Die Chefin: Preis der Wahrheit

Als sich der Anwalt Hannes de Boer (Martin Rapold) mit seinem Klienten Gabriel Vermeulen treffen will, einem investigativen Journalisten, werden sie beide aus dem Hinterhalt beschossen. Während de Boer schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht wird, kommt für Vermeulen jede Hilfe zu spät. Aber wer steckt hinter diesem Attentat? Vera Lanz (Katharina Böhm), Korbinian Kirchner (Jonathan Hutter) und Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) begeben sich auf die Suche nach Antworten und stellen dabei fest, dass mehrere Leute nicht gut auf den Verstorbenen zu sprechen waren. Während die eine Spur in rechte Kreise führt, die den Journalisten tot sehen wollten, geht es bei der anderen um den Unternehmensberater Urs Millers (Patrick von Blume), der für einen Energie-Konzern tätig ist …

Die Suche nach gesellschaftlicher Relevanz

Seit November wird im ZDF die aktuelle 14. Staffel von Die Chefin ausgestrahlt. Ein Grund zur Freude ist das jedoch eher weniger, die meisten Folgen der Krimiserie waren ziemlich mäßig. Mit Millionen Gründe ging es dann endlich mal aufwärts. Die im Lotto-Umfeld spielende Geschichte war zwar zum Ende hin total überzogen, machte aber zumindest einigermaßen Spaß. Und auch Preis der Wahrheit, die siebte Folge der besagten Staffel, schlägt sich ganz wacker. Auf den Humor, der beim letzten Mal demonstriert wurde, muss man dabei aber verzichten. Im Gegenteil, hier geht es sogar todernst zu. Der Fall um einen Journalisten, der von einer unbekannten Person erschossen wird, bringt eine Reihe gesellschaftlich relevanter Themen auf den Tisch.

Besonders erschreckend ist dabei der Ausflug in die rechten Abgründe, wo von Umstürzen fantasiert wird und alle, die nicht so denken wie sie, liquidiert werden müssen. Dass die Folge ausgerechnet in der Woche ausgestrahlt wird, in der die AfD-Pläne zur Entfernung der „Nicht-Deutschen“ bekannt wird, verleiht ihr eine unangenehme Aktualität. Aber auch der Part um die Machenschaften eines Energie-Konzerns kommen einem bekannt vor. Stärker als bei den vorherigen Folgen verfolgt man bei Die Chefin: Preis der Wahrheit also gesellschaftliche Ziele, will inhaltlich relevant sein. Die Bandbreite der Themen ist dabei enorm, vielleicht hätte man sich da doch etwas aussuchen sollen, was näher beieinander liegt. Es funktioniert aber einigermaßen, wenn man investigativen Journalismus als gemeinsamen Nenner bringt.

Willkürlich

Das Ende ist leider etwas enttäuschend. Während die oben genannte Willkürlichkeit noch zu vertreten ist, scheint Drehbuchautor Florian Iwersen (Tod eines Mädchens) mit der Zeit wirklich nur noch mit Zufallsprinzip gearbeitet zu haben. So kommt die Lösung dann doch aus dem Nichts, was für ein Publikum frustrierend ist, das gerne selbst rätselt. Aber auch bei der Figurenzeichnung überzeugt das nicht so wirklich. Der Rechte und der PR-Profi sind, auch aufgrund der begrenzten Zeit, nicht mehr als konturlose Stereotype. Beim Journalisten hat man dafür alles Mögliche zusammengeworfen, wie es gerade gebraucht wurde. Das ergibt kein schlüssiges Bild. Dennoch, in der Summe ist Die Chefin: Preis der Wahrheit ganz ordentlich, Krimifans schauen rein.