller), die Frau des Toten, sowie die gemeinsame Tochter Lisa (Sinje Irslinger). Dabei kommt immer wieder das Thema Abtreibung auf. Hängt der Mord damit zusammen oder steckt etwas ganz anderes dahinter?
Krimi mit gesellschaftlichem Thema
Nachdem Die Chefin zu Beginn der 14. Staffel noch geschwächelt hat, es da eine Reihe recht mäßiger Episoden gab, läuft es inzwischen wieder besser bei der beliebten ZDF-Krimiserie. Sowohl das im Lotto-Umfeld spielende Millionen Gründe wie auch Preis der Wahrheit, bei dem es um rechte Umstürzler und verbrecherische Energieversorger ging, waren ganz ordentlich. Das war nicht, das man unbedingt gesehen haben müsste. Aber man kam doch als Krimifan einigermaßen auf seine Kosten. Und das gilt dann auch für Fremdbestimmt, die achte von zehn Folgen der besagten Staffel.
Wie schon beim letzten Mal wird ein gesellschaftliches Thema ausgepackt, bei dem es über das bloße Suchen nach dem Mörder bzw. der Mörderin hinausgeht. Genauer spricht Drehbuchautorin Iris Kobler die Frage einer Abtreibung an. Das wird in Deutschland zwar nicht vergleichbar hitzig diskutiert wie in den USA, wo das Thema ständig an der Tagesordnung steht. Natürlich kann man aber auch hierzulande geteilter Ansicht sein. Wobei sich die Folge davor hütet, sich zu sehr festlegen zu wollen. Das geschieht hier wenn überhaupt nur über Umwege, indem in Die Chefin: Fremdbestimmt die Gegner und Gegnerinnen entweder verlogen sind oder einfach spinnen. Eine wirkliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Am ehesten sind es noch Diskussion zwischen Kirchner und Böhmer, die in eine solche Richtung gehen.
Passabler Krimi
Das kann man dann etwas unbefriedigend finden. Aber bei einem Format, das nicht einmal eine Stunde Zeit pro Folge lässt, ist wirklicher Tiefgang kaum möglich. Als Krimi funktioniert die Episode vergleichsweise gut, wenn es eine Reihe von Fährten gibt, die dieses Mal thematisch enger beieinander liegen. Ein weiteres Argument ist das Ensemble, das diesmal etwas mehr machen darf. Am Ende ist Die Chefin: Fremdbestimmt zwar auch nicht wirklich mehr als ein durchschnittlicher Fernsehkrimi. Aber manchmal reicht das. Die Suche nach dem Täter oder der Täterin erfüllt ihren Zweck, sieht man einmal von dem überzogenen Finale ab, bei dem man wohl noch einmal richtig auftrumpfen wollte.
OT: „Die Chefin: Fremdbestimmt“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Patricia Frey
Drehbuch: Iris Kobler
Musik: Johannes Brandt, Thomas Osterhoff
Kamera: Michael Clayton
Besetzung: Katharina Böhm, Jonathan Hutter, Jürgen Tonkel, Regula Grauwiller, Sinje Irslinger, Xenia Tiling, Tommy Schwimmer, Ulrike Willenbacher, Tua El-Fawwal, Mouataz Alshaltouh
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